Kultur

Kühl und glatt im Malduktus ist dieser "Liegende Akt" von Karl Heidelbach (1923 bis 1973), der als Schüler von Otto Dix zeitlebens der Neuen Sachlichkeit verhaftet blieb. (Foto: Kunsthalle Jesuitenkirche)

08.02.2013

Reizvolle Irritationen

Phantastische Welten in der Aschaffenburger Kunsthalle Jesuitenkirche

Träume, Albträume, Fantasy oder Visionen einer anderen Wirklichkeit sind derzeit absolut „in“, betrachten wir nur den Buchmarkt oder die Filmindustrie. All dem, was verzaubert, ängstigt, irritiert oder neue Welten erschließt, haben sich viele Künstler wie Hieronymus Bosch, Dalí oder Magritte gewidmet. Die Kunsthalle Jesuitenkirche in Aschaffenburg präsentiert nun mit Phantastische Welten – Vom Surrealismus zum Neosymbolismus neun Künstler aus drei Generationen des 20. Jahrhunderts.
Sie verbildlichen in verschiedenen Stilen ihre inneren Visionen und Halluzinationen. Edgar Ende hat bedrohliche Wachträume von apokalyptischer Dimension und zutiefst pessimistischer Ausstrahlung geschaffen; der Mensch, isoliert, scheint der Vernichtung anheim zu fallen. Dagegen wirken die glatten, akribisch gemalten Landschaften von Georges Spiro mit metamorphotischen Menschen, gallertartigen Gebilden, Pflanzen und leeren Architektur-Zitaten einfach nur sinnfrei schön.
Karl Heidelbach wiederum bewegt sich ganz in einer sinnentleerten, demontierten Kunstwelt von äußerlich berückender Ästhetisierung. Die heftig gemalten, schwer zu enträtselnden und irgendwie gewalttätig scheinenden Realitätssplitter auf den Bildern von Uwe Lausen verunsichern zutiefst, während die symbolisch aufgeladenen, irrealen Szenen mit den hellen Frauen-Akten vor dunklem Hintergrund bei Roland Delcol manchmal auch zum Schmunzeln reizen.
Die hyperrealistischen, oft fast kitschig manieriert wirkenden Symbolwelten von Edi Brancolini scheinen allzu bedeutungsschwer, wenn auch perfekt gemalt. Dagegen können die seltsamen Inszenierungen von Peter Bömmels verstören, und die wie hingewischt gemalten Bilder von Christine Weber erinnern an übersteigerte Gewaltszenen aus Film und Alltag. Bei Frank Jakob Esser verwirrt die Aufhebung der Schwerkraft und hält den Betrachter in der Schwebe zwischen Amüsement und Gruseln. All dies kündet von Impulsivem, von Berechnung, von Unbewusstem und Unterbewusstem und lässt sich meist nie eindeutig enträtseln. (Renate Freyeisen) Bis 3. März. Kunsthalle Jesuitenkirche, Pfaffengasse 26, 63739 Aschaffenburg.
www.museen-aschaffenburg.de

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