Landtag

Auch beim BRK tragen einige Rettungshelfer bereits Schutzwesten. (Foto: dpa)

12.04.2017

Keine Schutzwesten für Sanitäter

Laut Innenministerium bestehe die Gefahr, dass dadurch den Einsatzkräften eine subjektive Sicherheit vorgetäuscht werde

274 Feuerwehrleute und Einsatzkräfte des Rettungsdienstes wurden in Bayern laut Polizeistatistik 2015 Opfer von Gewalt. Landtagsvizepräsident Peter Meyer (Freie Wähler) interessierte sich daher für den Ausrüstungsstand der haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräfte im bayerischen Rettungsdienst zum Schutz vor Stich- und Schussverletzungen.

Das Innenministerium antwortet, die Hilfsorganisationen seien selbst für den Kauf von Schutzwesten verantwortlich. „Die Kosten für solche Anschaffungen werden bei der Verhandlung der Benutzungsentgelte, die Sozialversicherungsträger an die Durchführenden bezahlen und auch zwischen diesen ausgehandelt werden, berücksichtigt.“

Ministerium: Lieber die Polizei rufen

Das Ressort von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist allerdings kein Freund solcher Schutzwesten. „Es besteht die Gefahr, dass den Einsatzkräften eine subjektive Sicherheit vorgetäuscht wird, dabei ist es aber nicht die Aufgabe des Rettungsdienstpersonals, sich in direkte Gefahr zu begeben“, heißt es in der Antwort. Auch schütze eine Weste nicht den ganzen Körper.

Das Ministerium empfiehlt stattdessen in den Handlungsempfehlungen für Rettungseinsätze in besonderen Einsatzlagen, immer die örtliche Polizei über konkrete Gefahren an der Einsatzstelle zu informieren. Außerdem sollten Übergabepunkte für Verletzte vereinbart werden. „So kann sichergestellt werden, dass sich rettungsdienstliches Personal nicht in direkte Gefahr begibt.“ (David Lohmann)

Kommentare (9)

  1. Rolf am 18.04.2017
    Nochmal ich...
    Sicher gibt es extreme Einzelfälle.
    Aber ich widerspreche erneut. Seit 30 Jahren kenne ich den RD einer Großstadt.
    Ich bin gegen eine pauschale Tragepflicht. Wer nicht ohne kann, und fit genug ist, gerne schwitzt, nur zu.
    Aber genaue dieses auf den besonderen Einsatz eingehen, ist die Lösung. Was hilft den bitte eine Weste gegen eine Eskalation.
    Und lieber Jim! Es bestimmt immer noch der Patient, wer mit ihm wie umgeht. In anderen Kulturkreisen ist das "Rumgrabbeln" ein Teil der Kultur, des Beistandes..
    Aber, Alternative statt Weste: http://m-health.psychologie.uni-greifswald.de/rehiku/rehiku1.html
    Interkulturelle Kompetenz aneignen hilft. Einfach mal fortbilden und verstehen lernen. Sich die "ersten Clanmitglieder" auf seine Seite holen. Klappt sicher nicht immer. Ist aber ein Ansatz.
  2. Jim am 17.04.2017
    Mal wieder realitätsfern unser Politiker die mit Personenschutz durch die Gegend eiern! Ob eine Schutzweste sinnvoll ist oder nicht, sei mal dahin gestellt. Aber wie schützt mich die Polizei vor einem akuten Angriff? Fakt ist aber das in den letzten 7 Jahren die Gewalt gegen Feuerwehr und Rettungsdienst zugenommen hat. Davor waren diese beiden Gruppen immer die, die nicht angegriffen wurden. Weil, die kamen um zu helfen und zwar ALLEN beteiligten! Mittlerweile ist es aber so das bestimmte kulturelle Gruppen, also das was wertvoller ist als Gold, null Respekt vor gar nichts mehr haben. Das muss man so deutlich sagen wie es ist. Hordenbildung bei Einsätzen, von Deutschen habe ich noch nicht erlebt. Mittlerweile ist es so das ich sofort die Polizei nachfordere wenn bei einem Einsatz ein Kulturbereicherer beteiligt ist. Gerade im öffentlichen Raum. Sobald die ersten Clanmitglieder eintreffen eskaliert es jedes mal. Egal was man macht. Man behandelt und hilft, dann wird man attackiert weil man nicht jeden von denen am Patienten rumgrabbeln lässt! Deeskalation ist da auch völlig der falsche Weg. Gute Bekannte, ebenfalls Leute aus dem türkisch oder iranischem Raum so wie aus dem Kosovo, bestötigen das. In ihrer Heimat benehmen die sich gegenüber der Staatsgewalt nicht so wie hier. Da wissen die genau was dann passiert!
  3. Vgo am 17.04.2017
    Mir drängt sich die Frage auf, warum hier mit unterschiedlichem Maß gemessen wird - Hr. Hermann wird mit einem gepanzerten Fahrzeug chauffiert. Der obigen Argumentation folgend ist dies auch nicht notwendig. Er kann ja jederzeit die Polizei rufen, wenn er mal ohne Polizeischutz unterwegs ist und es zu einer gefährlichen Situation kommt. Oder darf ich aus ihrer Aussage entnehmen, dass das Leben einer Einsatzkraft als nicht so schützenswert angesehen wird.
  4. Rolf am 17.04.2017
    In vielen RD-Bereichen setzt man auf Deeskalation und Training von Abwehrtechniken. Westen werden aus praktischen, nicht finanziellen Gründen abgelehnt.
    Stimmen:
    Zusätzliche, hohe Belastung...
    Im Sommer trägt die sowieso keiner...
    Bieten keinen Rundumschutz...
    Kein Schutz bei Explosionen und größeren Kalibern...
    Verleiten zur trügerischen Sicherheit...
    usw.
    Dann belegt die Statistik keine Tragepflicht.
    Nicht losschimpfen. Es sind nicht alle dafür, wie es gern bei dieser (seit 2 Jahren) Diskussion hingestellt wird. Und hier sind mal nicht die "bösen Politiker" die "Blockierer".
  5. Sanitäter am 16.04.2017
    Ich bin Notfallsanitäter und seit 10 Jahren in diesem Metier unterwegs.
    Ich musste mich auch schon gegen aggressive bzw. gewaltbereite Patienten wehren und hätte auf die ein oder andere Situation gern verzichtet.
    Allerdings bin Ich nicht gewillt in einer Schutzweste rumzurennen ... Wenn das nötig ist dann werde Ich sicher nicht mehr in diesem Beruf weiterarbeiten.
    Es ist mE richtig zu sagen das Rettungsdienstpersonal nichts im Gefahrenbereicht verloren hat.
    Das ist aber nur die halbe Rechnung.
    Statt Schutzwesten wäre die richtige Maßnahme regelmäßige Schulung von Einsatzkräften in den Themen Deeskalation und Selbstverteidigung.
    Ja der Sanitäter mit diesen Kenntnissen wird unter Umständen auch mal einem "Patienten" (wenn man diesen so nennen möchte) Schmerzen oder gar Verletzungen zufügen. Allerdings nur unter dem Aspekt der Notwehr.
    Leider habe Ich schon oft dieses Argument als Gegenargument zu diesen Fortbildungen gehört.
    Diese sollten aber bereits in der schulischen Ausbildung von Einsatzkräften zum Tragen kommen.
    Wenn Ich die letzten 10 Jahre so vor dem inneren Auge Revue passieren lasse dann muss Ich sagen das ein Großteil der "brenzligen Situationen" durchaus vermeidbar gewesen wäre hätte man etwas auf die Details geachtet.

    In diesem Sinne
  6. Notfalldruide am 16.04.2017
    Ja , diese Ministeriums "Fachleute"
    mit diesen Schreibtisch Theoretikern über ein Thema zu unterhalten
    Ist wie einen Veganer zum Leiter eines Steak Hauses zu machen
    Absolut null Ahnung vom wahren Leben
    In Memmingen meinte vor Jahren mal einer dieser Fachleute es kann keine
    Situation geben wo ein Rtw ohne Notarzt mit Blaulicht zum Einsatz kommt
    Weil Blaulicht ja nur bei Lebensgefahr angemacht werden darf und dass hieße
    Doch automatisch Notarzt Mitalarmieren
    Tja so ist das wenn man exorbitante Gehälter bekommt um in playmobil Land zu spielen
    Warum muss nicht jeder dieser "ausgewiesenen Fachleute" ein jährliches Praktikum machen
    Wir geben doch auch keine Empfehlungen über die Arbeit von Fliesenlegern
    Oder wie es Comedian nuhr sagt , wenn man keine Ahnung hat
    Einfach fresse halten
    Oder besser , sich fachkundig machen
    Mal in verschiedenen Städten nachts mitfahren bevor man mitschwätzt und blöde Ratschläge gibt
    Kompetenz kommt von können
  7. JG am 16.04.2017
    Ich finde es einfach z... k... dass "Fachleute" über Dinge entscheiden von denen sie keinen blassen Dunst haben.
  8. Landnotarzt am 16.04.2017
    Ach ja, liebe Ministeriumsvertreter,

    wann haben Sie zuletzt Fr oder Sa Nacht eine Streife am Land angefordert??

    Die sind nämlich auch überlastet mit Banalitäten der lebensunfähigen Bürger und ihrem Anspruchsdenken...
  9. Landnotarzt am 16.04.2017
    Toll, liebe Politiker,

    hier zeigt sich mal wieder sehr klar, wer Ahnung von unserem Job draußen an der Front hat.
    Mit genau dieser Argumentation schaffen wir die Sicherheitsgurte im Auto, Helme bei Fahrrädern, Motorrädern und auf der Skipiste wieder ab, denn man kann ja seine Fahrweise entsprechend anpassen, oder wie?
    Ihre Empfehlungen sind sehr einfach durchzusetzen, vor allem dann, wenn man in eine Wohnung gerufen wird zu einer " erkrankten " Person und erst beim Betreten des Zimmers die selbe in einer Blutlache mit Messer im Oberschenkel vorfindet, der Angehörige, der einen in die Wohnung geführt hat, hinter einem im Türrahmen der einzigen Tür zu diesem Zimmer…
    Wenn die Politiker nur wenigstens den Arsch in der Hose hätten, einfach zuzugeben, dass es ihnen zu teuer ist.
    Es täte Ihnen bei weitem nicht schlecht zu Gesicht stehen, wie so manchem Kommunalpolitiker, einfach mal eine Schicht im Rettungsdienst mit zu fahren und sich anzusehen, wie der Job draußen wirklich abläuft. Aber nein, zu diesen Zeiten muss man ja im Anzug tolle Reden schwingen oder bei seiner Familie zu Hause sitzen, während andere unserem Sozialstaat das Geld sparen…

    Und die kranken Kassen zahlen halt lieber Globuli, Osteopathie und Gesundheitsboni - bringt mehr zahlungskräftige, junge Kunden...
Die Frage der Woche

Sollen Schwangerschaftsabbrüche entkriminalisiert werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

BR Player
Bayerischer Landtag
Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.