Kultur

Mona Asuka Ott in Dürrenmungenau. (Foto: Hans von Draminski)

20.09.2016

Sturm im Schloss

Auftritt der Pianistin Mona Asuka Ott beim Musikfest in Dürrenmungenau

Wenn man auf der B 499 Richtung Gunzenhausen die Abfahrt verpasst, landet man in „Wasser“-mungenau statt in „Dürren“-mungenau. Trotz des trockenen Ortsnamens gibt es dort ein bis auf 1390 zurückgehendes Wasserschloss und in dem seit letztem Jahr ein „Musikfest“. Nicht im mächtigen Schlossbau der Familie Körner (früher Kress von Kressenstein) direkt, sondern in der Schlossscheune gleich nebenan im Park: alles in Holz, sehr romantisch, kleiner Flügel. Josef Liebl, der Nachbar von jenseits der Schlossmauern, war früher beim „Fränkischen Sommer“ und brachte die Musikfest-Idee ins Dorf: ein Wochenende mit vier Konzerten, Künstlercafé und Kindertheater, mit Musikern aus der Nähe („Elisen-Quartett“) oder vom Augsburger Violinwettbewerb, mit Picknick und Kuchen aus der eigenen Küche. Damit lockt man inzwischen ein Publikum aus der ganzen Metropolregion, lockt auch Künstler wie Mona Asuka Ott aus München in die mittelfränkische Provinz, wo Spargel und weiter nördlich noch Tabak angebaut werden. Mona Asuka, die Schwester von Sara Alice, ist inzwischen deutlich wahrnehmbar aus deren Schatten herausgetreten, hat schon unter Ivor Bolton oder Edo de Waart gespielt, ist geadelt durch Einladungen zum Klavierfestival La Roque d’Anthéron. Beim feinen fränkischen Festivalevent im Schloss mag Ott denn auch keine Programmblindgänger auslegen: Bach, Beethoven, Schubert sind auf alten Perserteppichen eine sichere Bank. Viele Kenner aus der Gegend sind da, und die wollen zu allererst Mona hören, Schuberts „Wanderfantasie“ kennen sie zur Genüge. Man ist spürbar gespannt, wie stürmisch Ott Schubert spielt: kein Stück fürs Mädchenpensionat. Was sie sonst vorträgt, ist von flüssigem Erzählduktus geprägt, von feiner technischer Präzision und viel mädchenhaftem Flair. Das kam auch den poetischen Passagen der Schubertsonate zugute, den Wendungen ins Geheimnisvolle, dem Klangzauber der Es- und As-Dur-Episoden, den graziösen Gedanken oder dem lyrisch beruhigten Trio. Immerhin, was der Flügel hergibt, das nützt Mona Asuka Ott auch für hämmernde Dramatik und die wuchtigen Perioden. In diese Richtung einer mitreißenden Dramaturgie müsste sie ihre Interpretation noch mehr durcharbeiten: mehr spannende Ausdrucksprägnanz einer wilden Geschichte statt flüssigem Salonstil. Für das Stürmische des Finales rafft sie alle Kraft zusammen, lässt Neckisch-Biedermeierliches in ihrem Spiel hinter sich, und die Scheune spielt auch noch mit: der Herbstwind reißt die Tore auf, und Mona Asuka Ott spielt mit allem dagegen an, was an Kraft in ihren Händen liegt. Fröhlich lächelnd war sie zu Beginn vom Scheunenhimmel herunter gestiegen: für J. S. Bach Inventionen BWV 772-786, Studentenfutter für Pianisten, von ihr unter schwerem Gebälk leichtfüßig, aber mit konzentrierter Ernsthaftigkeit gespielt, in beeindruckender Fingerfertigkeit. Davon war der Weg zu Beethovens „Mondscheinsonate“ op. 27/2 nicht weit: das Finale geriet zu einer Befreiung aus dem Poesiealbum. Auch die Zugabe (Chopin) zeigte, wo Mona Asuka Otts Stärken liegen. Fortsetzung 2017 dringend gewünscht und empfohlen. (Uwe Mitsching)

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