Landtag

Im Zwiegespräch: Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) und Verleger Hubert Burda. (Foto: Bildarchiv Bayer. Landtag, Rolf Poss)

15.10.2010

Von maritimen und terrestrischen Wegen

Verleger Hubert Burda über Jakob Fugger und die neuen Medien

Je nach Temperament des Redners ist von Übergang, Wandel oder Umbruch die Rede, wenn sich im Lauf der Geschichte epochale Veränderungen ereignen. „Schwellenzeit“ hat wiederum der Verleger Hubert Burda die Zeit um 1500 genannt, als sich vor allem im Handel neue Strategien, Vertriebswege und Märkte entwickelten. Letztere wurden maßgeblich vom Augsburger Kaufmann Jakob Fugger geprägt, über den Burda im Bayerischen Landtag referierte. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Der Landtag im Gespräch mit...“ skizzierte der Kunsthistoriker und Verleger das Leben des Geschäftsmanns.


Parallelen zwischen Jakob Fugger und Hubert Burda


Während des Vortrags, der aus dem Senatssaal auch in den Plenarsaal übertragen wurde, ist zum einen Burdas Faszination für den Augsburger deutlich geworden; immer wieder schweifte er ab, um auf Nebenschauplätze und Details der Familien- und Zeitgeschichte einzugehen. Zum anderen waren die Parallelen zwischen Fuggers Epoche und seinem Wirken sowie zu Burdas Zeit und seinem unternehmerischen Handeln unverkennbar. Innovationen wie der Buchdruck und neue Handelswege während Fuggers Ära verglich Burda mit den Neuen Medien der Gegenwart.
Der von Gutenberg erfundene Buchdruck habe den Alltag Fuggers und seiner Zeitgenossen revolutioniert. Ähnlich wie die Verbreitung des Internets, die Burda um 2000 datiert. Burda hat die Vervielfältigung des Buchs via Druckpresse mit der Suchmaschine Google verglichen. Letztere werfe im Quartal „so viel Gewinn ab, wie ihn Rupert Murdoch noch nie in seinem Leben gesehen hat“. Und: „Wo hat es das gegeben, dass ein Monopol wie Google die ganze Welt beherrscht?“
Diese Aussagen über die Suchmaschine waren charakteristisch für die Mischung aus Bewunderung und Graus, mit denen Burda von den neuen Medien berichtete. Er erzählte auch von privaten Erfahrungen in diesem Bereich: Er selber könne mit dem virtuellen Freunde-Netzwerk Facebook nichts anfangen. „Maria befindet sich an der Grenze“, sagte der 70-Jährige mit einem Blick auf seine Frau Maria Furtwängler, die vor allem aus dem Fernsehkrimi Tatort bekannte Schauspielerin. Die zwei Kinder der beiden wiederum könnten ohne die Internet-Kontaktbörse „gar nicht mehr leben“.
In seinem Medienkonzern setze er stark auf die „Neuen“. Burda verglich diese mit den maritimen Handelswegen, die zu Fuggers Zeit an Bedeutung gewonnen hätten. Allerdings seien die terrestrischen Verbindungen damals nicht abgeschafft worden. Letztere darf man wiederum als Metapher für Printmedien verstehen, die in Burdas Verlag nach wie vor herausgegeben werden. Man müsse sie auch künftig ausbauen, sagte der Herausgeber von über 250 Titeln in 19 Ländern. Wie das aussehen soll, erklärte er nicht. Wie es nicht gehen wird, deutete er vage an: „Nicht im alten Verleger-Modell.“ Im Übrigen habe seine Zunft „das Privileg über die Nachricht verloren“.
Auf diese reichlich nebulösen Aussagen hatte Patricia Riekel, Chefredakteurin der von Burda herausgegebenen Bunte, eine erfrischend eindeutige Replik parat: „Nachrichten müssen gesammelt, bearbeitet und weitergegeben werden. Deshalb sehe ich die Zukunft der Journalisten gelassen.“
Von Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) auf seine soziale Verantwortung angesprochen, reagierte Burda ausweichend. Seine Position als Geschäftsmann machte er Stamm gegenüber jedoch deutlich: „Wenn Ihnen eine Stimme fehlt, sind Sie weg. Wenn mir ein Euro fehlt, bin ich insolvent.“(Alexandra Kournioti)

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