Landtag

„Crystal Meth ist ein falscher Freund“, mahnt Gesundheitsministerin Melanie Huml. Ein Screenshot aus dem neuen Aufklärungsspot. (Screenshot: BSZ)

17.11.2017

Fatale Einkaufsgemeinschaften fürs Crystal-Shopping

Debatte um die Designerdroge Crystal Meth

Die Ausbreitung der synthetischen Droge Crystal Meth in Bayern ist noch nicht gestoppt. Zwar sanken zuletzt die Fallzahlen leicht, dennoch sieht Innenstaatssekretär Gerhard Eck keinen Anlass zur Entwarnung. Wie Eck im Innenausschuss mitteilte, gab es heuer bis einschließlich September knapp 1500 Crystal-Aufgriffe im Freistaat. Die Zahl ist damit zwar erneut niedriger als im Spitzenjahr 2014, sie liegt aber weiter auf dem hohen Niveau von 2015 und 2016. Eck warnte erneut vor der Gefährlichkeit der Droge. Nach 25 Crystal-Toten im vergangenen Jahr seien heuer in Bayern bereits wieder 14 Tote zu beklagen. „Crystal ist eine hochgefährliche Killerdroge mit Suchtpotenzial“, betonte Eck.

Betroffen ist vor allem die Grenzregion zu Tschechien

Regionaler Schwerpunkt ist nach wie vor die Grenzregion zu Tschechien. Knapp ein Drittel der Crystal-Aufgriffe in diesem Jahr entfiel auf dieses Gebiet. Betroffen waren vor allem die Landkreise Wunsiedel, Tirschenreuth und Schwandorf. Illegale Drogenküchen in Tschechien sind die Hauptproduzenten des Stoffes. Eck berichtete von einem Trend zum Schmuggel größerer Einheiten. So sei die Zahl der Fälle von Crystal-Schmuggel über die Grenze von Tschechien nach Bayern leicht rückläufig, dafür erhöhe sich die von der Polizei sichergestellte Menge. Nach 2,6 Kilogramm im Vorjahr seien es heuer schon 3,7 Kilogramm gewesen.

Diese Entwicklung deutet laut Eck daraufhin, dass sich viele Kleindealer und Konsumenten zu „Einkaufsgemeinschaften“ zusammenfänden, um zum Crystal-Erwerb nach Tschechien zu fahren. Die Schleierfahndung sowie die verstärkte Zusammenarbeit mit der Polizei in Tschechien erwiesen sich bei der Crystal-Bekämpfung zunehmend als „Erfolgsfaktor“, sagte Eck. Ausdrücklich lobte er die gemeinsamen Streifen der polizeilichen Fahndungsgruppe Waldsassen mit der Bundespolizei in der Oberpfalz. Bislang seien heuer allein dadurch 1,5 Kilogramm Crystal sichergestellt worden. Der mit 1,2 Kilogramm Crystal größte Einzelaufgriff sei der Polizei im Raum Coburg gelungen. Die Staatsregierung setze weiter konsequent auf Prävention und Repression als ganzheitliches Bekämpfungskonzept. Neue Aufklärungskampagnen würden durch einen hohen Fahndungs- und Ermittlungsdruck der Polizei ergänzt. „Wir verfolgen bei allen Drogen die Linie ‘Null Toleranz’“, erklärte Eck.

Nach Einschätzung von Katharina Schulze (Grüne) ist das Crystal-Problem trotz aller Maßnahmen „noch immer nicht im Griff“. Sie forderte von der Staatsregierung vor allem eine auf die Zielgruppe der Konsumenten besser abgestimmte Prävention.

FW sehen „kleine Erfolge“ im Kampf gegen Crystal

Ähnlich sah das Klaus Adelt (SPD). „Die Sache lässt sich nicht mit einer einzelnen Kampagne erledigen“, sagte er. Manfred Ländner (CSU) sprach sich für „mehr Biss“ in den Aufklärungskampagnen aus. Ähnlich den Schock-Bildern auf Zigaretten-Packungen müsse auch bei Crystal herausgestellt werden, „wie kaputt diese Droge macht“. Dem widersprach eine Vertreterin des Sozialministeriums. Man komme zunehmend von abschreckenden Kampagnen ab, weil diese die Zielgruppe der Konsumenten nicht erreiche. Joachim Hanisch (Freie Wähler) erkannte „kleine Erfolge“ im Kampf gegen Crystal. Er sah einen entscheidenden Ansatz in der weiteren Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Tschechien. (Jürgen Umlauft)

INFO: Crystal Meth-Kampagne
Mit Werbespots im Kino und einem neuen Internet-Auftritt beschreitet die Staatsregierung neue Wege im Kampf gegen „Crystal Meth“. Ziel der Kampagne ist es, vor allem unter Stress leidende Berufstätige und junge Frauen gezielt vor den mitunter dramatischen gesundheitlichen Folgen des Crystal-Konsums zu warnen. Dieser führt während einer Schwangerschaft zu zum Teil erheblichen Spätfolgen bei Neugeborenen. „Crystal Meth ist ein falscher Freund“, mahnte Gesundheitsministerin Melanie Huml bei der Vorstellung der Kampagne. Zwar wirke die Droge im ersten Moment aufputschend, doch wegen der hohen Suchtgefahr und ihrer das Nervensystem schädigenden Wirkung komme „der Absturz sehr schnell“. Humls Ministerium unterstützt die neue Kampagne (www.mein-falscher-freund.de) mit 70 000 Euro. Diese ergänzt bayernweit die vor allem auf Ostbayern konzentrierten Aufklärungs- und Hilfsangebote wie „Mindzone“ oder „Need NO Speed“. Auch einzelne Polizeidienststellen sind in der Crystal-Prävention aktiv. So hat die Kriminalpolizei Hof gemeinsam mit tschechischen Kollegen das mit dem Präventionspreis ausgezeichnete Projekt „Hellwach – ich weiß doch Bescheid“ ins Leben gerufen. (jum)

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