Kultur

Jean Pauls Werke boten Caspar Walter Rauh (1912 bis 1983), einem der bedeutendsten Vertreter des Phantastischen Realismus, zahlreiche Motive. Hier eine Radierung (1980) zu "Luftschiffers Giannozzo Seebuch". (Foto: StaBi Bamberg)

17.05.2013

Räume für Träume

Die Staatsbibliothek Bamberg stellt zum Jean-Paul-Jubiläum Autografen und andere bibliophile Raritäten aus

Keine Frage: Die Veranstaltungen zum 250. Geburtstag Jean Pauls haben zwangsläufig einen ostoberfränkischen Schwerpunkt. Aber auch Westoberfranken hat Gewichtiges beizusteuern, wie eine Ausstellung der Bamberger Staatsbibliothek beweist. Und das hat eine einfache Bewandtnis: Das 2009 von der Oberfrankenstiftung erworbene Ensemble von über 1000 Briefen von und an Jean Paul (und dessen Familie) ist eine der bedeutendsten Sammlungen von Autografen des Dichters und wird in Bamberg verwahrt. Hinzu kommen Autografen Jean Pauls aus älterem Besitz der Staatsbibliothek.
Im Zentrum der Ausstellung, die sich in das vielfältige deutschlandweite Jean-Paul- Jubiläumsprogramm einreiht, steht eine Auswahl von Briefen und Billets, die der Dichter an seinen wichtigsten Freund, den in Bayreuth ansässigen jüdischen Handelsherrn und Bankier Emanuel Osmund richtete. Aufgrund der sehr engen Freundschaft zu Osmund können die in dichter Folge zwischen 1796 und 1825 niedergeschriebenen Briefe als eine Art „Ersatztagebuch“ Jean Pauls verstanden werden. Sie sind zugleich ein singuläres Zeugnis romantischer Briefkultur und ein beeindruckendes Dokument interkulturellen Miteinanders.
Präsentiert werden in der Staatsbibliothek am Domberg Erstausgaben, bibliophile Drucke und herausragende Illustrationen, außerdem finden sich die wesentlichen Wirkungsstätten des Dichters durch Grafiken seiner Zeit veranschaulicht.

Jenseits der bloßen Vernunft

Die Germanistin Iris Hermann von der Universität Bamberg bot in ihrem Eröffnungsvortrag zur Ausstellung eine prägnante thematische Tour d’horizon unter dem Titel „Jean Pauls Räume – Jean Pauls Träume“: Der Dichter brauche in seinen Räumen und Landschaften keine Paläste und große Dimensionen, um seine Personen zu fokussieren. Vielmehr überwiege Überschaubarkeit. Doch die Idylle mit ihren vielen Bezügen zur oberfränkischen Heimat sei oft schadhaft. Grundmuster des Dichtens von Jean Paul bleibe dessen schier überwältigende Einbildungskraft. Bezüglich des zweiten Stichwortes „Träume“ diagnostizierte Iris Hermann geradezu „kosmische Vorstellungen“, eine „Imagination außerhalb des bloß Vernünftigen“ und eine „Bilderflut weit jenseits aller Alltagswahrscheinlichkeiten“. Jean Paul weise mit seinen Einsichten und Befürchtungen weit in die Moderne, könne aber auch die heutigen Leser seiner Träume ratlos zurücklassen.
StaBi-Chef Werner Taegert weist nicht ohne Stolz darauf hin, dass die ausgestellten Briefe und Billets als Teil der mittlerweile ziemlich umfangreichen digitalen Sammlungen der Staatsbibliothek vollständig einsehbar sind (www.bamberger-schaetze.de). Die Ausstellung darf getrost als ein Muss des Jean-Paul-Jahres 2013 gewertet werden. (Martin Köhl) Bis 13. Juli. Staatsbibliothek Bamberg, Neue Residenz, Domplatz 8, 96049 Bamberg. Mo. bis Fr. 9 – 17, Sa. 9 – 12 Uhr. www.staatsbibliothek-bamberg.de Abbildung: Jean Paul im Doppelporträt: Farbradierung (2000) des oberfränkischen Künstlers Stephan Klenner-Otto. (Foto: StaBi Bamberg)

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