Kultur

Im Juni 1915 warten tausende russische Kriegsgefangene in Lemberg auf ihren Weitertransport. Bei der Aufnahme handelt es sich um den Abzug von einem Glasnegativ. (Foto: BHSTA)

17.05.2013

Überleben im Lager

Ausstellung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv über russische Kriegsgefangene in Bayern

Eine Gefangennahme rettete Soldaten oft vor der Verwundung oder dem Tod. Doch bereits kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Sommer 1914 führte die Versorgung der Kriegsgefangenen auf beiden Seiten der Front zu organisatorischen Problemen. Allein 2,9 Millionen Soldaten des Zarenreiches gerieten während des gesamten Krieges in Gefangenschaft, etwa die Hälfte von ihnen wurde in deutschen Lagern interniert. Die kleine Ausstellung In den Mühlen der Geschichte. Russische Kriegsgefangene in Bayern 1914 - 1921 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv widmet sich nun ihrem Schicksal in den Kriegs- und Nachkriegsjahren in Bayern.

Wie ich dir, so du mir

Gemäß der damals geltenden internationalen Verträge, insbesondere der Haager Landkriegsordnung von 1907, mussten die kriegführenden Parteien für den Unterhalt von ihren Gefangenen aufkommen. Die Inhaftierten sollten nicht schlechter ernährt, gekleidet und untergebracht werden als die eigenen Truppen – erhoffte man sich doch im Gegenzug eine Gleichbehandlung der eigenen Soldaten in feindlichen Händen.
So wurden in Bayern bereits mit Beginn des Krieges Gefangenenlager errichtet; große Lager gab es in Lechfeld, Germersheim, Bayreuth, Puchheim, Grafenwöhr und Ingolstadt. Als bayerische Truppenteile auch im Baltikum und im Süden der langen Ostfront eingesetzt wurden, kamen auch zunehmend russische Soldaten in diese Lager. Fotografien der bayerischen Armee aus dem Kriegsarchiv des Hauptstaatsarchivs zeigen den Transport der Gefangenen aus dem Kriegsgebiet in die Lager und den Alltag der Gefangenen.
Dieser bedeutete für die einfachen Soldaten vor allem tägliche Schwerstarbeit in der Landwirtschaft oder in Industriebetrieben. Offiziere hingegen konnten die Lager gegen ihr Ehrenwort sogar zu beaufsichtigten Freigängen in der Umgebung verlassen. Einen solchen Freigang nutzte zum Beispiel Leutnant Michail Tucha(c)evskij, später einer der ersten fünf Marschälle der Sowjetunion, zur Flucht aus dem Lager Ingolstadt. Unter den 32 Exponaten der Ausstellung befindet sich auch ein Brief Tucha(c)evskijs an den deutschen Lagerkommandeur, in dem es entschuldigend heißt: „Die Ereignisse in Russland erlauben mir nicht, wankend zu bleiben“.

In Bayern geblieben

Seit dem Friedensschluss von Brest-Litowsk (zwischen den Mittelmächten und der neuen bolschewistischen Regierung in Russland) galten die Soldaten der ehemaligen zaristischen Armee nicht mehr als Angehörige eines Feindeslandes. Während der Revolutionsjahre 1918/19 in Bayern kämpften einige Dutzend von ihnen sogar auf Seiten der bayerischen Roten Armee. Erst im Juni 1921 erfolgten schließlich die letzten Rücktransporte. Nur zwischen 500 und 600 Russen blieben in Bayern, wohl oft aus politischen Gründen.
(Andreas Schneider)
Bis 14. Juni. Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Schönfelstraße 5, 90762 München. Mo. bis Do. 8.30 – 18 Uhr, Fr. 8.30 – 13.30 Uhr. www.gda.bayern.de/veranstaltungen/kriegsgefangene

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