Kultur

Drei Millionen Euro kostete der Penzberger Museumsanbau. (Foto: Stefan Geisbauer)

27.05.2016

Raffinierte Übergänge

Das Museum Penzberg bekam einen neuen Anbau und kann nun auch sein Depot im Haus unterbringen

Hinter der Theke steht mit Kreide geschrieben „Alt“/„Neu“ – und der Strich bedeutet „Übergang“. Denn in Penzberg hat man das alte Stadtmuseum mit einem Neubau (drei Millionen Euro) verbunden und dem Ganzen auch gleich noch einen neuen Namen gegeben: „Museum Penzberg – Sammlung Campendonk“. Am 4. Juni ist die Eröffnung dieses Doppelmuseums, das aus zwei völlig verschiedenen Baukörpern besteht und zwei verschiedene Sammlungen enthält. Wenn einen Museumsleiterin Gisela Geiger noch vor der Eröffnung herumführt, bleibt man erst einmal mal verblüfft im Foyer stehen: Denn da ist die Außenwand des Altbaus plötzlich Innenwand des Eingangsbereichs geworden. Neu gestrichen zwar, aber noch mit den alten Fensterläden. Dort dokumentiert die Bergbaustadt Penzberg ihre Bergbautradition, die vor 50 Jahren zu Ende gegangen ist. In dem zur Karlstraße vorgeblendeten Neubau zeigt sie die bedeutendste Sammlung des Malers Heinrich Campendonk (1889 bis 1957), aktuell erweitert durch 200 Exponate aus dem Nachlass der Familie und als Dauerleihgabe.

Kompletter Neustart

„Wir machen einen kompletten Neustart“, sagt Gisela Geiger stolz. Man bespielt zwei Bühnen, und für die internationale Campendonk-Forschung, für das Restaurierungsprojekt „Hinterglasbilder“ ist Penzberg jetzt der wichtigste Ansprechpartner. „Echte Zwillinge“, seien die beiden Gebäudekomplexe: mit gleichem Umfang an Raumkubatur, vom gleichen Architekten (Thomas Grubert aus Penzberg), in der Zuständigkeit des gleichen Bauamts. Drei Ausstellungsräume hat man dazugewonnen, das Foyer, die beiden Übergänge und ein attraktives Facelifting für den Neubau: Dunkle Klinker in drei Farbnuancen sieht man da. Die Klinker sind mit einem Kohleanteil versetzt und sollen an Penzbergs Bergwerksvergangenheit erinnern. Oliver Merten, der technische Leiter des Museums, fügt wichtige Details an: Es gab eine neue Lüftungsanlage, eine Heizungsanlage mit Wärmepumpe für Erdwärme aus 150 Metern Tiefe, auf dem Dach ist eine Fotovoltaikanlage installiert, natürlich ist in Sachen Einbruchsicherung und Brandschutz alles auf dem neuesten Stand. Wenn die Campendonks und die Kampendonks aus einer Nebenlinie des Großvaters zur Eröffnung anreisen, haben Gisela Geiger und ihr Team vier Wochen Einräum- und Aufstellarbeit in den Ausstellungsräumen hinter sich: mit einigen Veränderungen gegenüber früher im Bereich Stadtgeschichte, mit der anders möblierten Bergarbeiterwohnung und dem komplett überarbeiteten Gedenkraum „Penzberger Mordnacht“ vom April 1945. Es wurden Möbelstücke vom Freilichtmuseum Glentleiten (eine Einrichtung des Bezirks Oberbayern) herüber geschafft, eine Mitarbeiterin von dort hat die Wandgestaltung mit einer Teilfreilegung der alten Bemalung überwacht, es kommen akustische Zuspielungen ins Spiel: „Wasch dir die Füße, bevor du reinkommst“, wird das Bergarbeiterkind aufgefordert. Bewusst abrupt ist der Übergang: von alten Dielen zu modernem Riemchen-Parkett, mit einem attraktiven Blick auf die Foyer-Installation von Dorothee Reese-Heim und in den Neubau. Dort wird die Ausstellung zur Eröffnung Campendonk im Blick heißen, die im Herbst in eine Dauerausstellung überführt wird: Alle Werkgruppen und -phasen des Malers kommen vor, später wird die Forschung zur Hinterglaskonservierung dokumentiert.
Im Keller des Neubau wurde neben Garderoben und sanitären Anlagen das Depot eingerichtet: „Endlich!“, freut sich die Museumsleiterin; bislang waren die Bestände in Kochel und Bernried ausgelagert.

Fenster in Szene gesetzt

Der Raum im Erdgeschoss eröffnet auch Möglichkeiten für Restaurierungsarbeiten. Der Aufgang wird zur Straße hin mit einem Campendonk-Fenster gestaltet, das bisher in einer Kirche auf seinen großen Auftritt gewartet hat. Der „Grafikraum“ mit Trennwand, um auch kleinere Einheiten zu ermöglichen, wird zunächst eine Schau über die Entwicklung der Stadt beinhalten. Unter dem doppeldeutigen Titel „Wo kam denn dann die Kohle her?“, gibt es Infos zum technischen Fortschritt, zum veränderten Naturverständnis der ehemaligen Bergarbeiterbevölkerung. Im zweiten Stock befindet sich unterm Dach ein Raum für Ausstellungen, Vorträge, Diskussionen. Hauptattraktion ist dort die raffinierte „Lichtdecke“, die in verschiedenen Farben bespielt werden kann. Was nach lichtblauem Himmel aussieht, ist künstlich und direkt unter den Sonnenkollektoren. Für die Museumspädagogik soll noch der Schuppen im Garten hergerichtet werden, sie findet bis dahin im nahen Gymnasium statt. Die Eröffnung am 4. Juni feiert das Museum mit einem Festakt in der Realschule und mit einem „Tag der offenen Tür“ im neuen und alten Haus. (Uwe Mitsching) Abbildung:
Die Außenwand des alten Museumsgebäudes ist jetzt Innenwand im Foyer mit der Installation von Dorothee Reese-Heim. (Foto: Stefan Geisbauer)

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