Kultur

Die Klosterkirche Oberschönenfeld besticht durch farbintensive Fresken wie "Die Anbetung der Hirten" von Joseph Mages (1728 bis 1769). (Foto: Marcus Merk)

19.08.2011

Wo der Himmel offen steht

Das schwäbische Kloster Oberschönenfeld feiert sein 800-jähriges Bestehen

Oberschönenfeld ist das älteste noch bestehende Zisterzienserinnenkloster in Deutschland. Die stattliche Anlage inmitten des Naturparks „Augsburg – Westliche Wälder“ ist jedoch über die unmittelbare Nachbarschaft hinaus kaum bekannt – sehr zu Unrecht.
In diesem Jahr kann das Kloster auf eine 800-jährige aGeschichte zurückblicken. 1211 soll sie ihren Anfang genommen haben; eine Gründungsurkunde gibt es zwar nicht, doch seit Jahrhunderten hält die Klostertradition an diesem Datum fest. Anfang des 13. Jahrhunderts haben sich im Tal der Schwarzach fromme Frauen niedergelassen, um ein Leben in der Nachfolge Christi zu führen. Von Anfang an wuchs und gedieh die klösterliche Gemeinschaft. Reiche Adelige aus der Nachbarschaft ließen es sich ebenso wenig nehmen wie die Augsburger Bischöfe, dem Kloster mit Rat und vor allem Tat – sprich großzügigen Stiftungen und umfangreichen Schenkungen – beizustehen. Der Grundbesitz wuchs.
Doch auch die Klosterfrauen waren nicht müßig. Sie rodeten mit ihren Leuten die Wälder, gründeten neue Orte und sicherten die Besitzungen durch Verträge und Urkunden rechtlich ab. Typisch für Zisterzienserklöster – auch für solche, in denen Nonnen leben – ist die einsame Lage, abseits von belebten Verkehrswegen, an einem Fließgewässer, umsäumt von Wiesen und Wäldern, eingebettet in eine bäuerliche Kulturlandschaft.
Das Kloster blühte, doch es kam immer wieder zu Zerstörungen, Flucht und Wiederaufbau: sei es in den Bauernkriegen, den Reformationskriegen, dem Dreißigjährigen Krieg oder letztmals im Spanischen Erbfolgekrieg zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Nach diesem folgte die Periode der größten Blüte. Sämtliche Gebäude wurden neu errichtet und auf das Herrlichste ausgestattet.
Im Gegensatz zu der von außen erkennbaren und für Zisterzienserklöster typischen Schlichtheit der Gebäude wurde im Innern an Pracht zur Ehre Gottes nicht gespart, vor allem in der Kirche. Das lichte Gotteshaus mit seinem reichen Stuck, den prunkvollen Altären und den farbintensiven Fresken des Augsburger Künstlers Joseph Mages und seines Schülers Johann Jakob Huber bildet bis heute den Höhepunkt im Besuchsprogramm.
In all dem Rokoko-Prunk verstecken sich auch Kunstwerke vergangener Jahrhunderte sowie das berühmte Prager Jesulein, das 1754 auf einem Seitenaltar aufgestellt wurde und jahrzehntelang ungezählte Wallfahrer anzog. In der Klausur befindet sich ebenfalls bis heute das eine oder andere herrliche Kleinod.
Auch Kloster Oberschönenfeld wurde nach der Säkularisation 1803 aufgehoben und sämtlicher Besitz vom Staat eingezogen. Die Klosterfrauen durften jedoch in ihrem geliebten „schönen Feld“ bleiben. Mit König Ludwig I. wandte sich das Blatt erneut: Er restituierte das Kloster. Neues zisterziensisches Ordensleben begann, erblühte erneut, überstand die beiden Weltkriege. Noch heute leben im Konvent über 20 Nonnen, die eine Paramentenstickerei führen sowie einen kleinen Beherbergungsbetrieb und eine weithin bekannte Brotbäckerei. Die Landwirtschaft jedoch wurde 1971 aufgegeben, die Flächen verpachtet und die ehemaligen Wirtschaftsgebäude umgewidmet.
In sieben einst baufällige barocke Ökonomiegebäude zog nach und nach das Schwäbische Volkskundemuseum, das 1984 eröffnet wurde. Im Obergeschoss des einstigen Rinderstalls ist seit 1992 das Naturpark-Haus eingerichtet und im einstigen Kornstadel konnte 2003 die Schwäbische Galerie für wechselnde Kunstausstellungen zeitgenössischer regionaler Künstler eröffnet werden.
Im Schwäbischen Volkskundemuseum ist derzeit unter dem Titel Hier steht der Himmel offen auch eine Ausstellung zur Geschichte des Klosters zu sehen. Anlässlich der 800-Jahr-Feier mit festlichem Hochamt am 28. August wird zudem eine umfangreiche, zweibändige Geschichte des Klosters vorgestellt. (Cornelia Oelwein)

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