Landtag

Wer schafft den Übertritt auf höhere Schularten? In Bayern ein schwieriges Unterfangen. (Foto: DDP)

22.01.2010

Ein Schulwesen voller Herausforderungen

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) kommentiert Bildungsbericht

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat im Bildungsausschuss eingeräumt, dass es im bayerischen Schulwesen noch zahlreiche Herausforderungen gibt. Dies gehe aus dem vergangenen Herbst veröffentlichten Bildungsbericht hervor, der laut Spaenle „nichts verschleiert, nichts beschönigt und nichts unter den Teppich kehrt“. Als drängendstes Problem bezeichnete der Minister die gezielte Förderung männlicher Jugendlicher mit Migrationshintergrund in den Ballungsräumen. Von denen fände nach der Schulzeit ein Fünftel keinen Anschluss ins Berufsleben. Eine flächendeckende Herausforderung für die Bildungspolitik sei die demographische Entwicklung, die sich in Bayern regional stark unterschiedlich auswirken werde. Als positiv wertete Spaenle die kontinuierlich steigenden Übertrittszahlen auf Gymnasien und Realschulen sowie die wachsende Zahl an Schülern, die unabhängig von den üblichen Übertrittszeitpunkten auf eine höhere Schulart wechselten. Dies sei ein „nachvollziehbarer Beweis“ für die Durchlässigkeit des bayerischen Schulsystems, so Spaenle. Erfreulich seien zudem die rückläufige Zahl an Pflichtwiederholern, der sinkende Anteil an Schulabgängern ohne Abschluss und die Zunahme bei den Absolventen mit Hochschulreife. Der CSU-Abgeordnete Georg Eisenreich folgerte aus diesen Daten, dass die Perspektiven für die Schüler in Bayern gut seien. Wo es noch Nachholbedarf gebe, wie bei der frühkindlichen Bildung und der Förderung von Kindern aus bildungsfernen Familien, „arbeiten wir daran, dass es noch besser wird“. Nur „marginale Fortschritte“ vermochte dagegen SPD-Bildungssprecher Hans-Ulrich Pfaffmann zu erkennen. „Die Defizite im bayerischen Bildungswesen sind seit zehn Jahren die gleichen, ohne dass etwas passiert ist“, so Pfaffmann. Er könne jedenfalls „keine Tendenz der Verbesserung“ erkennen. Noch immer hingen die Bildungschancen der Kinder vom Wohnort, vom Geldbeutel der Eltern und von der besuchten Schule ab. Pfaffmann sprach sich für eine „große Bildungsreform“ in Bayern aus, bei der die Fragen des Übertritts, der gemeinsamen Lernzeiten oder der Rahmenbedingungen an den Schulen ohne ideologische Scheuklappen auf den Prüfstand müssten. „Wir müssen gemeinsam eine bessere Schule für Bayern bauen“, sagte Pfaffmann. Konkrete Defizite listete Martin Güll (SPD) auf. So sei die Durchlässigkeit vor allem eine nach unten. Zuletzt habe es 962 Aufstiege in höhere Schularten gegeben, aber 10 423 Abstiege in niedrigere. Bei 48 Prozent gymnasialgeeigneten Kindern gebe es nur 37 Prozent Übertritte. Hier schlummere ein großes Begabungsreservoir, so Güll. Sachlich nicht nachvollziehbar seien vor allem die vergleichsweise niedrigen Übertrittsquoten in ländlichen Regionen. Auch Renate Will (FDP) verlangte Verbesserungen bei der Durchlässigkeit nach oben. Vor einer Überhöhung der gymnasialen Bildung warnte Eva Gottstein (Freie Wähler). Wenn nicht alle Eltern ihre entsprechend begabten Kinder aufs Gymnasium, sondern an die praxisorientiertere Realschule schickten, sei das eine zu respektierende Entscheidung. Gottstein mahnte eine verbesserte Verzahnung an der Schnittstelle von der Schule zur Berufsausbildung an. Kernprobleme der Bildungspolitik seien die mangelhafte Lehrerbedarfsplanung und schlechte Rahmenbedingungen wie zu große Klassen. Für die Grünen forderte Thomas Gehring konkrete Maßnahmen zur Eindämmung der regionalen Disparitäten. Diese drohten aufgrund der demographischen Entwicklung immer größer zu werden. Zudem müsse der Entwicklung entgegengewirkt werden, dass Buben bei fast allen Parametern schlechter abschnitten als Mädchen. (Jürgen Umlauft)

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