Politik

10.01.2014

Aigners Frustvorstoß

Ein Kommentar von Waltraud Taschner

Eigentlich ist das ein Anfängerfehler: politisch brisante Forderungen erheben, die nicht mit der Partei- und/oder Fraktionsspitze abgestimmt sind. Noch dazu, wenn man Karriere-Ambitionen hegt. Noch dazu, wenn der Chef Horst Seehofer heißt. Von dem mittlerweile wirklich jeder weiß, dass er es nicht ausstehen kann, wenn seine Leute aufmucken und ihn öffentlich in den Senkel stellen.
Was die politisch erfahrene bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner bewogen hat, vor der Kreuther CSU-Klausur einen – rasch kassierten – Vorstoß zur Energiewende auf Pump zu wagen, fällt im besten Fall in die Kategorie Übersprungshandlung: Die eigentlich als Kronprinzessin gehandelte Vizeministerpräsidentin wollte wohl ihren Frust wegen ausbleibender Erfolgserlebnisse in Bayern kompensieren. Die uncharmanteste Erklärung lautet schlicht Ungeschicklichkeit.

Einen richtigen Knaller hat Aigner bisher nicht gelandet


Einen richtigen Knaller gelandet hat die 49-jährige Ex-Bundesagrarministerin bislang jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil. Zuerst scheiterte sie mit ihrem Wunsch, Fraktionschefin im Landtag zu werden. Dann floppten in der Fraktion ihre Personalvorschläge. Und das von ihr befürwortete Pumpspeicherkraftwerk in ihrem Heimatbezirk Oberbayern konnte sie auch nicht durchsetzen – Seehofer war dagegen. Schließlich musste Aigner erleben, dass der Kreis der von Seehofer benannten Nachfolger in spe immer größer wurde – plötzlich zählt auch Alexander Dobrindt dazu, abgesehen von den Dauerbrennern Markus Söder, Christine Haderthauer und Joachim Herrmann.
Als Mitbewerberin im Ring ist Aigner jetzt trotz einiger Vorzüge – weiblich, von Seehofer protegiert, sympathisch, aus Oberbayern – abermals zurückgefallen. Der Aspekt „von Seehofer protegiert“ könnte ohnehin weniger wert sein als angenommen. Erstens hat noch kein bayerischer Ministerpräsident seinen Nachfolger bestimmt. Zweitens dürfte Seehofers Unterstützung spätestens dann enden, wenn Umfragen deutlich machen, dass die Bayern eine/n andere/n toller finden. Oder wenn die von ihm angeregte CSU-Mitgliederbefragung dies ergibt. In den ebenfalls wichtigen Disziplinen Strategieplanung, Nervenstärke und Netzwerken liegen Aigners Mitbewerber, in jeweils unterschiedlicher Ausprägung, ohnehin vor ihr.

Kommentare (3)

  1. Zitrone am 14.01.2014
    Also doch das Stockholmsyndrom, wie es der "Postillion" beschrieben hat.

    Na dann, ein Hoch auf den König oder die Königin.

    Entschuldigung für die Tippfehler in meinem Kommentar.
  2. Trino am 14.01.2014
    Als ob irgendjemand die CSU für ihr Taten wählen würde ... man wählt die CSU weil man will, dass alles so bleibt wie es ist ... jedenfalls ich habe das kürzlich getan ...
  3. Zitrone am 13.01.2014
    Ist noch irgendjemand irgentetwas- und sei es noch so klein- in Erinnerung, was Ilse Aigner die vier Jahre in Berlin vollbracht hat? Oder etwas Nachhaltiges aus der Zeit von Horst Seehofer als Verbrauchermnister?
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