Kultur

Der Musikkabarettist Jo Strauss ging im Rennen um das Scharfrichterbeil als Sieger hervor. (Foto: dpa)

04.12.2014

Philosophischer Schmäh

Jo Strauss gewann das Passauer Scharfrichterbeil

Morbide Wienerlieder, Jazznummern und Rockhymnen: Mit dieser Mischung hat der Wiener Musikkabarettist Jo Strauss das Scharfrichterbeil 2014 gewonnen und tritt damit in die Fußstapfen von Hape Kerkeling, Urban Priol und Luise Kinseher. Die Entscheidung in der renommierten Passauer Kleinkunstbühne fiel erst gestern Nacht. Der Wiener Musikkabarettist und Wahlberliner Strauss gewann den mit 1000 Euro dotierten Hauptpreis des Kabarettwettbewerbs, er hatte einen Ausschnitt aus seinem Programm "Der ganze Dreck" geboten. Strauss bringt in seinen Liedern Melancholie und Euphorie in Einklang mit Titeln wie "Es ist nicht zu ertragen", "Berlin ist besser als Wien" und "Wenn mir danach ist, steche ich zu". Dazwischen sinniert der studierte Philosoph mit Wiener Schmäh über Ernährungstheorien und "sozialphilosophische Kniffe à la Habermas" bei Diskussionen mit Politessen: "Vielleicht sind die so unfreundlich, weil sie in der Polizeischule immer Adorno lesen mussten". Seit fünf Jahren ist Jo Strauss, ehemaliger Tourbegleiter des Liedermachers Ludwig Hirsch, mit Band unterwegs, die erste CD ist im Frühjahr erscheinen. Kritiker attestierten Strauss: "Tom Waits trifft Helmut Qualtinger trifft Ludwig Hirsch". Anders als im Vorjahr, als der Preisträger des großen Beils, der Musikkabarettist Friedemann Weise, Buhrufe erntete, war das Publikum am späten Mittwochsabend zufrieden mit der Juryentscheidung. Das "mittlere Beil" ging in diesem Jahr an den deutsch-amerikanischen Comedian Vincent Pfäfflin. Der in Berlin lebende 33-Jährige erscheint auf der Bühne mit roter Mütze und T-Shirt mit dem Spruch "Wish you were here", der sich auf einen Sarg bezieht. Der Langsamsprecher zeichnete sich am Mittwochabend durch besonderes Timing aus, seine Alltagserlebnisse mit hoher Pointendichte trugt er stoisch vor: "Die Spermien waren bei meiner Zeugung wohl bekifft". Der zunächst in den USA aufgewachsene, mit 13 Jahren nach Dresden übergesiedelte Stand-Up-Comedian berichtet vom entstandenen Kulturschock und ist verwundert über deutsche Gründlichkeit: "Ich habe einen Liebesbrief von einer Frau zurückbekommen, korrigiert". Gewinner des "kleinen Beils 2014" ist der Berliner Lesebühnenautor Andreas "Spider" Krenzke. Der 43-Jährige überzeugte die Jury mit lesebühnenerprobte Kurzgeschichten, vorgetragen in einer Mischung aus Berliner Schnauze und pfiffigem Charme. Er berichtet von Nachbarn, die sich über Lärmbelästigung beschweren. "Statt Hilfe, Polizei, ruft man nun: Party! Dann holt sicher ein Nachbar sofort die Polizei". Um das Scharfrichterbeil hatten sich 70 Künstler beworden, die Jury hatte daraus sechs Finalisten für den gestriegen Abend eingeladen. (dpa, BSZ)

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