Kultur

Eine Statue von Karl IV. von der Ostfassade des Altstädter Brückenturms wird nun in der Landesausstellung in Nürnberg gezeigt. (Foto: dpa)

17.10.2016

Mit Schwert und Feder

Nächste Woche beginnt in Nürnberg die große bayerische-tschechische Landesausstellung zu Karl IV.

Der Kaiser kommt in die Stadt – lockt das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg: Ab 20. Oktober wird sich dort in der ersten von Bayern und Tschechien gemeinsam arrangierten Landesausstellung alles um Kaiser Karl I:. drehen. Richard Loibl, Direk­tor des Hauses der Bayerischen Geschichte verspricht:  „Freuen Sie sich auf eine außergewöhnliche Schau,  mit Spitzenexponaten aus den Weltmu­seen, wie man sie in dieser Exklusivität in Sonderausstellungen nur selten bewun­dern kann."

Kaiser mit Schwert und Feder

Das 14. Jahrhundert war eine Krisen- und Umbruchzeit: Die Pest wütete in weiten Teilen Mitteleuropas, Naturkatastrophen und Hungersnöte forderten viele Opfer. Zeitgleich erlebten Architektur, Technik, Kunst und Kultur einen Aufschwung, be­sonders in den mit Karl verbundenen Reichs- und Bischofsstädten. Prag erhielt die erste Universität Mitteleuropas und entwickelte sich zur Metropole. Die Prager Hofkunst wirkte stilbildend.

Karl IV. und seine Residenzbauten - Beitrag in "UNSER BAYERN"

Systematisch hat Karl IV. Residenzbauten in seinem Reich errichtet. Wichtige Bauten entstanden gerade auf dem Gebiet des heutigen Bayern.
→ Lesen Sie dazu einen umfangreichen und reich bebilderten Beitrag von Richard Nemec in der April-Ausgabe der BSZ-Beilage UNSER BAYERN:
Sprache der Architektur. Die Residenzbauten von Karl IV.

(BSZ Nr. 17 vom 29. April 2016 oder http://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/unser-bayern/detailansicht-unser-bayern/artikel/sprache-der-architektur.html

Auch die freie Reichsstadt Nürnberg, sein zweithäu­figster Aufenthaltsort nach Prag, hat Karl erheblich durch Stiftungen gefördert. Seine hohe Bildung machte ihn zu einem Kaiser des Schwertes und der Feder: Als erster Herrscher verfasste er eine Autobiografie.

Gegenkönig der Wittelsbacher

Karl war als Sohn von Johann von Luxemburg und Elisabeth von Böhmen eine wichtige Figur im politischen Spiel. Als Gegenkönig des Wittelsbachers Ludwig der Bayer konnte Karl die Unterstützung des Papstes gewinnen und damit den Kampf um die römisch-deutsche Krone. Seine Krönung 1355 in Rom bedeutete die Er­neuerung des Kaisertums im Heiligen Römischen Reich. Und er schaffte ein epo­chales Werk: Die Goldene Bulle von 1356 wurde zu einer Art Reichsgrundgesetz und regelte für viereinhalb Jahrhunderte die Wahl des Römischen Königs durch die Kurfürsten. Als Kaiser stützte er sich weniger auf militärische Gewalt als auf Diplomatie  - und auf erhebliche Geldsummen, mit denen er die Zustimmung der Kurfürsten erkaufte. Die reichen Silbervorkommen Böhmens, die Förderung des Handels sowie die effiziente Verwaltung und Nutzung seiner Territorien ermöglichten den Erfolg des ebenso frommen wie berechnenden Kaisers.

Ehe und Macht

Daneben betrieb er geschickte Hei­ratspolitik: Bei seinen vier Ehen wie bei der Ver­heiratung seiner Kinder spielte die Mehrung seiner Hausmacht stets die wichtigste Rolle. So bildete die Mitgift der Wittelsbacherin Anna von der Pfalz die Grundlage für Karls „Neuböhmen“ in der Oberpfalz.

Umstrittener Herrscher

Weil er für seine Hausmachtpolitik in großem Umfang Reichsgut verpfändete, sa­hen deutsche Historiker Karl lange als „Vater Böhmens, aber Erzstiefvater des Reiches“, während er in Böhmen bzw. Tschechien bis heute als „Vater des Vater­landes“ gilt.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung wirft mit über 180 hochrangigen Kunst­werken, Urkunden, kulturhistorischen und alltagsgegenständlichen Zeugnis­sen und medialen Inszenierungen einen neuen Blick auf den facettenreichen Herr­scher und seine Zeit. Das Konzept wurde von der Nationalgalerie Prag und dem Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg in Zusammenarbeit mit Wissen­schaftlern des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmit­teleuropas (GWZO) Leipzig, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissen­schaften, des Deutschen Historischen Instituts Rom, der Heinrich-Heine-Universität Düssel­dorf und der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde St. Martha Nürn­berg erarbeitet. Die Ausstellung war vor Nürnberg bereits in Prag zu sehen.

Begleitprogramm zur Landesausstellung

Das Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee und die Metropolregion Nürnberg ha­ben begleitend zur Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung eine Vielzahl an Festen, Konzerten, Themenabenden und weiteren Veranstaltun­gen organisiert. So laden während des gesamten Ausstellungs-Zeitraums über 300 grenzübergrei­fende Veranstaltungen entlang der Goldenen Straße zwischen Nürnberg und Prag ein, sich auf Spurensuche zu begeben. (BSZ) Information: 20. Oktober bis 5. März 2017.Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg. Di. bis So. 10 – 18 Uhr, Mi. bis 21 Uhr. www.KarlIV.eu oder www.hdbg.de

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