Landtag

Gewonnen! Der Verein "heimaten" freut sich über den Integrationspreis. Links im Bild der Integrationsbeauftragte Martin Neumeyer, rechts Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Vierte von rechts ist Marianne Seiler vom Verein „heimaten“, Mohammad ist in der Mitte zu sehen (7. von rechts). (Foto: Landtag)

15.03.2013

"Wir wünschen uns nichts mehr als ein zweites Zuhause"

Integrationspreis: Der Verein „heimaten“ hilft elternlosen Flüchtlingen und überzeugt damit nicht nur die Jury des bayerischen Integrationspreises

ls Mohammad aus Afghanistan floh, war er gerade 17 Jahre alt. Trotz des Flehens seiner Eltern umzukehren, schlug er sich mehrere Monate lang hungrig und durstig bis nach Deutschland durch. „Unterwegs wurden wir von der Polizei verprügelt, und ein Freund ist auf dem weiten Weg verhungert“, erzählt der heute 20-Jährige in fließendem Deutsch. Er hat ihn am Straßenrand begraben.
Marianne Seiler, Vorstandsvorsitzende des Vereins heimaten, betont, wie betroffen sie derlei Schicksale immer wieder machen: „Was wir in Gesprächen mit den Jugendlichen hören, ist oft mehr, als ein normaler Mensch aushält.“ Seiler war Mohammads erste Ansprechpartnerin in der Münchner Erstaufnahmeeinrichtung. Sie ermutigte ihn, Deutsch zu lernen und verhalf ihm anschließend zu einem Platz in der „SchlaU-Schule“ für elternlose Flüchtlinge. Wenn sein Asylverfahren positiv entschieden wird, will Mohammad eine kaufmännische Ausbildung absolvieren, das ist sein Traum.
Für ihr ehrenamtliches Engagement bei der Flüchtlingsbetreuung wurden Seiler und ihre Mitstreiter vergangene Woche mit dem Integrationspreis des Bayerischen Landtages und des Bayerischen Integrationsrates ausgezeichnet. „Der Preis ist über die Parteigrenzen hinweg von entscheidender Bedeutung“, so der Integrationsbeauftragte der Staatsregierung, Martin Neumeyer (CSU). Aufgrund der häufig kritisierten Asylpolitik seiner Partei bezeichnete er die Verleihung sogar als „Sensation für Bayern“.
Und Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die als Schirmherrin der Preisververleihung fungiert, betonte: „Es sind oft Kinder und Jugendliche, die unter Integrations-Schwierigkeiten am meisten zu leiden haben – die von einer gelungenen Integration aber auch am stärksten profitieren.“
heimaten-Vorstand Seiler wiederum sieht ihr Ehrenamt fast schon als als Pflicht: „Für uns ist es einfach wichtig, dass auch Flüchtlinge über 18 Jahren Ansprache und Kontakt bekommen.“ Der Verein heimaten ist für die hauptberufliche Sozialpädagogin eine Plattform für interkulturellen Dialog, Jugendarbeit und Bildung von Migranten oder Flüchtlingen. Aktuell helfen 17 Erwachsene und 17 Jugendliche aus Deutschland, Sierra Leone, Somalia, Syrien, Uganda oder dem Irak den gestrandeten Neuankömmlingen. Zu ihren Aufgaben gehört die Hilfe in der jeweiligen Landesprache bei vermeintlich banalen Problemen: Sie erklären, wie ein Fahrkartenautomat funktioniert, leisten Aufklärungsarbeit bei Liebesfragen der Pubertierenden oder organisieren Skateboard-Touren.

Hilfe bei Liebeskummer


„Das Bild von Flüchtlingen ist meist von Elend geprägt, dabei haben die jungen Leute großes Karrierepotenzial“, glaubt Seiler. Da zum Beispiel das Thema Energie auf der ganzen Welt an Bedeutung gewinne, biete diese Branche eine gute berufliche Perspektive. Gemeinsam mit dem Bund Naturschutz und ihren Schützlingen besuchte sie daher Anlagen für regenerative Energien und ließ sich verschiedene Berufsbilder erklären. Auf Ausbildungsbörsen stellt sie Kontakte zu Betrieben her. „Allerdings lehnen einige Meister Menschen mit schwarzer Hautfarbe noch immer ab“, klagt Seiler.
Nicht zuletzt vermittelt der Verein Kontakte zu wichtigen Anlaufstellen wie dem Bayerischen Flüchtlingsrat oder Traumatherapeuten. „Die Flüchtlinge haben alles abgebrochen, Familienangehörige verloren oder fürchterliche Dinge erlebt“, sagt Seiler. Durch die Unterstützung seien jetzt alle Jugendlichen wieder auf einem guten Weg und gingen zur Schule oder hätten Ausbildungsplätze.
Mohammad bittet im Landtag darum, eine Chance auf ein Leben in Deutschland zu erhalten. Er verspricht: „Wir wünschen uns nichts mehr als ein zweites Zuhause zu finden und werden der Gesellschaft dafür etwas zurückgeben.“
(David Lohmann)

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