Kultur

Requisiten aus den Filmen „Smaragdgrün“ und „Kluftinger Herzblut“ beziehungsweise „Kluftinger Schutzpatron“. (Foto: dpa)

29.07.2016

Schöne Bilder und das Geschäft

Die Ausstellung "Filmkulisse Bayern" in München-Geiselgasteig zeigt, wie attraktiv der Freistaat als Filmstandort ist

Ob man in Bayern noch Respekt vor der Obrigkeit hat, sei dahingestellt. Als gesichert gelten kann jetzt hingegen, dass im Freistaat manche Regierten innige Sympathie für manche Regierenden empfinden. Veronica Ferres zum Beispiel, eine Zuagroaste zwar, aber immerhin eine berühmte Schauspielerin, kriegte sich kaum mehr ein vor lauter Liebeserklärungen an Ilse Aigner. Sie sei „immer wieder begeistert vom Fachwissen unserer lieben Ministerin“, die aber auch „die Ministerin mit den schönsten Beinen ist“, schmachtete die Ferres bei ihrem Grußwort ins Mikrophon. Und am Schluss dieser Eloge freute sie sich unbändig darüber, „mit unserer wunderhübschen Frau Ilse Aigner diese Ausstellung eröffnen zu dürfen.“

Kulisse für Kassenschlager

Puh, da wurde es fast doch etwas schwül in der eigentlich bestens klimatisierten Halle auf dem Bavaria Filmgelände in München-Geiselgasteig, wo diese Ausstellung stattfindet: Filmkulisse Bayern heißt die Schau, die zeigen will, dass der Freistaat außer den Beinen der Ministerin auch noch einige andere Attraktionen zu bieten hat: Landschaften, malerische Städte und dergleichen mehr, das sich bestens als reale Filmkulisse, das heißt als Drehort eignet. Von Kassenschlagern wie Fack ju Göthe über Fernsehserien wie Die Rosenheim-Cops bis zum Regional-Krimi Schweinskopf al dente (der am 11. August in die Kinos kommt) stellt die Schau Produktionen vor, die ganz oder teilweise vor Ort in Bayern gedreht wurden. Zu sehen sind da also Requisiten, Kostüme, Szenenfotos dieser Filme – was allerdings, wie man schon aus Theatermuseen weiß, eher enttäuschend und desillusionierend wirkt, weil der tote Plunder als Exponat ohne Magie bleibt. Aber um Magie geht es auch gar nicht bei der ganzen Kulissenschieberei. Sondern vielmehr um PR und Werbung, das heißt um „Standort-Marketing für unser Tourismusland“ sowie um den „Wettbewerb mit anderen Film-Standorten“, wie Ilse Aigner verkündete, die ja, auf welchen Beinen auch immer, vor allem eine gestandene Wirtschaftsministerin und als solche für Standort-Marketing prädestiniert ist. Aus dieser wohltuend sachlichen Perspektive wird auch klar: Dass die meisten Filme, egal ob sie in Bayern oder dem Rest der Welt produziert werden, läppischer Kinderkram sind, spielt gar keine Rolle. Der ganze Kino- und Fernsehschund ist eh bloß kaum verschleierte Reklame. Wobei man heilfroh sein kann, wenn es Reklame für eine so harmlose Sache wie das Tourismusland Bayern ist, statt Reklame für irgendwelche fragwürdigen Ideologien, die von Hollywood aus verbreitet wird. Da halten wir uns doch lieber an die wunderbare Welt der Frau Ferres, die von Dreharbeiten in Coburg schwärmte: „Wir hatten es so schön da, weil wir uns so geliebt gefühlt haben.“ (Alexander Altmann) Information: Bis 15. September. Bavaria Filmstadt, München-Geiselgasteig,
täglich 10-17 Uhr. www.filmkulisse.bayern/ausstellung Abbildung:
Auf du und du mit der Filmbranche ist Wirtschafts- und Medienministerin Ilse Aigner – hier mit „Rolly“, dem Maskottchen der Bavaria-Filmstadt. (Foto: dpa)

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