Kultur

11.01.2013

Leuchtender Rhythmus

AKTUELLE KONZERTKRITIK: Mariss Jansons dirigiert Olivier Messiaen

Es ist bedauerlich, dass die zeitgenössische Musik nicht zum Kernrepertoire von Mariss Jansons gehört. Seit 2003 leitet der lettische Dirigent das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, aber: Bis heute hat er noch nicht bei der „musica viva“ dirigiert, der BR-Reihe für neue Musik. Dabei hat Jansons zumindest für das 20. Jahrhundert eine äußerst glückliche Hand, was nun ein Konzert mit seinem Münchner Orchester im Gasteig zeigte. Pünktlich zu seinem 70. Geburtstag, den er am 14. Januar feiert, dirigierte Jansons die Turangalîla-Symphonie von Olivier Messiaen. Der vor 20 Jahren verstorbene Franzose hatte das Werk zwischen 1946 und 1948 komponiert. „Dynamik“ und „Lebenskraft“: Um diese Begriffe kreist der altindische Titel, die Musik reflektiert auch das Erbe. So huschen Leitmotive wie bei Richard Wagner durch die Partitur, gewürzt mit virtuosen Gesten eines Franz Liszt, Impressionismus von Claude Debussy oder indisch-orientalischer Exotik.

Geschickt gewebte Ondes-Martenot-Wellen

Daraus erwächst eine eigene, höchst komplexe Klangwelt, bei der man schnell den Durchblick verlieren kann. Zehn Sätze mit insgesamt 2683 Takten und 90 Minuten Musik: Die Dimensionen sind gewaltig, was auch für die Besetzung gilt. Neben 68 Streichern werden fünf Schlagzeuger sowie zahlreiche Bläser und Zusatzinstrumente verlangt – darunter ein Klavier (Jean-Yves Thibaudet) und das elektronische Instrument „Ondes Martenot“ (Cynthia Millar), die teils solistisch geführt werden. Jansons hat geschafft, was nur wenigen vergönnt ist: Er brachte die Farben und den Rhythmus zum Leuchten. Obwohl er eine ungeheure Energie und Kraft in dem Riesenorchester entfesselte, blieben die Strukturen stets glasklar hörbar. Kaum merklich webte Millar die „Martenot-Wellen“ in den Orchesterklang – als natürliche Erweiterung und nicht als jaulenden Fremdkörper wie so häufig. Auch deshalb erstrahlten Hörmusiken von irrster Schönheit, fesselnd bis zum Schluss. (Marco Frei)

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