Politik

Ballerspiele, aber auch Gewalt in Filmen und auf Fotos sind hochproblematisch. (Foto: dpa)

26.07.2016

Abstumpfung durch Gewaltbilder

Computer-Ballerspiele, Leichen im Fernsehkrimi: Bilder von Gewalt sind auch für Kinder allgegenwärtig - mit Folgen

Eine häufige Konfrontation mit Gewaltdarstellungen kann nach Ansicht des Trauerexperten Tobias Rilling bei Kindern und Jugendlichen zu Abstumpfung führen. Für Computerspiele gelte das ebenso wie für Filme und Fotos. "Wenn ich das dauernd präsentiert bekomme, dann ist das auch in der Realität schwierig, einzuordnen", sagte der Leiter des Lacrima-Zentrums für trauerende Kinder der Johanniter in München. "Wir haben ja selber Schwierigkeiten, uns vorzustellen, dass das tatsächlich passiert ist bei uns, (...) wie wenn wir in einem falschen Film sind." Die Folge: Kinder könnten Ereignisse wie den Amoklauf in München nicht mehr in entsprechender Art und Weise würdigen und keine großen Empfindungen mehr aufbringen. Den Grund sieht der Diakon der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Bayern in einem Realitätsverlust: Menschen unterschieden nicht mehr zwischen der gespielten und der wirklichen Welt. "Die Gefühle können nicht mehr ausgesprochen werden, weil man denkt, das ist doch nicht real." Schwierig wird es seiner Ansicht nach, wenn über das Gesehene nicht geredet wird. "Diese vielen Filmtoten und Szenen können leider emotional nicht verarbeitet werden, sondern werden nur konsumiert", stellte der Trauerexperte fest. "Man konsumiert nur ungefiltert und reflektiert nicht, ein Gespräch findet nicht mehr statt."

Fürchterliche Fotos von Leichen landeten in einem Klassenchat

Auch wer nicht nach Gewaltdarstellungen suche, könne trotzdem damit konfrontiert werden, denn nach Ereignissen wie dem Münchner Amoklauf verbreiteten sich Tatortbilder rasend schnell in sozialen Medien. Fürchterliche Fotos von Leichen in einer Blutlache oder Filme von Schüssen auf die Opfer landeten unter anderem über WhatsApp in den Klassenchats von Schülern. "Da muss man natürlich auch reagieren als Erwachsener", sagte Rilling. Von Verboten hält er aber nichts, wenn Kinder die Bilder unbedingt sehen wollten. "Ich würde sie auffangen und sagen, schauen wir uns das gemeinsam an", empfahl er. (dpa) Foto (dpa): Trauerexperte Tobias Rilling ist Diakon der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Bayern.

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