Kultur

Auf Hochglanz gebracht - so sah das Lokomobil einst freilich nicht aus, wenn es zur Erntearbeit eingesetzt wurde. (Foto: HDBG)

16.06.2015

Schwergewichtiger Star

Ein fünf Tonnen schweres Lanz-Lokomobil fürs Museum der Bayerischen Geschichte

Sie wurde 1921 in Regensburg gebaut, hat Bauern die Arbeit auf bayerischen Feldern erleichtert und kam schließlich in Buenos-Aires in Argentinien auf einer Zuckerrohrplantage zum Einsatz: Die  Lokomobile der Firma Lanz. Inzwischen ist sie als Re-Import über Berlin wieder in bayerische Gefilde zu Martin Hofbauer in Asbach bei Rotthalmünster gekommen, der es für das Museum der Bayerischen Geschichte aufbereitet und aufpoliert hat. Hofbauer hat als Elektromeister eine Leidenschaft für Dampfmaschinen und vier dieser Prunkstücke in eigenem Besitz. Er reist durch ganz Deutschland und präsentiert die Dampfrösser immer wieder bei Schauvorführungen. Für das Museum der Bayerischen  Geschichte hat Hofbauer den bayerisch-argentinischen Fünf-Tonner wieder hergerichtet Nun steht die Lokomobile in Warteposition für seinen großen Auftritt in der künftigen Dauerausstellung des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg.

Rückblende

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war Landwirtschaft schwere körperliche Arbeit und enorm zeitaufwändig. Abhilfe verschaffte die Dampfkraft, die im 19. Jahrhundert zunächst  in Industrie und Handwerk Einzug hielt, schließlich aber auch ihren Weg in die Agrarwirtschaft fand. Die ersten landwirtschaftlichen Lokomobile wurden 1842 in Großbritannien gebaut. In Bayern wurde die erste Fabrik  für landwirtschaftliche Maschinen mit der Firma Buxbaum 1859 in Augsburg gegründet. Es folgte 1862 Esterer in Altötting und schließlich die Firma Lanz in  Mannheim, die 1864 eine Zweigstelle in Regensburg eröffnete.  Lokomobile waren nicht  wie die in Mode kommenden Automobile selbstfahrende Gefährte, sie mussten noch von Ochsen- und Pferdegespannen an Ort und Stelle ihres Arbeitseinsatzes gezogen werden und kamen vor allem beim Dreschen zum  Einsatz: Die Dampfmaschine trieb über Transmissionsriemen die Dreschwagen an. Dafür war die Arbeit vieler Hände notwendig. Eingespielte Lohndreschertrupps mit  einem  Maschinisten, einem  Heizer und weiteren Arbeitern, die die Garben reichten, einlegten, das ausgedroschene Getreide in Säcke füllten und das ausgedroschene Stroh bündelten, zogen durch die Lande. Wenn mit dem Trupp und den Maschinen der  „Dampf“ kam, dann kam richtig Leben in die Dörfer. Die Bäuerinnen ließen sich bei der Verpflegung der Trupps nicht lumpen. An  Dreschtagen wurde richtig aufgefahren: Von der Nudel bis zum Gselchten - meistens wurde eigens ein Schwein geschlachtet. Auch Kaffee und Bier gehörte zum Verpflegungsstandard, der oft sogar vertraglich geregelt war. Denn die Bezahlung erfolgte nicht nur monetär, sondern auch in Naturalien.

Fürs Museum 

Auch wenn Bayern heute im Konzert der stärksten Wirtschafts- und  Industrieregionen der Welt  mitmischt, gilt es als agrarisch geprägt und als „Bauernland“. Die wirtschafts- und mentalitätsgeschichtlichen Folgen dieser  agrarischen Prägung werden im neuen Museum der Bayerischen Geschichte, das  2018 in Regensburg eröffnen wird, breit thematisiert. Der bayerisch-argentinische Fünf-Tonner wird dabei eine Starrolle einnehmen. Wurde er in Bayern zunächst zum Dreschen eingesetzt, erleichterte er später in Argentinien den Arbeitern auf einer Zuckerrohrplantage das Leben. Dampftüftler Martin Hofbauer, der eigentlich  Elektromeister ist, begab sich für das Haus der Bayerischen Geschichte monatelang auf die Suche nach einem geeigneten Museumsstück. Er mailte, telefonierte und stöberte in den Internetforen der sehr aktiven, internationalen Dampfszene. Schließlich wurde er bei einem Berliner Sammler fündig, der die Lokomobile seit einigen Jahren bei sich aufbewahrt hatte. Mitte letzten Jahres war es schließlich soweit: Hofbauer holte das gewichtige Liebhaberstück mit einem Tieflader aus Berlin, restaurierte das beeindruckende Exponat und machte den Fünf-Tonner nun museumsreif. (BSZ)

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