Leben in Bayern

Judith Milberg und Florian Wagner in Milbergs Werkstatt in München: Sie geben einem alten Stuhl ein völlig neues Aussehen. (Foto: BR)

24.02.2017

Aus Alt mach Neu

Statt wegwerfen: „Upcycling“ liegt im Trend – Judith Milberg und Florian Wagner liefern sich im Bayerischen Fernsehen ab nächster Woche einen Wettstreit

„Kaufen kann ja jeder!“ Die Designerin Judith Milberg und der Moderator Florian Wagner stehen dagegen auf Selbstgemachtes. Gerne auch aus alten Gegenständen. Diese gemeinsame Leidenschaft leben sie ab nächster Woche auch im Fernsehen aus. Ein Gespräch in Milbergs Münchner Werkstatt über Oberfräsen, „jodelnde“ Möbel und ihre Mission in Sachen Kreativität. Schnell streicht sie mit dem Pinsel noch einmal über die Holzplatte: Judith Milberg steht in ihrer Münchner Werkstatt vor einem ungewöhnlichen Tisch – die sattgrüne Platte steht auf einem Block aus kunstvoll gedrechselten Holzpfosten. „Das sind alte Balkongeländer“, erklärt Florian Wagner – „lange haben wir überlegt, was man damit anfangen könnte.“

Die Designerin und Kunsthistorikerin Milberg, Frau von Tatort-Kommissar Axel Milberg, und der Moderator und Schauspieler Wagner haben eine gemeinsame Leidenschaft: Beide spielen gerne mit dem Zweckentfremden von Gegenständen. Meist Gegenstände, die andere auf den Müll werfen würden. Wie die Balkongeländer. Oder auch die Treppengeländer, die in Milbergs Werkstatt in einer Ecke stehen. Für einige hat die Designerin und Kunsthistorikerin bereits eine neue Verwendung gefunden: Stolz präsentiert sie die Kerzenleuchter, die aus dem alten Holz und ausrangierten Muffin-Backformen entstanden sind.

Davon, wie viel Spaß die beiden daran haben, aus unliebsamen Gegenständen Neues zu erschaffen, kann man sich ab dem 3. März immer freitags um 19.30 Uhr im BR Fernsehen überzeugen. Milberg & Wagner heißt das Format, in dem die beiden in einen Wettstreit treten. Zuschauer stellen ihnen eine Aufgabe. Getrennt entwickeln Milberg und Wagner einen Plan. Der Auftraggeber entscheidet, wer gewinnt. Umgesetzt wird die Gewinner-Idee dann aber von beiden gemeinsam – unterhaltsame Frotzeleien inklusive. In der ersten Folge wünscht sich zum Beispiel eine junge Familie aus dem Landkreis Regensburg einen neu gestalteten Essplatz. Denn die alten Erbstücke – ein schwerer Esstisch im Landhausstil samt „jodelnder“ Stühle, wie Wagner es augenzwinkernd nennt –, mögen nicht so recht in das moderne helle Haus passen. „Aber nur weil etwas furchtbar jodelt, muss man es nicht wegschmeißen und etwas Neues kaufen, für das wieder ein Baum gefällt wurde“, betont Wagner.

In der Sendung zeigen er und Milberg nicht nur, wie man Möbel „entjodelt“. Sie geben viele praktische Tipps, die auch auf der BR-Internetseite abrufbar sind. „Worin wir uns deutlich von anderen Einrichtungssendungen unterscheiden, ist, dass es nicht darum geht, einer mittellosen Familie irgendetwas Neues hinzustellen“, erklärt Milberg. „Wir wollen die Leute dazu anregen, selbst kreativ zu werden.“ Es gehe darum, den Blick auf Dinge, die einen umgeben, zu ändern. „Zum Beispiel auf den Tisch oder Schrank im Keller, angeschmiert in einem ganz scheußlichen Braun. Warum nicht einfach zum Farbeimer greifen“, fragt sie.

„Upcycling“ nennt sich neudeutsch der immer weiter um sich greifende Trend, alten Dingen ein neues Leben oder eine neue Funktion zu geben. Eine auf Nachhaltigkeit aufbauende Leidenschaft, der Milberg und Wagner auch privat frönen. Schon länger als man von einem Trend spricht. „Heute gibt es einen Riesenmarkt mit historischen Baustoffen“, erklärt Wagner. In der Sendung wird etwa eine Firma gezeigt, die alte Fenster aus Abrisshäusern „rettet“.

Hobbyschreiner Wagner, der am Tegernsee wohnt, hat schon immer ein Faible für schöne Möbel, sagt er. Aber nicht schon immer das nötige Geld, sie sich auch leisten zu können. „Also bin ich zum Werkstoffhof und habe sie mir selbst gebaut.“ Und das klappte so gut, dass er heute eine eigene Werkstatt hat, „die so gut bestückt ist, dass selbst jeder gestandene Schreiner vor Neid zusammenbricht“, wie Milberg ergänzt. „Das Tollste ist die Oberfräse“, fängt sie an zu schwärmen. „Das sagst du doch von jedem Werkzeug“, unterbricht Wagner und lacht. „Letzt war es der Luftdrucknagler.“

Auch mit zwei linken Händen kann man kreativ werden

Oberfräse? Luftdrucknagler? Wie soll man da als weniger begabter Bastler mit normalem Werkzeug mithalten? „Ach was“, meinen Milberg und Wagner, auch wenn man zwei linke Hände habe, könne man vieles selbst anpacken. „Für das andere holt man sich eben Hilfe – zum Beispiel bei einem Schreiner“, meint Milberg. Wagner ergänzt: „Außerdem gibt es immer mehr offene Werkstätten, in denen man Unterstützung bekommt.“

Denn: Etwas Selbstgemachtes ist nicht nur meist günstiger. Es gibt einem auch ein „ganz besonderes Gefühl“, betont Milberg. „Kaufen kann ja jeder.“ Ein Gefühl, das womöglich auch in Zwang umschlagen kann? Dann zum Beispiel, wenn Freunde und Familie nur noch Selbstgemachtes erwarten? „Von diesem Druck habe ich mich befreit“, erklärt Milberg. Einmal habe sie aus kleinen Wasserrohrelementen einen Lüster gefertigt und verschenkt, „obwohl ich ihn selbst so schön fand, dass ich ihn gar nicht hergeben wollte“. Doch der Beschenkte würdigte das keineswegs – am Ende ist er bestimmt in die Mülltonne gewandert“, meint Milberg. Wagner hat da einen Tipp: „Mach’s wie ich und verschenk große Möbel wie ein Bett oder eine Eckbank“, sagt er und lacht. „Die passen in keine Mülltonne.“ (Angelika Kahl)

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