Kultur

In sich gekehrt, als würde sie in eine zeitlich entlegene Ferne blicken: Detail aus der Skulptur "Neif". (Foto: Groß)

24.01.2014

Kühle Distanz

Skulpturen von Walter Moroder in der Kunstgalerie Fürth

Eine auratische Stille geht von diesen Figuren aus –, Figuren, die den Blick sinnverloren nach innen und doch zugleich in eine Ferne zu richten scheinen, die lange zurück liegt. Greifbar nahe, sind sie doch unnahbar fern. Sie halten den Betrachter kühl auf Distanz. Entrückt in ihrer statuarischen Grazie sind sie nur in einem metaphysischen Sinne lebendig, meditativ versunken in die Betrachtung einer geheimnisvoll-fremden, unsichtbaren Welt.
Die Darstellung der Stille ist denn auch der Titel dieser Ausstellung der städtischen Kunstgalerie Fürth, gewidmet dem Südtiroler Bildhauer Walter Moroder. Die vier Jahrhunderte alte Tradition der Südtiroler Herrgottschnitzer aus dem Grödner Tal, wo der Künstler 1963 in St. Ulrich geboren wurde, scheint in seine ausschließlich figuralen Plastiken eingeflossen zu sein; wiewohl seine kleinen, nicht ganz mannsgroßen Figuren ganz und gar nichts Religiöses, wohl aber etwas Kontemplatives, ja Spirituelles ausstrahlen.

Rätselhaft einfach

In ihrer archaischen Strenge erinnern sie an ägyptische Figurationen, an Mumien, die über Jahrtausende hinweg dennoch zu uns zu sprechen scheinen. Ihre Namen, dem seltenen, heute noch gesprochenen Ladinisch entlehnt, klingen fremdartig und rätselhaft; und meinen doch nur ganz Einfaches: Curide, die Verhüllung; Son fonz, die Hockende; Jol, die Stille.
Die Figuren Walter Moroders, der an der Akademie in München studierte und sich ganz bewusst an die fragilen Gestaltungen des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti anlehnt, sind zwar aus Holz (bevorzugt aus Zirbel, Erle, Linde, Kastanie und Mooreiche), aber der Künstler überblendet den Materialcharakter, wenn er seine Figuren (mit Acrylfarben, Gipsweiß oder Kreide) bemalt – und damit gleichsam verhüllt; oder sie mit gläsernen Augen ausstattet und ihnen damit enigmatisches Leben einhaucht.
Der Mensch wird in diesen Skulpturen nicht nachgeahmt, sondern typisiert und damit auf das Essentielle reduziert: ein stilisiertes Derivat, wie auch eine seiner Figuren benannt ist, steht für das Wesen, ja die Geistigkeit des Menschen, der – ohne Charakter und ohne Gestik und Mimik – nur für sich in seinem individuellen Universum befangen ist.
Eine merkwürdige Unruhe geht von diesen Figuren aus, die keinen Schmerz und keine Freude, keine Trauer und kein Lachen kennen, sondern in großer Melancholie versunken erscheinen. Dem Leben entrückt – und doch mitten unter uns. (Fridrich J. Bröder) Bis 9. März. Fürth Kunstgalerie, Königsplatz 1, 90762 Fürth. Mi. bis Sa. 13 – 18 Uhr, So. bis 17 Uhr. www. fuerth.de/kunstgaleriefuerth Abbildungen (Fotos: Kunstgalerie Fürth)
Walter Moroder im Selbstporträt.
Schlicht "Meditation" hat Moroder diese Skuptur betitelt.

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