Landtag

Er hält den Rekord: Alfons Goppel holte mit der CSU 1974 das bestes Ergebnis bei Landtagswahlen, nämlich 62,1 Prozent der Stimmen. (Foto: BSZ)

13.09.2013

Schwarz? Schwarz-Gelb? Rot-Grün-Orange?

Landtagswahlen seit 1946: In Bayern war es selten spannend – meist lautete die Frage: Schafft die CSU 50 Prozent?

Spannend sind die Wahlen in Bayern nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs selten gewesen. Schaut man sich die Ergebnisse seit 1946 in der Auflistung des statistischen Landesamts an, hat es nur ein Mal ein Kopf an Kopf Rennen zwischen CSU und SPD gegeben. Das war 1950. Damals hatten die Sozialdemokraten (28 Prozent) die Nase knapp vor den Christsozialen (27,4 Prozent). Danach hat bei Urnengängen im Freistaat nie wieder eine Partei mehr Stimmen erzielt als die CSU.

Daran wird sich auch nach dem Urnengang am 15. September nichts ändern. In allen aktuellen Umfragen liegt die Seehofer-Partei weit über 20 Prozent vor der zweitstärksten Partei SPD. Vor diesem Hintergrund erscheint es auch äußerst fraglich, ob die CSU erstmals seit 1957 durch eine Dreier-Koalition aus SPD, Grünen und Freien Wählern von den Regierungs- auf die Oppositionsbänke verwiesen werden kann.

Zwei Mal kam die CSU auf mehr als 60 Prozent

Als wahrscheinlich gilt dagegen, dass die Christsozialen nicht die 50 Prozent-Marke knacken können. Ist ein solcher Wert für fast jede andere Partei in einem deutschen Landtag schon lange Wunschdenken gewesen, war sie für die CSU über Jahrzehnte eine Pflicht, die sie auch bei den meisten Urnengängen – 1970, 1978, 1982, 1986, 1990, 1994 und 1998 – erfüllte. Zwei Mal gelang ihr sogar der ganz große Coup: 62,1 Prozent der Wählerstimmen lautet ihr bestes Ergebnis aus dem Jahr 1974; 60,7 Prozent schaffte sie unter Edmund Stoiber im Jahr 2003. Kein Wunder, dass die im Jahr 2008 erzielten 43,4 Prozent als Schmach empfunden wurden und die Partei in eine kollektive Depression stürzte.

Schafft die CSU mal wieder die absolute Mehrheit? Und: Wenn ja, gelingt ihr das vielleicht mit einer Zweidrittelmehrheit? Das sind die Fragen, die Kommentatoren und Wahlvolk Jahrzehnte beschäftigten. Darüber ist die Entwicklung der anderen Parteien in den Hintergrund geraten. Längst vorbei sind die Zeiten, als die SPD mit ansehnlichen 35,8 Prozent (1966) der Stimmen im Münchner Maximilianeum als zweitstärkste Partei vertreten war. Seitdem verloren die Genossen stetig und stark an Zustimmung. Nur 18,6 Prozent der bayerischen Bevölkerung votierten im Jahr 2008 für die Roten. Immerhin: Neben der CSU ist die SPD die einzige Partei, die seit 1946 ununterbrochen im Maximilianeum vertreten ist.

Gemausert haben sich dagegen die Grünen. Zwar haben sie bislang noch kein zweistelliges Ergebnis einfahren können; ihr bislang bestes Resultat waren 9,4 Prozent (2008). Dafür gibt es sie aber auch erst seit 1986 im bayerischen Landtag. Immer mal wieder dabei war die FDP: Über die 5-Prozent-Hürde kamen die Liberalen bei sämtlichen Landtagswahlen von 1946 bis 1962 und von 1970 bis 1978 sowie anno 1990. 2008 fuhren die Liberalen nicht nur ihr bestes Resultat auf bayerischem Boden überhaupt ein (8 Prozent), sondern stiegen zur Regierungspartei in der Koalition mit der CSU auf. Derzeit bangen sie allerdings um ihren Wiedereinzug ins Maximilianeum.

Diese Sorge müssen sich die Freien Wähler nicht machen: Nachdem sie 2008 erstmals in den bayerischen Landtag gewählt wurden, dürfte ihnen dies in wenigen Tagen erneut gelingen. Die Gruppierung um Hubert Aiwanger wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht als eine Art politisches One-Hit-Wonder in die Parlamentsgeschichte des Freistaats eingehen. Das war bei diesen beiden Parteien der Fall: Nur jeweils ein Mal überschritten Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung (1950; 7,4 Prozent) und NPD (1966; ebenfalls 7,4 Prozent) die erforderliche 5 Prozent-Hürde.

Die Wahlbeteiligung im steten Sinkflug

Abgesehen von den bereits erwähnten Parteien hatten seit 1946 nur zwei weitere vorübergehend Sitze im bayerischen Landtag: der Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (1950, 1954, 1958) sowie die Bayernpartei (1950, 1954, 1958, 1962). Dass nach dem 15. September ein Neuling dabei sein wird, ist nach jetzigem Umfragestand fast ausgeschlossen: Sowohl die Linke als auch die ÖDP und die Piraten sind zu weit von den notwendigen 5 Prozent der Stimmen entfernt.

Spannend wird die Frage, ob sich mit den Wahlen am kommenden Sonntag ein Trend fortsetzen wird, der in Bayern bereits seit Jahrzehnten zu verzeichnen ist: die sinkende Wahlbeteiligung. Gaben 1946 exakt 75,7 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, waren es 2008 nur noch 57,9 Prozent. Es fehlt also nicht mehr viel, dann ist der Anteil der Nichtwähler genauso hoch wie der der Wähler. Und das ist keine gute Grundlage für eine Demokratie. (Alexandra Kournioti)

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