Kultur

Bis vor wenigen Wochen stand Lorin Maazel noch als Chef der Münchner Philharmoniker im Münchner Gasteig am Pult. (Foto: dpa)

14.07.2014

Klassikswelt trauert um Lorin Maazel

Bis vor kurzem war der Stardirigent Dehv der Münchner Philharmoniker. Er starb nun im Alter von 84 Jahren an einer Lungenentzündung

Er dirigierte als erster US-Amerikaner in Bayreuth, trat mit den New Yorker Philharmonikern in Nordkorea auf und war überhaupt einer der ganz großen seines Fachs: Jetzt ist der preisgekrönte und von Fans und Kritikern gefeierte US-Stardirigent Lorin Maazel gestorben. Er hatte noch viel vor. Zwar hatte er im Juni sein Amt als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker aufgegeben, aber in den Wochen danach hatte er intensiv für das derzeit auf seinem Anwesen im US-Bundesstaat Virginia stattfindende Castleton Festival geprobt. Mit den Orchestern und Sängern zusammenzuarbeiten sei "mehr als nur eine geliebte Arbeit, sondern auch eine Arbeit, die Freude macht", hatte er dem Publikum noch beim Eröffnungsabend vor rund zwei Wochen zugerufen. 2013 hatte der Star-Dirigent, der als einer der besten seines Fachs galt, noch mehr als 100 Konzerte geleitet. Doch dann zog sich Maazel eine Lungenentzündung zu, es folgten Komplikationen und am gestrigen Sonntag starb der gefeierte Dirigent im Alter von 84 Jahren in seinem Haus in Virginia. Der 1930 nahe Paris in eine Musikerfamilie geborene Maazel war ein Wunderkind. Schon mit fünf Jahren, die Familie war inzwischen nach Los Angeles gezogen, bekam er Geigenunterricht. Im zarten Alter von neun Jahren dirigierte er bei der New Yorker Weltausstellung zum ersten Mal ein großes Orchester. Mit zwölf Jahren ging er auf US-Tournee, als 15-Jähriger gab er sein Debüt als Violinist. Als Dirigent schrieb Maazel später Musikgeschichte: 1960 war er der erste Amerikaner, der auf dem Grünen Hügel in Bayreuth ans Pult treten durfte. 2008 trat er mit den New Yorker Philharmonikern - als erstem Spitzenorchester aus dem Westen - im abgeschotteten Nordkorea auf. Der vielfach preisgekrönte Maazel leitete Orchester in Berlin, Wien, New York, Cleveland, Pittsburgh, London und München. Insgesamt dirigierte er in seiner mehr als 70 Jahre andauernden Karriere rund 150 Orchester bei mehr als 5000 Opern und Konzerten. Dazu nahm er rund 300 Alben mit klassischer Musik auf. Zudem komponierte er dutzende Stücke und auch ganze Opern. Sein letztes Amt war das des Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, das er 2012 antrat und nur zwei Jahre lang bekleiden sollte. Da galt er längst als einer der bestbezahlten Dirigenten der Welt. "Da ich so viele Konzerte umsonst dirigiert habe, glaube ich inzwischen das Recht zu haben, auch ab und zu bezahlt zu werden", sagte der Dirigent, der dreimal verheiratet war und sieben Kinder und vier Enkel hinterlässt, einmal der Nachrichtenagentur dpa. Fans des Fußballclubs FC Bayern werden ihm nie vergessen, wie er 2013 im Bayern-Trikot am Dirigentenpult dem Verein auf musikalische Weise Glück für das Champions League-Finale im Londoner Wembleystadion wünschte. "Für jemanden, der den Ruf hat, ziemlich gut mit dem Taktstock umgehen zu können, kenne ich mich mit dieser Technik komischerweise gar nicht richtig aus", sagte Maazel einmal der "New York Times". "Ich glaube, dass ich bei dem selben Takt nie zweimal die selbe Bewegung mit dem Stock mache. Das Ziel ist, eine Bewegung zu finden, die auf das Bedürfnis eines Musikers in einem bestimmten Moment eingeht. Der Musiker muss sich wohl fühlen, so dass er weiß, wo er ist und was von ihm erwartet wird, und sich auf die Schönheit der Töne konzentrieren kann. Das ist keine Zauberei." (Christina Horsten, Britta Schultejans/dpa)

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