Kultur

Ninetta, ihr Verlobter Giannetto (Guilia Bolcato, Joshua Whitener) und dessen Mutter (Barbara Schöller). (Foto: Falk von Traubenberg)

21.02.2014

Unheilbringendes Federvieh

Würzburger Publikum feiert Rossinis "Die diebische Elster"

Ein buntes Märchen-Bilderbuch schlägt das Mainfranken Theater Würzburg auf mit Gioachino Rossinis Oper Die diebische Elster. Die Ouvertüre mit den Trommelwirbeln und den schmissigen Melodien sind zwar recht populär – die komplette Oper jedoch wird selten gespielt. Wohl deshalb, weil die Handlung etwas krass ist: Eine Dienstmagd wird wegen eines unerheblichen Diebstahls zum Tod verurteilt. Der Fall hat sich wirklich in einem Ort in Frankreich zugetragen, als eine solche Bestrafung nach Kriegsrecht zulässig war.
Rossini hat zusammen mit seinem Librettisten Gheradini den Stoff aufgegriffen und daraus eine opera seria gemacht, nur mit dem Unterschied, dass es heißt „Ende gut – alles gut“. Damals, 1817, lag ein solcher Schluss im Trend, als das Publikum sich mit schauriger Dramatik und ergreifenden Gefühlen unterhalten lassen wollte. Die Diebin ist in der Oper eine Elster.
Bei der Uraufführung in Mailand (1817) schwebte ein unechter Vogel am Draht über die Bühne. Heute würde man darüber lachen. Also ließ Regisseur Andreas Beuermann einen Tänzer, den sehr geschmeidigen Ivan Alboresi als Unheil bringende Elster durch das Dorf huschen, das ominöse Silberbesteck klauen und auf dem Kirchturm verstecken.
Bühnenbildner Herbert Buckmiller hatte passend zur Handlung eine Kulisse mit netten Häuschen rund um einen Dorfplatz samt Baum und Bank gebaut, mit Ausblick auf Weinberge und Sternenhimmel. Die Dorfgemeinschaft mit Pfarrer, Jäger, Bäcker, Waschfrauen, Alt und Jung wuselt dort herum in farbigen, biedermeierlichen Kostümen von Götz Lancelot Fischer, die oft einen Hang zur spöttischen Übertreibung zeigen. Authentische Uniformen aus den napoleonischen Kriegen durften nicht fehlen. All dies schuf eine dichte Atmosphäre mit komischen Momenten. Die Inszenierung belässt also die Handlung in der Zeit ihrer Entstehung, deutet aber auch eine gewisse Distanz an.
Die Musik dieser längsten Oper Rossinis fordert höchsten Einsatz. Gut, dass bei der Premiere am Pult des Philharmonischen Orchesters Würzburg ein Rossini-Spezialist stand: Giovanni Battista Rigon vom Teatro Fenice in Venedig. Die süffigen Melodien funkelten nur so, die einzelnen Instrumentengruppen entfalteten feine Färbungen, die Steigerungen gelangen mitreißend. Das trug auch die Sänger zu Höchstleistungen.

Rettung in letzter Minute

Die 23-jährige Giulia Bolcato verkörperte überzeugend eine unschuldig reine Ninetta mit heller, höhensicherer Stimme und herrlich locker dahin laufenden Koloraturen. Sie wird durch das Eingreifen ihres Freundes Pippo in letzter Minute vom Verdacht des Diebstahls und vor dem Tod gerettet; Sonja Koppelhuber begeisterte in dieser Hosenrolle durch keckes Spiel und ihren warmen, sicher geführten Mezzosopran. Den treuen Verlobten Ninettas, den Soldaten Giannetto, zeichnete Joshua Whitener mit viel tenoralem Schmelz. Eher tragisch muss der Vater Ninettas, der Deserteur Fernando, auftreten; Daniel Fiolka gefiel hier besonders durch seinen ausdrucksstarken Bariton. Die künftigen Schwiegereltern der Ninetta, der gutmütige Fabrizio und seine etwas spießige Frau Lucia, sind bei Ji-Su Park und Barbara Schöller bestens aufgehoben.
Eine groteske, nicht ungefährliche Figur ist der Podestà; Johan F. Kirsten gab diesen korrupten, sexsüchtigen Bürgermeister mit profundem Bass penetrant überheblich. Er tyrannisiert die Dorfgemeinschaft, die der Chor sehr beweglich darstellt und mit ausgewogenem Klang singt.
Standing ovations für diese gelungene Aufführung.
(Renate Freyeisen)

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