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Biergartenbrotzeiten können guten Gewissens verzehrt werden - das ergab der LGL-Jahresbericht. (Foto: dpa)

10.07.2015

Opposition wütet: "Geschönte Ergebnisse"

Ausschüsse für Gesundheit und für Verbraucherschutz: Jahresbericht des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat auch im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Verstöße gegen Hygiene- und Kennzeichnungsrichtlinien bei Lebensmitteln entdeckt. Von den durchgeführten knapp 68 000 Proben wurden mehr als 5400 beanstandet. Das entspricht einer Quote von acht Prozent. Die Zahl gesundheitsgefährdender Proben lag allerdings nur bei 182 (0,2 Prozent). Die Hälfte davon betraf Fleischprodukte. Daneben gab es 4190 Beanstandungen wegen der Beschaffenheit eines Lebensmittels und über 2500 wegen falscher oder irreführender Kennzeichnung. LGL-Präsident Andreas Zapf betonte allerdings, die Ergebnisse seien nicht repräsentativ für ganz Bayern, da die Proben vorwiegend verdachts- und risikoorientiert genommen würden.

Besonders unter die Lupe genommen haben die LGL-Prüfer im vergangenen Jahr Biergärten und Volksfeste. Insgesamt wurden dort 127 Proben von typischen Brotzeiten wie Käse, Fisch oder Wurst genommen, nur drei davon wurden wegen „beginnendem Verderb“ beanstandet.

Bio-Produkte schneiden besonders gut ab

Weiter rückläufig ist nach den Messungen des LGL die Belastung mit Rückstanden von Pflanzenschutzmitteln. Von 2390 entnommenen Proben überschritten nur 60 die geltenden Grenzwerte, bei fast 1500 konnten aber Rückstände in geringen Mengen nachgewiesen werden. Besonders gut schnitten Bio-Produkte ab. 90 Prozent waren völlig rückstandsfrei. Auch 30 Jahre nach dem Atomunfall von Tschernobyl sind Wildfleisch und Wildpilze weiterhin zum Teil erheblich radioaktiv belastet. Besonders hohe Werte wurden – regional unterschiedlich – bei Wildschweinen, Maronen und Pfifferlingen gemessen.

Aufgrund der aktuellen Diskussion um den Bau von Hochspannungsgleichstrom-Leitungen durch Bayern hat sich das LGL auch mit deren Wirkungen auf den Menschen beschäftigt. Demnach sind die beim Gleichstromtransport entstehenden statischen Magnetfelder mit dem der Erde zu vergleichen. „Eine schädigende Wirkung auf die menschliche Gesundheit ist bei so geringer Feldstärke nicht bekannt“, heißt es im LGL-Bericht.

Sorgen bereiten der Behörde dagegen die zunehmenden Antibiotika-Resistenzen. „Da geht es um Leben und Tod“, betonte Zapf. Er mahnte zu einem bewussteren Umgang mit Antibiotika vor allem in der Tierzucht.

Als neues Phänomen hat das LGL auch dem wachsenden Internethandel mit Lebensmitteln seine Aufmerksamkeit gewidmet. Zapf berichtete von Problemen bei der Probenentnahme, da der Versand oft über Zwischenhändler oder Briefkastenfirmen erfolge. Man versuche deshalb, sich über Blindkäufe des LGL mit neutralen Kreditkarten einen Überblick zu verschaffen. „Man braucht da schon einen gewissen kriminalistischen Spürsinn“, so Zapf. Sein Landesamt habe sich dafür Hilfe beim Landeskriminalamt geholt.

Als erfreulich bezeichnete Zapf den Rückgang des Passivrauchens. Das Rauchverbot in Kneipen habe – anders als befürchtet – nicht zu einer Zunahme des Tabakkonsums in Privatwohnungen geführt. Im Gegenteil würden viele Raucher nun auch zu Hause zum Qualmen auf den Balkon gehen. Das Rauchverbot habe also einen über die Gastronomie hinausgehenden „erzieherischen Effekt“, urteilte Zapf.

Der SPD-Angeordnete Florian von Brunn warf Zapf vor, brisante Testergebnisse zu unterschlagen. So sei der Salmonellen-Skandal bei der Firma Bayern-Ei mit keiner Silbe erwähnt. „Der Bericht ist der gedruckte Beleg dafür, dass der Salmonellen-Fall nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte“, sagte von Brunn. Dies sei die Fortsetzung der bisherigen „Desinformationspolitik“. Rosi Steinberger (Grüne) sprach von einem „Schönwetterbericht“. Das LGL prüfe zu viel Falsches und Unnötiges. So stünden 5360 Weinproben nur rund 2000 bei Fleisch gegenüber. Und statt auf die Salmonellen-Eier einzugehen, habe das LGL lieber den korrekten Schoko-Anteil in Stracciatella-Eis untersucht.

Zu allgemein schnellerem Handeln bei Verdachtsfällen forderte Peter Bauer (Freie Wähler) das LGL auf. Schließlich gelte es, mögliche Gefährdungen der Bevölkerung rasch auszuschließen. Besorgt zeigte sich Bauer über die zahlreichen festgestellten Verstöße bei der Deklarierung der Inhaltsstoffe von Tattoo-Farben und E-Zigaretten. Er verlangte in diesem Zusammenhang gezielte Aufklärungskampagnen über die gesundheitlichen Spätfolgen von Tätowierungen und des Einatmen von Tabak- oder Pflanzen-Aerosolen.

Tanja Schorer-Dremel (CSU) lobte das Prüfverhalten des LGL. Es widme sich neu auftretenden Problemen und sei für neue Test- und Präventionsstrategien offen. Dies sei in einer sich schnell wandelnden Gesellschaft wichtig. (Jürgen Umlauft)

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