Leben in Bayern

Liegestühle und Pflanzen statt Autos: Anwohner protestieren in München gegen die Luftverpestung. (Foto: Stumberger)

28.07.2017

Bürger sperren Straße

In München protestieren Anwohner gegen die Überschreitung der Schadstoff-Messwerte in der Luft

Die Anwohner der Münchner Isartalstraße haben buchstäblich die Nase voll: Am Donnerstagabend sperrten sie deshalb ihre Straße für den Autoverkehr – eine Stunde lang. Damit protestierten sie gegen die hohe Umweltbelastung. Denn mit gemessenen 50 bis 60 Mikrogramm Stickstoffoxid pro Kubikmeter Luft ist dort der Grenzwert von 40 Mikrogramm deutlich überschritten. „Verschnaufpause vom Abgasdreck“ nannten die Protestierer ihre Aktion. Am späten Nachmittag schon sperrte die Polizei Isartalstraße weiträumig ab und die Anwohner eroberten den Asphalt: Mit Liegestühlen, Blumen und bunten Girlanden. Die Kinder von anliegenden Spielplatz wuselten herum. Die Botschaft. „Gesundheit muss vor wirtschaftlichen Interessen gehen“, sagte ein Sprecher der Initiatoren in ein Mikrofon und forderte die Einhaltung der Grenzwerte sofort und nicht „in fünf Jahren“. Die Kritik richtete sich auch gegen die „Trickserei und den Betrug“ durch die Automobilindustrie. Die Landeshauptstadt liegt, was die Belastung durch Stickstoffdioxid angeht, in Deutschland auf Platz zwei, so der Bericht des Umweltbundesamtes zur Luftqualität 2016. So wurden an der Landshuter Allee durchschnittlich 80 Mikrogramm Stickstoffdioxid gemessen (Spitzenreiter war Stuttgart mit 82 Mikrogramm). Schuld daran sind vor allem alte Dieselautos. 

Fahrverbote will die Staatsregierung vermeiden

Dazu kam jetzt heraus: In einem Viertel aller Hauptstraßen, das entspricht einer Länge von 123 Kilometern (von insgesamt 511 Kilometer), liegt die Belastungen über dem Grenzwert. 27 Kilometer davon weisen deutlich erhöhte Werte auf, 16 Kilometer sogar extrem erhöhte Werte. So jedenfalls die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie der bayerischen Staatsregierung. Mit diversen Einzelmaßnahmen will man die Schadstoffbelastung nun zurückdrängen, ein generelles Fahrverbot für alte Diesel-Stinker will die CSU aber nicht. Und die bayerischen Autobauer Audi und BMW natürlich auch nicht. Sie hatten Ende Juni deshalb angekündigt, die Hälfte ihrer in Deutschland zugelassenen Euro-5-Dieselautos technisch nachzurüsten. Die Staatsregierung setzt zudem  auf Kaufanreize für neue Diesel-Fahrzeuge, eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs und Radverkehrs sowie einen schnelleren Ausbau der Elektromobilität. Gefördert werden soll auch die Modernisierung von Bussen. In Stuttgart muss die Landesregierung die Luftverschmutzung notfalls auch mit Diesel-Fahrverboten eindämmen, entschied heute das Verwaltungsgericht. Der Nachrüstplan reiche nicht aus. Geklagt hatte die Deutsche Umwelthilfe. Die Stadt  München selbst sucht nach Alternativen zum Autoverkehr. Sie will Elektroautos fördern, beispielsweise mit der Einrichtung von 150 Ladestationen. Zudem laufen in der Stadt mehrere Modellversuche zum Pakettransport mit Fahrrädern. (Rudolf Stumberger)

Kommentare (2)

  1. voa zua am 31.07.2017
    Ich oute mich mal als eher der CSU nahe stehend und zudem als (noch) Diesel-Fahrer.
    Aber im Fall des Vorschlags der CSU zum Kaufanreiz für neue DIESEL-Fahrzeuge zitiere ich liebend gern Cem Özdemir: Liebe CSU, ihr hab doch "den Schuss nicht gehört"!!!
  2. dorfkramer am 28.07.2017
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