Landtag

Das ganze Leben ist ein Spiel – auch jenseits der Theaterbretter. Das muss Hans Zeisig (Michael Herbig) in „Hotel Lux“ hinnehmen. (Foto: dapd)

11.11.2011

Endstation Sehnsucht für die Internationale

Bei „Hotel Lux“ sind die guten und schlechten Momente ausgewogen

Er hat etliche herausstechende Momente, dieser neue Film von Regisseur Leander Haußmann: berührende und erheiternde, aber auch überflüssige und alberne. Grundsätzlich basiert Hotel Lux auf einer Mixtur aus Historienfilm und Verwechslungskomödie: Irgendwann sind die Nazi-Parodien des Kabarettisten Hans Zeisig (Michael Herbig) den Nazi-Chargen ein Dorn im Auge. Deshalb muss der Komiker im Jahr 1938 unter falscher Identität aus Deutschland fliehen. Aber statt ins favorisierte Hollywood, geht es für ihn aufgrund diverser Verwicklungen ins Moskauer Hotel Lux. An diesem vermeintlichen Zufluchtsort stranden verfolgte Kommunisten aus aller Welt – und fallen Stalins so genannten Säuberungen zum Opfer. Auch dem lustigen Zeisig will das Willkür-System bald an den Kragen.

Kein Bully-Film, dafür ein Haußmann-Streifen


Wer unter den Zuschauern von „Kino im Landtag“ einen typischen Bully-Film à la Schuh des Manitu befürchtet oder erhofft hatte, wurde angenehm überrascht respektive herb enttäuscht: Mit dem Genre der Klamotte hat Hotel Lux nichts gemeinsam. Insofern stimmte das, was Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) im Vorfeld gesagt hatte: „Sie können etwas erwarten, dass Sie nicht erwartet haben.“
Erwartungsgemäß für einen Film, der im Münchner Maximilianeum gezeigt wird, bilden politisch-philosophische Erkenntnisse einen seiner Schwerpunkte: Wie sehr Theorie und Praxis auseinander klaffen. Warum totalitäre Regimes ihre Bürger psychisch und physisch zerstören. Wieso Utopien regelmäßig von der Realität überlagert werden. Diese kollektiven Erfahrungen des 20. Jahrhunderts variiert der Film mit unterschiedlichen Stilmitteln – wie es typisch ist für Regisseur Leander Haußmann, der das Tragische gerne mit dem Komischen bricht und umgekehrt: Davon leben seine Filme wie Sonnenallee.
Auf dem Podium forderte der ehemalige Intendant des Bochumer Schauspielhauses: „Ich möchte nicht, dass mein Film als Satire oder als Farce bezeichnet wird. Er ist nämlich eine Komödie und damit ein Drama mit optimistischem Ausgang“, befand er schulmeisterlich. Farce, Satire, Persiflage, Kolportage, Liebesfilm, Tragödie, Historienspiel, Klamauk, magischer Realismus: Haußmann muss sich gefallen lassen, dass der Zuschauer in Hotel Lux viele Gattungen entdeckt. Und er muss die Kritik hinnehmen, dass er den Zuschauer mit dieser stilistischen Vielfalt und einem Pointen-Gewitter überreizt.
Glaubwürdig transportiert der in der ehemaligen DDR sozialisierte Haußmann hingegen ein Credo, das allen seinen Filmen gemein ist und nichts mit Ostalgie zu tun hat, wie ihm manche vorwerfen: „Wir sollten endlich diese Betroffenheitsnummer überwinden“, sagte er. Die Menschen in den ehemaligen kommunistischen Ländern seien nicht passiv gewesen. Auch hätten sie trotz diverser Widrigkeiten gut gelebt.
Günter Rohrbach, einer der beiden Produzenten des Films, betonte, man habe „ein Schlaglicht auf Stalin“ und seine Verbrechen werfen wollen. Man hoffe, dass Hotel Lux den einen oder anderen Kinobesucher dazu bewegt, sich intensiver mit dem Diktator und seiner menschenverachtenden Politik zu beschäftigen.
Für den beim Filmfest in Rom mit zwei Preisen bedachten Streifen gab es auch Lob von wissenschaftlicher Seite: „Die Identitätsproblematik von Menschen, die in einem totalitären Regime leben, ist gut herausgearbeitet“, sagte Andreas Wirsching, Leiter des Münchner Instituts für Zeitgeschichte. Eine weitere Wertung Wirschings könnte so etwas wie ein gemeinsamer Nenner sein: „Geschichte, unterhaltsam verpackt. (Alexandra Kournioti)

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