Leben in Bayern

Höhenretter der Berufsfeuerwehr üben in Augsburg an einem 84 Meter hohen Gaskessel das Abseilen eines Menschen. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

31.07.2017

Wenn die Feuerwehrleiter zu kurz ist

Unfälle kann es überall geben. In der Krangondel, oben auf dem Windrad und im engen Kirchenturm. Wenn kein Krankenwagen und keine Drehleiter mehr zu einem Verletzten vordringen kann, dann werden sie gerufen - die Höhenretter mit den 200 Meter langen Seilen

Der Arbeit mit Leitern ist für Feuerwehrleute an der Tagesordnung, doch auch die längste Leiter ist irgendwann zu Ende. Für diese Fälle gibt es bei den Berufsfeuerwehren die Höhenretter. Für sie ist auch in 140 Metern Höhe nicht Schluss, wenn beispielsweise ein verletzter Monteur aus dem Maschinenhaus eines Windrads geborgen werden muss.

Doch solche Einsätze sind nichts für schwache Nerven. Denn die Höhenretter der Augsburger Berufsfeuerwehr seilen sich und die Opfer dann mit 200 Meter langen Spezialseilen ab. Diese sind doppelt so lang wie die normalen Feuerwehrseile. "Man muss einfach der Technik vertrauen", sagt Ausbilder Anselm Brieger. "So ein Seil hält 2,2 Tonnen." Zudem werde immer ein zweites zur Sicherung eingesetzt.

Feuerwehr-Höhenretter orientieren sich beim Abseilen an den Techniken der Alpinisten und von Höhlenforschern. Zuerst hatten die Brandschützer in der DDR in den 1980er Jahren solche Spezialeinheiten gegründet, in den alten Bundesländern wurde diese erst nach der Wende ein Thema. Die erste westdeutsche Höhenretter-Einheit entstand 1993 in Frankfurt am Main, der Stadt der Wolkenkratzer. Danach folgten die Profi-Feuerwehren im Freistaat wie München und Regensburg.

In Augsburg wird an einem hohen Gaskessel geübt

In Augsburg wurde 1999 die Höhenrettungsgruppe gegründet. Aktuell gibt es 34 Aktive, mindestens vier Mann davon sind rund um die Uhr im Dienst. Dabei kümmern sich die Experten nicht nur um Opfer in Bayerns drittgrößter Stadt. Sie rücken zu Einsätzen in ganz Schwaben aus, wenn die Feuerwehrler vor Ort nicht mehr weiterkommen. Mitunter werden die Spezialkräfte dann von Polizeihubschraubern zum Einsatzort geflogen. Hängend an den Seilwinden der Hubschrauber werden die Verletzten dann manchmal gemeinsam mit einem Retter in Sicherheit gebracht.

"Das Leistungsspektrum der Höhenretter beginnt da, wo herkömmliche Rettungsmittel oder Rettungstechniken an ihre Grenzen stoßen", beschreiben die Feuerwehrkletterer aus Augsburg ihre Arbeit. Dies könne beispielsweise ein abgestürzter Arbeiter im Glockenturm oder ein verunglückter Kranführer sein. "Das ist dann keine Rettung, die innerhalb von fünf Minuten erledigt ist", erklärt Brieger.

Die Frankfurter Höhenretter betonen bei der Beschreibung ihrer Arbeit insbesondere die Teamfähigkeit: "Die komplexen Einsätze können nur im Team bewältigt werden. Jeder Höhenretter muss sich auf seinen Kollegen verlassen können."

Deswegen sind für die Retter regelmäßige Übungen Pflicht. In Augsburg nimmt die Feuerwehreinheit dafür gerne das alte Gaswerk im Stadtteil Oberhausen in Beschlag. Der 84 Meter hohe Gaskessel dort ist nicht nur weithin zu sehen, sondern bietet auch ideale Voraussetzungen, um das Abseilen von Opfern zu üben.

Häufig: Tierische Aktion auf hohen Bäumen

Im Alltag sind dann natürlich Bäume ein häufiger Einsatzort. Das kann der abgestürzte Baumpfleger sein - oder das von Herrchen und Frauchen schmerzlich vermisste Haustier. So stehen bei den Augsburgern auch Papageien auf der Liste der potenziellen "Opfer".

Obwohl gerade diese tierischen Aktionen den Feuerwehren viel Aufmerksamkeit bringen, hält Brieger dies für eher undankbare Einsätze: "Da kann man nur verlieren." Denn oftmals habe sich der Helfer mühsam zu dem Vogel vorgearbeitet, dann flattere der einfach putzmunter in den nächsten Baum.

Und selbstverständlich gehört die berühmte Katze, die angeblich nicht mehr aus der Baumkrone kommt, zum Einsatzspektrum. Doch auch bei den im Geäst sitzenden Stubentigern glaubt Brieger nicht wirklich an eine Hilfsbedürftigkeit. "Die kommen alle wieder runter", meint der 37-Jährige. "Ich habe noch nie ein Katzenskelett auf einem Baum gesehen." (Ulf Vogler, dpa)

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