Leben in Bayern

Staubsaugerdeckel aus Bio-Kunststoff. (Foto: Andreas Battenberg/Technische Universität München/Archiv)

22.03.2017

Bio-Plastik aus Bayern

Plastik ist ein großes Problem. Mit biologisch abbaubarem Kunststoff aus Kleie wollen Forscher neue Wege gehen.

Forscher aus Bayern wollen biologisch abbaubaren Kunststoff aus Kleie herstellen. Unter Kleie versteht man Rückstände, die bei der Getreideverarbeitung anfallen. "Das Bio-Plastik, das wir produzieren, wird innerhalb von zwei bis drei Wochen auch in der Umwelt abgebaut und endet damit erst gar nicht im Meer", sagte Thomas Brück von der Technischen Universität (TU) München. Die Wissenschaftler der TU und der Universität Bayreuth stellten am Mittwoch in Erlangen erste Forschungsergebnisse vor. Der neue Kunststoff soll auch eine Alternative zu Plastik aus Erdöl schaffen. Mehrere hunderttausend Tonnen Kleie fielen allein in Bayern jedes Jahr als Reststoff an, sagte Brück. Da Kleie kaum verkauft werden könne, werde sie aktuell von der Mühle verbrannt. Das Forscher-Team versuche, den Reststoff möglichst gewinnbringend weiter zu verwenden. Auf Basis von Polyhydroxybuttersäure (PHB) sollen flexible Kunststoffe entstehen, die für viele verschiedene Anwendungen genutzt werden können. In den nächsten fünf Jahren solle es die ersten Produkte damit geben, sagte Brück. Bereits jetzt werde ein Staubsauger-Deckel hergestellt, der aus einem Gemisch von PHB und Polypropylen-Carbonat bestehe. Bisher gebe es außer PHB nur wenige andere Bio-Kunststoffe, die schon technisch eingesetzt werden. In Italien etwa werde für Plastiktüten Caprolactam aus Stärke genutzt, das auch biologisch abbaubar sei.

Nicht alle sehen einen Nutzen

Andrea Siebert-Raths, stellvertretende Leiterin des Instituts für Biokunststoffe in Hannover, sagte, ein Vorteil des bayerischen Ansatzes sei die Verwertung eines Reststoffs. Damit umgehe man die übliche "Tank-Teller-Diskussion" bei Bio-Kunststoffen. Kritiker werfen Herstellern von Bio-Kunststoffen genauso wie Produzenten von Energiepflanzen vor, Flächen zu verschwenden, auf denen Lebensmittel angebaut werden könnten. Zudem sei es wünschenwert, den Plastik-Müll im Meer zu bekämpfen. "Die Bio-Kunststoffe werden da aber nicht das Non-Plus-Ultra sein", sagte Siebert-Raths. Denn es sei sehr schwierig, einen Kunststoff herzustellen, der als Gebrauchsgegenstand langlebig sei und eine gute Qualität habe und gleichzeitig in der Natur schnell abbaubar sei. Auch bei der gleichzeitigen Anwendbarkeit für viele verschiedene Produkte zeigte sich Siebert-Raths skeptisch. Bio-Kunststoffe hätten in den vergangenen zehn Jahren stark zugelegt und zeigten weiter hohe Wachstumsraten. Dennoch machten sie von den mehr als 300 Millionen Tonnen Kunststoff, die weltweit pro Jahr produziert werden, nur etwa 1,5 bis 2 Prozent aus. Sie werden unter anderem aus Mais, Kartoffeln, Rüben oder Zuckerrohr hergestellt. Das Umweltbundesamt ist beim Thema Bio-Kunststoffe eher zurückhaltend. Da es aufgrund der geringen Mengen bisher keine Entsorgungs-Systeme gibt, seien Bio-Kunststoffe in der Ökobilanz bisher nicht besser als normale Kunststoffe, sagte eine Sprecherin. Beim Recycling herkömmlichen Plastiks könnten die biologisch abbaubaren Kunststoffe zudem stören. Auch in Kompostieranlagen würden sie in der Regel aussortiert und letztlich verbrannt. Auch Siebert-Raths sagt: "Wir halten von der Kompostierung nicht viel. Nur da, wo sie wirklich Sinn ergibt." Besser sei es, einen Kunststoff so oft wie möglich wiederzuverwenden und ihn erst am Schluss zu verbrennen. So könne daraus noch Energie gewonnen werden. (dpa)

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