Landtag

Laut bayerischem Innenministerium sind die Verbindungen zwischen Rockern und Rechtsextremen in erster Linie wirtschaftlicher Natur. (Foto: DAPD)

23.11.2012

Einzelne Rechtsextreme in Rockergruppen

Schriftliche Anfrage: Florian Ritter (SPD) hat sich nach den Verbindungen zwischen Motorradclubs und Neonazis erkundigt

Bestehen engere Beziehungen zwischen Rockergruppen wie den Hells Angels und rechtsextremen Zusammenschlüssen? Diese Frage wird nicht zuletzt in den Medien immer wieder aufgeworfen. Der Abgeordnete Florian Ritter (SPD) hat sie in zwei schriftlichen Anfragen an das Innenministerium gestellt. Die Antwort aus dem Ressort von Innenminister Joachim Herrmann (CSU): „Rockergruppierungen üben auf Rechtsextremisten grundsätzlich eine gewisse Anziehungskraft aus. In beiden Szenen – in der Rockerszene noch ausgeprägter – werden ein ritualisiertes Verhalten, ein männerdominiertes Gruppenverhalten, ein martialisches, einschüchterndes öffentliches Auftreten, eine strenge Hierarchie, autoritäre Denkweisen, harte Musik und eine Verherrlichung des Kameradschaftsgedankens gelebt.“

Rocker vermieten an Rechtsextreme ihre Clubs

Das Ministerium verweist aber auch auf stark trennende Elemente, „die einer engeren dauerhaften Zusammenarbeit entgegenstehen“. So seien mittlerweile vermehrt Migranten in Rockergruppen organisiert und hätten dort teilweise sogar Führungspositionen inne. „Daraus ergeben sich für Rechtsextremisten ideologische Unstimmigkeiten“, heißt es in der schriftlichen Entgegnung des bayerischen Innenministeriums. Gegen eine Aktivität in beiden Szenen sprächen aber auch einfache zeitliche Probleme: „Für eine Aufnahme in einen Rockerclub haben Interessenten mehrjährige Bewährungszeiten als Hangaround und Prospect zu absolvieren, bevor sie eine Vollmitgliedschaft erlangen“, ist in dem Ministeriumspapier zu lesen. Diese Aktivitäten in den Rockerclubs ließen den Mitgliedern in der Regel keine Zeit für Aktionen in der rechtsextremistischen Szene.
In Bayern seien keine ganzen Rockergruppierungen als rechtsextremistisch bekannt. In den vergangenen Jahren habe man jedoch vereinzelt Kontakte zwischen Rockern und Rechtsextremisten festgestellt. Eine interessante Frage Ritters: „Inwieweit und bei welchen Motorradclubs oder Chapter von Motorradclubs gibt es nach Kenntnis der Landesregierung ausdrückliche Abgrenzungen der MCs von Rechtsextremen?“ Die Antwort aus dem Herrmann-Ressort klingt optimistisch: Prinzipiell würden sich alle bei den Sicherheitsbehörden im Fokus stehenden Gruppierungen von Rechtsextremisten abgrenzen. Sie wünschten keine Politisierung in ihren Kreisen, entsprechende Agitation werde unterbunden. „Dennoch bewegen sich in Bayern wenige Einzelpersonen aus der rechtsextremistischen Szene im Umfeld von Rockergruppierungen. Bei diesen Personen dürften allerdings die enge Einbindung in diese Gruppen sowie die interne Disziplinierung dazu geführt haben, dass bei ihnen rechtsextremistische Aktivitäten gegenüber rockertypischem Verhalten in den Hintergrund getreten sind“, wird gemutmaßt.
Aktuell seien in Bayern „fünf Personen, die der rechtsextremistischen Szene zugerechnet werden können und dort aktiv sind“, gleichzeitig Mitglieder in einem Rockerzusammenschluss. Insgesamt gibt es laut Ministerium 1200 Menschen, die in Rockergruppen organisiert seien. Die Rechtsextremisten unter ihnen machten unter einem Prozent aus.
Verbindungen zwischen den beiden Szenen scheint es hauptsächlich auf einer anderen Ebene zu geben, nämlich der wirtschaftlichen. Zum Beispiel beim Überlassen von Veranstaltungsräumlichkeiten für private Feiern, weiß das Herrmann-Ressort. „Rockergruppen verfügen sehr oft über eigene Clubhäuser und Grundstücke, die für die Durchführung geschlossener Veranstaltungen von Rechtsextremisten geeignet sind“, heißt es in der Entgegnung des Ministeriums. (Alexandra Kournioti)

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