Landtag

Die Generalsanierung vom 175 Meter langen Haus der Kunst in München soll 150 Millionen Euro kosten. (Foto: Haus der Kunst)

17.11.2017

Sanierung abschnittsweise oder komplett?

Kultusminister Spaenle referiert den Sachstand zum Haus der Kunst

Dank der Programmatik seines Direktors Okwui Enwezor ist das Haus der Kunst etwas, was sich im Weltmaßstab sehen lassen kann.“ Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) stellte sich bei seinem Sachstandsbericht zum Haus der Kunst im Kunstausschuss ohne Wenn und Aber hinter den seit 2011 amtierenden Chef des Hauses. Dass in der Leitung der Stiftung, einer gemeinnützigen Betriebs-GmbH, die das Haus der Kunst betreibt, seit Anfang Oktober mit Stefan Gros ein kaufmännischer Geschäftsführer installiert wurde, sei nichts besonderes: „Das gibt es in anderen Häusern auch.“ Gros ist vorläufig bis Ende des Jahres berufen, sein Vertrag wird aber eventuell verlängert.

Muss das Haus der Kunst zeitweise schließen?

Neben der anstehenden Generalsanierung des 175 Meter langen Baus, für die Spaenle nun 150 Millionen Euro veranschlagt, soll jetzt auch die Organisationsstruktur unter die Lupe genommen werden. Der Aufsichtsrat der Stiftung, dessen Vorsitzender Spaenle ist, gab unmittelbar nach der Ausschusssitzung eine entsprechende Studie in Auftrag. Spaenle erklärte, „dass es Sinn macht, die gesamte Struktur des Hauses de profundis auf den Prüfstand zu stellen“. Dabei könne man nicht ausschließen, „dass auch die Trägerschaft miteinbezogen“ werde.

Noch nicht entschieden ist Spaenle zufolge die Frage, ob die bauliche Sanierung abschnittsweise oder auf einmal erfolgt. Letzteres habe logischerweise die zeitweise Schließung des Hauses zur Folge – einer der Punkte, bei denen die Opposition einhakte. So mahnte Isabell Zacharias die Benennung von Ausweichspielstätten an, und der Ausschussvorsitzende Michael Piazolo (FW) plädierte dafür, das Haus der Kunst „offenzuhalten“. Eine längere Schließung sei „problematisch“ und „aus Sicht der Mitarbeiter bedrohlich“. Letztere äußerten sich noch am gleichen Tag entsprechend. Der Betriebsrat des Hauses der Kunst ließ verlauten, er begrüße „die Äußerung des Ministers, er sehe das Haus der Kunst in fünf Jahren ganz vorn. Denn wer in fünf Jahren ganz vorn sein will, darf nie ganz weg sein.“ Es sei also an der Zeit, „mögliche alternative Räumlichkeiten zu prüfen und die Kosten für deren Nutzung zu schätzen, um das inhaltliche Angebot des Hauses auch während der Sanierung aufrechtzuerhalten.“

Auf die Frage von Isabell Zacharias, ob das Haus der Kunst „seine Rechnungen bezahlen“ könne, versicherte Spaenle, die Regierung habe „die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Liquidität sichergestellt“ sei. Darüber hinaus solle der staatliche Zuschuss für das Haus der Kunst, der sich 2016 auf 3,2 Millionen Euro belief, ab 2018 „dauerhaft“ um 1,2 Millionen erhöht werden. Die Gesamteinnahmen bezifferte Spaenle für 2016 mit 9,5 Millionen Euro, davon seien 2,1 Millionen „Zuwendungen Dritter“, der Rest setze sich aus Eintrittsgeld und Pachteinnahmen zusammen.

Sepp Dürr (Grüne) nannte die Auskünfte des Ministers wenig überzeugend: „Da ist nichts, was zu meiner Beruhigung beigetragen hätte.“ Das „leidige Thema Kostensicherheit“ sei keineswegs vom Tisch. Es habe, so Dürr, im Haus der Kunst doch „Kontrolldefizite“ gegeben: „Wie will man dem künftig vorbeugen?“ Und bezüglich des kaufmännischen Interimsgeschäftsführers Stefan Gros stelle sich die Frage: „Wie sind die Machtverhältnisse?“ Denn Direktor Okwui Enwezor, der auch den Titel eines Geschäftsführers hat, habe ja nun mit Gros einen zweiten Geschäftsführer an der Seite: „Wer hat da das letzte Wort?“ Alles Fragen, die Spaenle unter Verweis auf den laufenden Prozess nicht beantwortete: „Manchen Dingen kann man einfach nicht vorgreifen.“

Dass Stefan Gros im Januar noch kaufmännischer Geschäftsführer im Haus der Kunst ist, dafür gibt es indes diskrete Hinweise. Auf seiner Internetseite findet sich die Bemerkung: „Ein Chief Financial Officer ad interim kann mehrere Jahre in einem Unternehmen wirken.“ Und: „Gerne stehe ich für ein mehrjähriges Mandat zur Verfügung.“ (Florian Sendtner)

Kommentare (1)

  1. Jonas am 05.12.2017
    So geht es nicht. Spaenle kann nicht so tun als wäre nichts gewesen und als hätte er nicht selbst Anfang des Jahres gesagt, dass vor weiteren Entscheidungen eine große öffentliche Debatte stattfinden muss. Von mir aus können sie das Museum zusperren, aber was danach kommt, geht die Bevölkerung was an. Chipperfield hat mehr und etwas anderes vor als nur eine Renovierung, das steht in Frage und diesem Streit darf nicht ausgewichen werden. Das würde auch nicht gehen, das Ganze ist zu wichtig. Dann fallen Spaenle/Chipperfield eben nochmal auf die Nase.
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