Kultur

Besser als das Original - wähnt sich der Hitler-Darsteller Bronski (Leon Pfannenmüller). (Foto: Arno Declair)

25.09.2015

Popanze unter sich

"Sein oder Nichtsein": Belanglos-nette Bühnenadaption des Lubitsch-Klassikers im Münchner Volkstheater

„Sein oder Nichtsein“ – gilt die Existenzfrage vielleicht auch dem Lubitsch-Film? Sagt uns der Klassiker von 1942 noch etwas, funktioniert der hintersinnige Witz von Damals noch? Oder muss er ins Heute übersetzt werden? Parodie-Profi Mel Brooks hat das in den Achtzigerjahren mit einer filmischen Neuauflage getan: Man hat jedenfalls Lust aufs Original bekommen. Und so geht es einem auch nach der getrigen Premiere der Bühnenversion am Münchner Volkstheater: In ihrer Inszenierung der Nick Whitby-Bühnenfassung (2008) versucht Mina Salehpour den grotesken Plot zu toppen – bleibt aber  im nichtssagenden Kokettieren mit Absurdität stecken.

Schön doof, er denen auf den Leim geht

Es geht um die Geschichte einer mittelmäßigen Theatertruppe, der ihr Überleben nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen mit einer Nazi-Imitation gelingt: Die ist zwar leidlich stümperhaft - für die in ihrem Popanzgebahren gleichermaßen banalen Nazi-Chergen genügt sie aber allemal. Alles nur Parodisten – schön doof, wer denen  auf den Leim geht. Das ist die Kernaussage von Lubitsch – mehr Interpretation gibt es auch nicht im Volkstheater. Aber was dort fehlt, ist das subtile und sich spannend zuspitzende Ineinander von Tragik und Komik - nicht nur der Ereignisse, sondern auch in den Handelnden selbst. Mina Salehpour gibt ihren Figuren ­keine Entwicklung - sie stellen allesamt nur eindimensionale Knallchargen aus. Absehbare (Sprach-)Gags reihen sich wie in einer (bisweilen musikalisch bedröhnten) Nummernrevue aneinander – Längen dazwischen sollen wohl den tieferen Sinn kitzeln, machen aber nur müde: Irgendwie ist der schwülstig-bedeutungsschwanger deklamierte Hamlet-Monolog des selbsternannten Shakespeare-Granden Josef Tura (Pascal Fligg) in der Geschichte symptomatisch: Leer – aber lustig, jedenfalls beim ersten Mal.

Slowmotion zum Brüllen

Gut, soweit möchte man aber auch nicht gehen, und wie der Flieger Stanislaw Sobinsky (Jonathan Müller) das Theater verlassen. Weil einzelne Szenen rühren schon zu Tränen - zu Lachtränen. Wie  Magdalena Wiedenhofer als Anna da im Slowmotion grimmassierend und verrenkend über die Bühne wabert: zum Brüllen, wenn auch belanglos. Die ganze Inszenierung tut nicht weh (was mit einer Aktualisierung in Richtung heutiges Neo-Nazi-Gebahren durchaus hätte passieren können) – sondern animiert  eben, in der Videothek nach dem Film-Original suchen lässt. (Karin Dütsch)

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