Politik

05.09.2014

Auch Gandhi liegt mal falsch

Ein Kommentar von Angelika Kahl

Totschweigen und ignorieren – bislang war die Sicht der Union wie auch der übrigen Parteien auf die Alternative für Deutschland (AfD) recht simpel: Sollen sich doch andere über die mitunter kruden und rückwärtsgewandten Thesen der neuen rechtskonservativen Partei aufregen. Ernst nehmen muss man sie eh nicht. Und gab es da nicht vor Kurzem schon mal eine Partei, über deren kometenhaften Aufstieg in Deutschland vergleichbar heftig debattiert wurde? Heute aber sind die Piraten in der Bedeutungslosigkeit versunken.
Jedem sei die Hoffnung, dass auch die AfD als Auffangbecken der Unzufriedenen bald ausgedient haben könnte, gegönnt. Sich aber darauf zu verlassen, wäre dumm. Das zeigt nicht zuletzt das Ergebnis der sächsischen Landtagswahl vom vergangenen Sonntag, bei der die AfD aus dem Stand 9,7 Prozent der Wählerstimmen erzielte. Auch wenn in Sachsen das Potenzial für rechte Wahlerfolge schon immer groß war – bei den Wahlen in Brandenburg und Thüringen am 14. September könnten die Euro- und Zuwanderungs-Kritiker mit ihren populistischen Thesen ebenfalls punkten. Umfragen zufolge knackt die AfD in beiden Ländern die 5-Prozent-Hürde.

Totschweigen: Geht gar nicht


Die Union steht vor einem Dilemma: Totschweigen geht nicht mehr. Bündnisse mit der AfD schließt sie kategorisch aus. Noch. Geht es einmal tatsächlich um die Frage Regieren oder nicht – die AfD könnte in den Augen der Union leicht zum legitimen FDP-Nachfolger mutieren. Die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler warnte bereits vor ideologischen Scheuklappen. Was also bleibt? Das, was die „Wer betrügt, der fliegt“-CSU längst erkannt hat: Man schließt die Lücke nach rechts, die in den vergangenen Jahren größer geworden ist. Indem man etwa in der Asyl-Debatte mit Begriffen wie Sozialtourismus und Armutsregion um sich wirft. Oder aber man setzt sich mit der AfD inhaltlich auseinander – indem man versucht, ihre Stammtisch-Thesen zu entlarven. Der Spruch von Mahatma Gandhi „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich, und dann gewinnst du“, der die Web-Seite des bayerischen AfD-Landesverbands ziert, ist in diesem Zusammenhang jedenfalls völliger Blödsinn. Die AfD weiter zu ignorieren, wäre der größte Gefallen, den man ihr tun könnte.

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