Landtag

Die TU München kooperiert zum Beispiel mit der Dieter-Schwarz-Stiftung im baden-württembergischen Heilbronn. Die Stiftung, die auf den Gründer des Discounters Lidl zurückgeht, finanziert unter anderem 20 neue Professorenstellen. (Foto: dpa)

08.01.2018

Lehre mit Lidl: Grüne fürchten Lobbyeinfluss an Bayerns Unis

Unternehmen finanzieren sogenannte Stiftungsprofessuren an bayerischen Hochschulen. Aktuelles Beispiel ist eine Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz. Der bayerischen Grünenfraktion geht diese Verflechtung von Wirtschaft und Bildung zu weit

Die Landtagsfraktion der Grünen kritisiert den Einfluss der Wirtschaft an bayerischen Hochschulen. "Es geht nicht an, dass sich wirtschaftsnahe Stiftungen Privatprofessoren an öffentlichen Hochschulen halten", sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Verena Osgyan. Anlass ihrer Kritik sind rund 140 sogenannte Stiftungsprofessuren im Freistaat: Lehr- und Forschungsstellen an Universitäten, die von Unternehmen, Stiftungen, Vereinen und auch Privatpersonen finanziert werden. Diese Zahl gab das Bildungsministerium als Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Osgyan bekannt.

Das Besondere an den Stiftungsprofessuren: Die Informationen über die Spender werden vertraulich behandelt, manche Geldgeber bleiben sogar anonym. Osgyan sieht das kritisch: "Schon um die vorhandenen rund 100 Stiftungsprofessuren an Bayerns Hochschulen wird ein Gewese gemacht, als handle es sich um Staatsgeheimnisse", sagte die hochschulpolitische Sprecherin der Grünenfraktion im Landtag.

Osgyan fordert, Spender, Vertragsinhalte und Forschungsgegenstand der Stiftungsprofessuren in einem bayernweiten Transparenzregister offenzulegen. So solle "Schattenforschung im Sinne einzelner Konzerne oder Lobbygruppen" vermieden werden.

Stiftungsprofessuren machen zwei Prozent der Professorenstellen aus

Aktuelles Beispiel für die Kooperation zwischen Unternehmen und Hochschulen ist ein gemeinsamer Lehr- und Forschungsstandort der Technischen Universität München (TUM) und der Dieter-Schwarz-Stiftung im baden-württembergischen Heilbronn. Die Kosten trägt laut Bildungsministerium die Stiftung, die auf den Gründer des Discounters Lidl zurückgeht. Darunter sind auch 20 neue Professorenstellen. Die Forschung wird sich auf die Themen Management des digitalen Wandels und Familienunternehmen konzentrieren. Start für den neuen Standort ist das Wintersemester 2018/19.

Stiftungsprofessuren machen etwa zwei Prozent der gesamten Professorenstellen in Bayern aus. Im Dezember 2016 waren 6192 Professorinnen und Professoren im Bayern angestellt.

Das bayerische Wissenschaftsministerium erklärte, es sei ein Ausweis von Leistungsfähigkeit, wenn die Hochschulen Drittmittel einwerben, sei es von Seiten öffentlicher Mittel wie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder Mitteln der EU, aber auch aus der Wirtschaft. Die Hochschulen ließen sich jedoch von Zuwendungen Dritter nicht in der Forschungs- und Lehrfreiheit einschränken.

Auch der Freie Wähler Michael Piazolo, Vorsitzender des Hochschulausschusses im Landtag, erklärte: "Kooperationen zwischen Wirtschaft und Hochschulen und auch die damit oft verbundenen Stiftungsprofessuren sind an sich nichts Schlechtes. " Denn diese könnten durchaus den Praxisbezug unserer Hochschulen fördern. Er kritisiert allerdings, dass die deutliche Zunahme an Stiftungsprofessuren mit daran liege, dass der Freistaat immer weniger Geld in die Grundfinanzierung der Hochschulen stecke. Außerdem fordert er wie die Grüne Osgyan, bei Stiftungsprofessuren "größtmögliche Transparenz". (dpa/BSZ)

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