Landtag

Auch Schmähungen über soziale Netzwerke sind ein großes Problem. (Foto: dpa)

12.06.2017

SPD fordert Programm gegen Mobbing

Jeder sechste Neuntklässler wird regelmäßig gemobbt. Die SPD fordert, dass sich Schüler und Lehrer regelmäßig mit dem Thema beschäftigen sollen. Das Kultusministerium warnt vor einem Pflichtprogramm für alle Schulen

Die Landtags-SPD hat die Staatsregierung aufgefordert, ein Konzept gegen Mobbing an Schulen zu erarbeiten. "Mobbing ist ein Tabuthema. Die Zahlen sind immer gleich - sie sinken nicht", sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Margit Wild (SPD) am Montag in München. Laut der aktuellen Pisa-Studie wird in Deutschland fast jeder sechste Neuntklässler mehrmals im Monat gemobbt. Wild forderte daher ein Konzept, dass den Lebensraum Schule als Ganzes in den Blick nehme und in dem sich alle Beteiligten immer wieder mit den Problemen des Mobbings auseinandersetzen.

Als positives Beispiel nannte die SPD-Politikerin ein Programm aus Finnland, das dort an 85 Prozent der Schulen genutzt werde. In der ersten, vierten und siebten Klasse wird dabei das Thema Mobbing in den Mittelpunkt gestellt. Die Schüler besuchen in diesen Schuljahren mehrere Veranstaltungen, die Lehrer erhalten regelmäßig Fortbildungen und ein detailliertes Handlungskonzept für mögliche Mobbing-Situationen. "Jeder hat dann peu á peu das Bewusstsein für Mobbing", sagte Wild.

Lehrerverband fordert mehr Freiräume

Ein Pflichtprogramm für alle Schulen, wie es die SPD fordere, sei nicht im Sinne der bisherigen Strategie gegen Mobbing, hieß es aus dem Kultusministerium. Stattdessen solle den Schulen wie bisher weiterhin eine Reihe von Maßnahmen an die Hand gegeben werden - welche sie für ihre Situation auswählen, bleibe aber den Schulen selbst überlassen, sagte ein Sprecher.

Der bayerische Lehrerverband BLLV sprach sich mit Blick auf die laufenden G9-Beratungen unter anderem dafür aus, mehr Freiräume in den Lehrplänen zu lassen. "Wenn ich nie frei habe, kann ich als Lehrer keine Konflikte lösen, ohne dass Unterricht ausfallen muss", sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Grüne und Freie Wähler fordern ebenfalls einen stärkeren Blick auf die Prävention. Dem Freien Wähler Michael Piazolo, Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses im Landtag, geht es insbesondere um die Stärkung von Medienkompetenz und digitaler Bildung. Auch Thomas Gehring, schulpolitischer Sprecher der Landtags-Grünen, kritisiert, dass die vorbeugende pädagogische Arbeit an den Schulen nicht den Stellenwert bekomme, den sie braucht. (dpa/BSZ)

INFO: Mobbing - Ausgrenzung durch Schikane, Drohung und Angriffe
Das Wort "Mobbing" bezeichnet das Schikanieren und Attackieren von Mitschülern oder Arbeitskollegen. Die über einen längeren Zeitraum anhaltenden Aktionen sollen die Betroffenen sozial ausgrenzen, Mobbing-Opfer werden in eine unterlegene Position gedrängt. Dies geschieht durch feindselige Angriffe, eiskalte Ablehnung, Getuschel, Anschwärzen, sexuelle Belästigungen oder Erpressungen. In der Schule kommt Mobbing nach Angaben von Experten in allen Schularten und Altersgruppen vor. Laut der aktuellen Pisa-Studie wird in Deutschland fast jeder sechste Neuntklässler mehrmals im Monat gemobbt.

Durch das Internet und die Sozialen Medien ist zudem das sogenannte Cybermobbing entstanden. Auch hier sind die Auswüchse vielfältig: von massenhaften unerwünschten E-Mails und Anrufen über gehässige Kommentare in Online-Netzwerken bis hin zur Veröffentlichung peinlicher, intimer oder erniedrigender Fotos und Videos. Das Internet bietet Anonymität und die Möglichkeit, mit Bloßstellung, Verleumdung oder Bedrohung viele Menschen zu erreichen.

"Der oder die Täter wollen an Status und Macht gewinnen und werten dazu ein Mitglied der Gruppe gezielt ab, instrumentalisieren es als Opfer", sagt die Psychologin Prof. Mechthild Schäfer von der LMU in München. "Dabei spielen nicht nur Opfer und Täter eine Rolle: Entscheidend ist die umgebende Gruppe - im Schulkontext etwa die Klasse -, denn nur sie kann Macht zugestehen." (dpa)

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