Kultur

26.06.2015

Schreie nach Freiheit und Erlösung

Dresdner Kammerchor präsentierte zum Finale der „Internationalen Orgelwoche“ Werke von Francis Poulenc

Der Ruf nach Freiheit hallt immer wieder durch die Weiten der gotischen St. Sebaldus-Kirche in Nürnberg: zum Ende der diesjährigen „Internationalen Orgelwoche“ und mit dem Festivalmotto „Liberté“. Denn der Dresdner Kammerchor war unter seinem Dirigenten Hans Christoph Rademann zu diesem Finale mit Werken von Francis Poulenc eingeladen worden, hatte das Konzert schon im Dom zu Merseburg präsentiert. Jetzt in Nürnberg gelang ihm ein äußerst eindrucksvoller Festival-Schlusspunkt. Da war Musik nicht nur eine Garnitur für papierne Gesetzestexte, wurde Mozart nicht auseinander dividiert wie in einem Weltkriegs-Projekt, sondern besann sich die ION auf ihr Motto seit über sechzig Jahren: Musica Sacra. Der Dresdner Kammerchor zeigte nach dem scharfkantigen Aufschrei des anfänglichen „Timor et tremor“ Poulenc als den großen Melodiker Frankreichs im letzten Jahrhundert, traf perfekt den Tonfall, den man aus seiner Oper „Dialogues des carmélites“ kennt: in perfekter Intonation und Artikulation, mit anrührendem Wohlklang. Den äußeren Anlass für die „Quattre motets“, den Unfalltod eines Freundes, hört man nicht realistisch nach, aber man erlebte die Erschütterung, den Entschluss Poulencs zu Wallfahrt und Spiritualität. Die Ergriffenheit, die Text und Musik auslösen, setzte sich auch in Poulencs „Figure humaine“ fort, die mit dem Schrei nach „Liberté“ endet. Das letzte Wort hatten  dann den Glocken von St. Sebald: ein passender Schlusspukt auch unter die „Begräbnis-Missa“ von Heinrich Schütz. Dessen „Musicalische  Exequien“ konfrontieren mit Soli und Vokalcapella strengen frühbarocken Todesschmerz und italienisch-schwärmerische Klangpracht nach venezianischem Vorbild. Dazu  der späte Madrigal-Glanz: der Dresdner Kammerchor hatte nicht nur perfekte, authentische Solostimmen, sondern bereitete auch das Erlebnis einer schwärmerischen Hingegebenheit an die letzten Dinge in raffinierten Sprachbildern.  Der künstlerische Leiter der ION, Folkert Uhde, zeigte sich zum Festivalende locker, gelöst: viel Abwechslung bei seiner dritten ION, Leerlauf und stimmige Konzepte, die ION auf dem Weg von der „Orgelwoche“ zum „Nürnberger Musikfestival“. (Uwe Mitsching)

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