Kultur

In der Apsis wird das große Triptychon von hinten bläulich angestrahlt. (Foto: Kunsthalle Jesuitenkirche)

14.01.2011

Wie ein Blick in den Himmel

Lichtkunst von Hans Schork in der Aschaffenburger Kunsthalle Jesuitenkirche

In der „dunklen“ Jahreszeit ist die Sehnsucht nach Licht als Quelle des Lebens überall zu spüren, ob in der Illumination oder in Kerzenromantik. Ähnliches verfolgt der Münchner Künstler Hans Schork bei der noch bis zum 2. Februar dauernden Ausstellung „Lichtwege – Zeiträume“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche seiner Geburtsstadt Aschaffenburg.
Der ehemalige Sakralraum ist abgedunkelt, den Besucher umfängt Stille, eine Atmosphäre des meditativen In-Sich-Gehens. Die „Lichtkästen“ des 75-jährigen Schork sind schwarz und geben nur wenige Lichtpunkte frei. Diese bewegen sich, meist langsam, unmerklich. Der Besucher hält davor inne, betrachtet sie, und so tritt das ein, was der Künstler damit erreichen möchte: eine Art Ent-Schleunigung, eine intensive Konzentration auf das Schauen.


Vielfältige Assoziationen


Bei den meisten Lichtkästen stellt sich eine beabsichtigte Assoziation ein: Man vermeint in den Sternenhimmel zu blicken, in stumme, geheimnisvolle Galaxien, fern unserer Lebensbereiche – ähnlich den Wahrnehmungen, wenn wir zu nächtlicher Stunde von dem Unbegreiflichen des Firmaments überwältigt werden.
Der Rhythmus und die Sequenzen der Licht-Wege, ihre Variation, ihre sanfte Bewegung, ihr Vergehen und ihre Wiedergeburt bleiben zunächst rätselhaft. Die meisten Titel der Lichtkästen sind Reminiszenzen an Reisen, etwa in den Senegal oder nach Tunesien. Oder es handelt sich um Erinnerungen an Wallfahrten. Eigentlich aber haben sie keinen direkten Bezug zu den kinetischen Objekten.
Wie das Ganze funktioniert, wird aber von Schork anhand einzelner Skizzen, Zeichnungen, transparenter Folien und durch als Negativ bedruckte Acrylscheiben dargestellt. Er verwendet immer eine starre, feste und schwarze Vorderfront, hinter der sich eine rotierende, per Elektromotor angetriebene Scheibe dreht. Die wiederum wird von hinten durch eine Neonröhre beschienen. Durch die Aussparungen auf beiden Scheiben fällt dann das Licht als Punkte oder Striche nach vorne, wandert scheinbar, verändert sich, bewegt sich.
Auf manchen Lichtkästen sind nur ganz wenige Punkte oder Linien zu sehen, auf anderen bündeln sie sich, ergeben wechselnde graphische Muster. Schork verzichtet dabei auf Buntheit, bleibt vorwiegend im Schwarz-Weiß-Raster. Nur in der Apsis wird das große Triptychon von hinten bläulich angestrahlt, lädt so zur „Meditation blau“ ein. Doch ganz hat Schork Farbe nicht aus seinem Werk verbannt: Seine „Lichtmalereien“ und Lichtzeichnungen, mit von Hand bewegter Kamera entstanden, sind zwar bunt, geben aber Farbe als kinetische Energie wieder, als Rhythmus oder Wirbel. Insgesamt nähern sich alle Werke Schorks dem Licht als unbegreiflichem Mythos, als Metapher für Übersinnliches, Unfassbares in Zeit und Raum. (Renate Freyeisen)

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