Kultur

Oper, Komödie, Ballett und Kindertheater: Die Mischung macht’s im Dehnberger Hoftheater. Hier eine Szene aus „Charleys Tante“. (Foto: Dehnberger Hof Theater)

26.08.2016

Klein, aber oho

In der kommenden Spielzeit feiert das Dehnberger Hof Theater 40-jähriges Jubiläum

Entlang der „Goldenen Straße“ von Nürnberg nach Prag fragt man sich dieses Jahr und anlässlich des 700. Geburtstags von Karl IV. nach der Bedeutung dieses Kaisers, der in einem Zug mit der „Goldenen Bulle“ genannt wird. „Den steilen Weg wählen und Verantwortung für Menschen übernehmen oder den einfachen Weg und ein bequemes Leben führen“: So formuliert Ralf Weiß das für sein jugendliches Publikum. Und fügt im Herbstprogramm des Dehnberger Hof Theaters hinzu: „Auch unser Theater hat den steilen Weg gewählt.“ Der Prinzipal eines der kleinsten Theater Deutschlands in der Nähe von Lauf an der Pegnitz kann in der kommenden Spielzeit auf 40 Jahre Dehnberger Hof Theater zurückblicken – keineswegs kurz vor der Pleite, sondern mit einem gesicherten Jahresetat von etwa 800 000 Euro und mit einem Förderverein von fast 1000 Mitgliedern im Rücken. Im letzten Quartal der Saison 2015/16 gab es allein 32 Spielabende. Was allein schon deshalb nicht selbstverständlich ist, weil das Theater im alten Hopfenbauernhaus und im Dorf Dehnberg auf den Jurahöhen eher abseits liegt und für die 199 Plätze und die Auslastung von gut 70 Prozent durchaus kein Bauerntheater bietet.

Den Hof einbeziehen

Ralf Weiß hat die Geschichte des Dehnberger Hof Theaters seit 1988 miterlebt, als der frühere Eigentümer, Dirigent und Chorleiter Wolfgang Riedelbauch mit seiner Gefolgschaft vom Nürnberger Hans-Sachs-Chor hier Die Zauberflöte und Carmina Burana gespielt hat – im „Hof“ eben. Der ist so romantisch und bietet so viele Spielecken, dass man ihn immer wieder in Inszenierungen einbezieht. Auch Marcus Everding wird das in der Sommersaison 2017 mit einer Räuberpistole auf der Basis von Das Wirtshaus im Spessart tun: auf verschiedenen Bühnen, aus verschiedenen sozialen Perspektiven. „Das Herz gewinnt“, soll die Botschaft sein – so ähnlich wie derzeit beim Stück über Karl IV. für Kinder und Jugendliche. Da unterhalten sich zwei Pagen über ihren Chef. Tenor: Jeder ist anders, und jeder hat auch ein Recht darauf. Der dramaturgische Dreh: Das Stück bricht plötzlich ab – die Kinder sollen es weiterschreiben. Als Improtheater werden die Entwürfe eine Stunde später gespielt. Auf diesen Aspekt der Kinder- und Jugendarbeit kommen Ralf Weiß und seine Dramaturgin Brigitte Schürmann oft zu sprechen: Es geht ihnen um die „Kundschaft von morgen“, die auch ihre Eltern zum Besuch im Dehnberger Hof Theater verleitet. Aber besonders ist das Dehnberger Hof Theater für sein Stammpublikum bekannt – und für seine Stammkabarettisten. Denn die nützen das intime Theater als Versuchslabor für neue Programme. Bernd Regenauer und Kollegen wie Rolf Miller, Constanze Lindner, Michael Altinger, die Wellküren, Herbert & Schnipsi) schätzen den Publikumskontakt auf Armlänge. Dass sie alle immer wieder kommen, obwohl sie in München den großen Circus Krone füllen, liegt auch an der persönlichen Betreuung: Denn in Dehnberg, so Ralf Weiß, fühle sich jeder vom Chef bis zur Putzperle für das Ganze verantwortlich. Auch der Koch gehört dazu, wenn es um die Speisekarte der Theatergastronomie geht, die sich der regionalen Küche verschrieben hat.

Franken verpflichtet

Verpflichtet fühlt sich Ralf Weiß auch den derzeit 16 Schauspielern, die er unter Vertrag hat; sie spielen nicht das ganze Jahr in Dehnberg, sondern kommen fallweise. Sie ermöglichen vor allem auch Produktionen mit fränkischem Einschlag – obwohl es die alten Kämpfer für den fränkischen Humor und Zungenschlag seit den Zeiten von Schweig Bub! von Fitzgerald Kusz nicht mehr gibt. Der gehört aber zum Profil des Dehnberger Hof Theaters – so wollen es auch die Förderrichtlinien des Kultusministeriums, das keine Koproduktionen unter den ähnlich gestrickten Regionaltheatern zulässt. Da schaut jeder selber, dass er die 100 Vorstellungen erreicht, die eine Eigenproduktion erreichen muss. In Dehnberg tut man es nicht mit Regietheater-Experimenten, auch nicht als Kleinkunstbühne, sondern als richtiges Theater. Das aber auch weiß, was gar nicht läuft: wie einst Der Freischütz. Da wäre das kleine Theater beinahe in die finanzielle Wolfsschlucht gestürzt. Aber „das Theater hat einen neuen Weg gefunden“ und sein Profil herausgearbeitet: „Unsere Stärke ist die soziale Identität“, nennt es Ralf Weiß. (Uwe Mitsching) Information zur neuen Spielzeit unter www.dehnbergerhoftheater.de

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