Kultur

Sven Drühl wählt kryptische Bildtitel - es sind die Inititalien von Künstlern, aus deren Bildern er Motive entlehnt hat. Hier ein Ausschnitt aus "H.Y." (2015), einem Gemälde in Öl, Lack und Silikon auf Leinwand. Die komplette Ansicht und weitere Bilder der Ausstellung sehen Sie in der Bildergalerie am Ende des Beitrags. (Foto: VG Bild-Kunst)

09.02.2016

Kunstvolle Ablagerungen

Sven Drühl verbindet japanische und europäische Stilelemente der Kunstgeschichte - eine Ausstellung in Ismaning

Das Kallmann-Museum zeigt ab 20. Februar eine umfassende Einzelausstellung mit Arbeiten von Sven Drühl. Dieser greift in seinem Werk auf Landschafts- und Architekturmotive der Kunstgeschichte zurück, die er etwa bei Caspar David Friedrich und Ferdinand Hodler findet, aber auch bei zeitgenössischen Künstlern und in der japanischen Holzschnittkunst. Seinen Vorlagen entnimmt Drühl einzelne Motive wie Berge, Bäume oder Seen, die er mit spielerischer Gelassenheit neu arrangiert, kombiniert, collagiert und dekonstruiert. Dabei kann es sein, dass er die Motive für ein Gemälde nur einem Vorbild entnimmt, oder auch, dem Sampling in der Musik nicht unähnlich, mehreren Vorbildern. Die Titel der Arbeiten, die aus Kürzeln wie K.H., F.H. oder H.Y. bestehen, verweisen auf die Künstler der Werke, denen Drühl seine Kompositionselemente entlehnt hat. Im Mittelpunkt der Ausstellung Sven Drühl - Shin-Hanga. Japanische Landschaften steht die Verbindung von westlichen und fernöstlichen Kunstformen. Seit 2007 beschäftigt sich Sven Drühl intensiv mit dem japanischen New Print Movement, dem so genannten Shin-Hanga, das seine Wurzeln im Japan der 1910er Jahre hat.

Europäisches integriert

Die Shin-Hanga-Künstler, deren berühmteste Vertreter Kawase Hasui und Hiroshi Yoshida sind, bezogen sich zum einen auf die Tradition des japanischen Farbholzschnitts seit Hokusai und Hiroshige, zum anderen integrierten sie Einflüsse aus der westlichen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, wie etwa den Umgang mit Perspektive, Raum und Licht der deutschen Romantik und des Impressionismus. So zeichnen eine neue Individualität des Ausdrucks und eine poetische Grundstimmung die Arbeiten des Shin-Hanga aus, die bis in die späten 1950er Jahre auch im Westen auf große Nachfrage stießen, danach aber zunehmend aus dem Blick der Kunstwelt verschwanden.

Übersetzt in zeitgenössische Sprache

In seinen Lack- und Silikongemälden, deren reduzierte Form der Darstellung an Emaillekunst, an mittelalterliche Glasmalerei oder auch an Comics erinnert, sowie in seinen Neonarbeiten erarbeitet Sven Drühl Übersetzungen dieser Shin-Hanga-Werke in eine zeitgenössische künstlerische Sprache. Dabei verwendet er vereinzelt auch Zitate westlicher Kunst, die er mit den Shin-Hanga-Elementen kombiniert. So sind in seinen Werken unterschiedlichste Entwicklungslinien der Kunst als Ablagerungen enthalten. Drühls Shin-Hanga-Bilder setzen sich mit einem kulturell geprägten, im Bild vermittelten Blick auf Landschaft auseinander, der von europäischen und japanischen Traditionen gleichermaßen bestimmt wird. Sie erlauben somit einen spannenden Blick auf die europäische und die japanische Landschaftsmalerei, die seit dem 19. Jahrhundert von gegenseitiger Beeinflussung geprägt wird. Sven Drühl ist auch ein passionierter Sammler von Shin-Hanga-Holzschnitten, die in Europa bislang kaum rezipiert wurden. In der Ismaninger Ausstellung werden Drühls Werke zahlreichen Originalen des New Print Movement gegenübergestellt. (BSZ)

Information: 20. Februar bis 17. April. Kallmann-Museum, Schloßstraße 3, 85737 Ismaning. Di. bis So. 14.30 – 17 Uhr und nach Vereinbarung. www.kallmann-museum.de

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