Kultur

Edle Grabbeigabe: Kamm mit Steckfutteral aus Geweihknochen. (Foto: Kohl)

31.07.2015

Multikulti im Gäuboden

Eine Ausstellung in Straubing über frühmittelalterliche Archäologiefunde

Archäologen bietet Straubing ein ergiebiges Gelände. Dazu trägt vor allem das Gräberfeld an der Bajuwarenstraße bei, das sich etwa dreieinhalb Kilometer allachbach vom früheren Platz des spätantiken Kastells und Hafens befindet. Der Bestattungsplatz enthält weit über 800 vollständige Gräber, die seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. belegt wurden. Aus den Funden lässt sich auf eine Bevölkerung mit germanischen ebenso wie romanischen Wurzeln schließen.
Für die Interpretation der bayerischen Frühgeschichte ist dieses Bestattungsfeld aufschlussreich. Im frühen 7. Jahrhundert endet die Belegung des Gräberfeldes Bajuwarenstraße, der neue Bestattungsplatz wurde einen halben Kilometer weiter in Alburg-Hochweg angelegt – dort, wo 1950 der Römerschatz gefunden wurde. Das Gäubodenmuseum Straubing breitet in einer sorgfältig aufgearbeiteten Sonderausstellung die Schätze aus seinem Depot aus. Die Funde aus der Altstadt um den Kirchenhügel St. Peter und Neustadt/Alburg konnten mit Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft restauriert und publiziert werden. Vor 25 Jahren wurde in Straßkirchen (Landkreis) Straubing-Bogen ein bajuwarisches Gräberfeld gefunden; erste konservierte Stücke werden nun in der Sonderausstellung gezeigt.
Das Gäubodenmuseum, das in seinen Depots über 2000 frühmittelalterliche Gräberfunde bewahrt, möchte mit dieser Ausstellung auf die Errichtung einer Dauerabteilung zur Frühgeschichte des Straubinger Landes hinarbeiten. Anhand von Karten und ausführlichen Texten kann sich der Besucher einen Überblick über die Lage von Altstadt und Neustadt verschaffen. Zudem erfährt man, dass die Stadt einst mit einem Königshof ausgestattet war – im Zuge einer Gerichtsverhandlung wird „Strupinga“ 902 als Königshof genannt.
Eine interessante Erkenntnis dürfte auch sein, dass das römisch-germanische Bevölkerungskonglomerat der Bayern immer wieder neue Kulturen assimiliert hat – romanische, ostgotische, alamannische, thüringische, fränkische und langobardische Einflüsse waren an der Bildung der Baiuwaren beteiligt, die erstmals in der Gotengeschichte des Iordanes im Jahr 551 n. Chr so genannt werden.

Politische Zweckverbindung

Die Ausstellung dokumentiert die Besiedelungsgeschichte und die Lage der Gräberfelder. Die Position der Bestatteten in den Gräbern ist genauestens nachvollzogen, die Grabbeigaben an Ort und Stelle situiert, Bekleidung und Schmuck rekonstruiert. Dass Frauen, die Waffen trugen, damals hoch geachtet waren, erschließt sich aus dem reichen Waffengrab einer Frau und der Lex Baiuvariorum. Eine kleine bajuwarische Stammesgeschichte erläutert die historischen Zusammenhänge und geschickt eingefädelten politischen Zweckverbindungen. Der letzte Abschnitt der Ausstellung widmet sich den Restaurierungs- und Konservierungsmethoden und der wissenschaftlichen Auswertung der Funde und zeigt, dass Archäologie nicht aus Abenteuer allein besteht, sondern aus Verantwortung für Forschung und Aufbewahrung. (Ines Kohl) Bis 4. Oktober. Gäubodenmuseum, Fraunhoferstraße 23, 94315 Straubing. Di. bs So. 10– 16 Uhr.
www.gaeubodenmuseum.de


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