Landtag

Schwere Zeiten für Jung-Lehrer: Für die Aufnahme des praktischen Ausbildungsteils soll es künftig eine Wartefrist von bis zu drei Jahren geben. (Foto: dpa)

23.10.2015

Streit um Wartezeiten für Lehrer in spe

Plenum: Dringlichkeitsantrag zum Referendariat

Auf harsche Kritik der Opposition sind die Pläne der Staatsregierung gestoßen, Lehramtsanwärtern nach dem ersten Staatsexamen den Zugang zum Referendariat zu erschweren. Für die Aufnahme des praktischen Ausbildungsteils soll es künftig eine Wartefrist von bis zu drei Jahren geben. Ziel der Maßnahme ist es, den in manchen Fächerverbindungen gewaltigen Bewerberüberhang zu kanalisieren. In einer Debatte zu Dringlichkeitsanträgen der Opposition erläuterte Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich, dass die Pläne frühestens ab 2019 greifen sollen. Man wolle zunächst die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, aber abwarten, wie sich das Verhältnis von Lehrerbedarf und Lehramtsanwärtern weiter entwickle. „Es ist noch nicht entschieden, ob wir die Rechtsgrundlage tatsächlich nutzen werden“, betonte Eisenreich.

Grüne sprechen von „Vergrämungstaktik“

Der grüne Bildungspolitiker Thomas Gehring bezeichnete die Regierungspläne als „Vergrämungstaktik“. Mit Blick auf den aktuellen Lehrerbedarf wegen der zu beschulenden Flüchtlingskinder sagte Gehring, „das ist die falsche Maßnahme zur falschen Zeit“. Es werde in Zukunft Wartelisten für die Zeit vor dem zweiten Staatsexamen geben und anschließend Wartelisten für voll ausgebildete Lehrer, die keine Anstellung bekämen. Gehring plädierte stattdessen für eine Reform der Lehrerbildung, deren Ziel es sein müsse, Lehrkräfte bedarfsgerechter und flexibler in den verschiedenen Schularten einsetzen zu können. Zudem müsse das Lehramtsstudium verstärkt auch für Berufe außerhalb des Schuldienstes qualifizieren.

Als grundsätzlich falsch bezeichnete es Martin Güll (SPD), die Steuerung des Zugangs zum Lehrerberuf erst nach der Ausbildung zu beginnen. Nötig sei vielmehr eine verbesserte Beratung vor Studienbeginn, in der über die Zukunftsperspektiven aufgeklärt werde. Das aber scheitere schon daran, dass die Lehrerbedarfsprognosen in der Vergangenheit fast immer realitätsfern gewesen seien. Auch Güll hielt nichts davon, den Berufszugang für Lehrer angesichts des aktuellen Bedarfs weiter zu erschweren. „Wir brauchen diese Leute in den Klassenzimmern und nicht auf Wartelisten“, sagte Güll. Statt Zugänge zu begrenzen, müssten zusätzliche Lehrerstellen geschaffen werden. Ähnlich äußerte sich Michael Piazolo (Freie Wähler). Es sei wenig sinnvoll, junge Menschen ein Studium beginnen zu lassen, um sie dann nach dem ersten Abschnitt daran zu hindern, in ihrer Ausbildung weiterzukommen.

Als wenig glaubwürdig schätzte Otto Lederer (CSU) die Vorhalte der Opposition ein, da es vergleichbare Regelungen bereits in 13 Bundesländern gebe. Der Staat als Arbeitgeber müsse sich alle Lenkungsmöglichkeiten für den Berufszugang offen halten. Es sei Tatsache, dass die Zahl derer, die sich für ein Lehramt interessierten, deutlich über der Zahl der zur Verfügung stehenden Stellen liege. Den Vorwurf, dass der Freistaat nicht genug Lehrerstellen anbiete, wieß Lederer zurück. Allein zwischen 2008 und 2012 seien 5818 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen worden. Mit ihrer Mehrheit lehnte die CSU die Anträge zum Verzicht auf die Wartelisten vor dem Referendariat ab. (Jürgen Umlauft)

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