Kultur

Vetraut und doch fremd: "Raider VII" (2015) von Lars Teichmann; hier ein Ausschnitt, das ganze Bild sehen Sie in der Bildergalerie an Ende des Beitrags. (Foto: Kunstpalais)

31.12.2015

Unheimliche Aura

Gemälde nach Gemälden: Das Kunstpalais Erlangen zeigt erstmals Arbeiten von Lars Teichmann

Lars Teichmann ist Maler. Das lässt sich natürlich über viele Künstler sagen. Aber Malerei ist bei ihm nicht nur das künstlerische Mittel seiner Wahl, sondern zugleich der wichtigste Ausgangspunkt für seine Arbeiten. Teichmanns Inspirationsquellen sind nämlich meist Gemälde anderer Künstler aus vergangenen Epochen.

Wie es ums Bildgedächtnis steht

Teichmann (1980 geboren) wählt Bilder aus, die ihn bei der Betrachtung fasziniert haben, und spürt genau dieser Faszination nach, in seiner eigenen, spezifischen Form der Abstraktion. Er lässt die Figur stets erkennbar, aber eher wie ein Schatten oder eine Ahnung. Das Werk erscheint vertraut, und man durchsucht seine Erinnerung nach dem Vorbild. So spielt Teichmann mit der Wahrnehmung des Betrachters und zugleich mit dem individuellen wie kollektiven Bildgedächtnis. Das Kunstpalais Erlangen zeigt nun Lars Teichmanns erste institutionelle Einzelausstellung, die eine umfassende Einsicht in seine Bilderwelt gewährt. Der Blick kann wandern: über die lebensgroßen Formate, in die dicken Farbschichten auf der Leinwand und entlang der abstrakten Formen.

Porträts und Reiterbilder

Einige der Bilder referieren auf barocke Porträts, andere wiederum auf klassizistische Reiterbilder. Dabei befasst sich Teichmann mit einem Sujet über mehrere Gemälde hinweg. Manchmal kehrt die Lust daran auch erst nach Jahren zurück - wie ein Ohrwurm, der einen nach langer Zeit wieder fesselt. Deshalb arbeitet er meist an verschiedenen Werkgruppen parallel und hält sich offen, ein Motiv erneut malerisch zu reflektieren. Die neuste Serie, die im Kunstpalais zum ersten Mal gezeigt wird, ist in Auseinandersetzung mit der französischen Salonmalerei des 19. Jahrhunderts und im Besonderen dem Maler William Adolphe Bouguereau entstanden. Die Gemälde dieser Epoche sind üppig, detailversessen und lieblich. Wenn Teichmann solche Bilder übersetzt, übernimmt er Teile der Komposition, reduziert die Farbpalette und verzichtet auf Details - zugunsten einer gestischen, wilden Malerei, die den Farbauftrag und Duktus betont. Die Gesichter bestehen nur noch aus weißen Farbflecken, aus denen Tropfen heraus laufen, wodurch seine Figuren oft geisterhaft und unheimlich wirken – und zugleich ganz besonders präsent. Ob er sich dabei von Gemälden, historischen Fotografien oder Kostümbüchern ferner Länder inspirieren lässt – immer ist Teichmann auf der Suche nach den ungeschriebenen Regeln, nach denen ein Bild funktioniert. Er folgt der These, dass Gemälde, die Menschen über Jahrhunderte hinweg in ihren Bann ziehen, etwas gemeinsam haben – eine Aura. (BSZ) 23. Januar bis 3. April. Kunstpalais, Marktplatz 1, 91054 Erlangen. D. bis So. 10–18 Uhr, Mi. 10–20 Uhr. www.kunstpalais.de

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