Politik

23.03.2018

Auf neuem Posten

Ministerpräsident Markus Söder hat mit seiner Regierungsumbildung überrascht

Radikale Regierungsbildung: Nur Innenminister Herrmann, Justizminister Bausback und Gesundheitsministerin Huml blieben auf ihren Posten, die übrigen Ministerien besetzte Söder neu beziehungsweise um. Wer sind die neuen Minister, was qualifiziert sie für ihr Amt? Ein Überblick.
Bauministerin Ilse Aigner: Die Nette
Was qualifiziert sie für das Amt?

Mit ihren neuen Ressortthemen hatte sie bislang wenig bis gar nichts zu tun. Doch schon als Bundesagrarministerin und später als bayerische Wirtschaftsministerin musste sie ins kalte Wasser springen.
Was ist sie für ein Mensch?
Aigner mag weder Machtspielchen noch machohaftes Gehabe. Darunter leidet mitunter ihre Durchsetzungsfähigkeit. Allerdings ist sie mit ihrer unkomplizierten Art über Parteigrenzen hinweg beliebt.
Welche Herausforderungen kommen auf sie zu?
Mit Wohnungsbau und Digitalisierung übernimmt sie zwei komplexe Themenfelder. An ihnen hängt die soziale und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit Bayerns. Digitalminister Georg Eisenreich: Der Ehrgeizige
Was qualifiziert ihn für das Amt?

Der Ex-Kultusstaatssekretär gilt als kluger Kopf und dürfte sich deshalb in das neue Aufgabengebiet rasch einarbeiten.
Was ist er für ein Mensch?
Ehrgeizig – wenn es um die eigene politische Laufbahn geht. Im Münchner CSU-Intrigantenstadel kennt er sich aus.
Welche Herausforderungen kommen auf ihn zu?
Auf dem Stuhl des Kultusstaatssekretärs hatte es sich Eisenreich eher bequem gemacht, das kann er sich künftig nicht mehr leisten. Mit der Digitalisierung ist er zuständig für ein Megathema, bei dem es seit Langem hakt. Finanzminister Albert Füracker: Der Bodenständige
Was qualifiziert ihn für das Amt?

Er war schon vier Jahre Finanzstaatssekretär, kennt also die Aufgabengebiete. Bei seinen Auftritten hat er bislang eine gute Figur gemacht.
Was ist er für ein Mensch?
Als Landwirt aus der Oberpfalz ist Füracker bodenständig. In der politischen Auseinandersetzung kann er ungeschminkt Klartext reden. Und er ist mit der nötigen Portion Macht- und Selbstbewusstsein ausgestattet.
Welche Herausforderungen kommen auf ihn zu?
Derzeit sprudeln die Steuerquellen. Fürackers Aufgabe wird es sein, den Haushalt für schlechtere Zeiten zukunftsfest zu machen und das Ziel der Schuldenfreiheit bis 2030 umzusetzen. Staatskanzleichef Florian Herrmann: Der Loyale
Was qualifiziert ihn für das Amt?

Die wichtigste Eigenschaft für einen Staatskanzleichef: Loyalität zum Ministerpräsidenten. Auf den 46-jährigen Freisinger kann sich Söder hundertprozentig verlassen, das hat Herrmann mehrfach bewiesen. Zuletzt als er Ilse Aigners Vorstoß für eine Urwahl so rüde abkanzelte, dass er sich hinterher entschuldigen musste.
Was ist er für ein Mensch?
Herrmann haut gern drauf – seine Lieblingsopfer: Linke und Grüne. Dafür scheut er keinen Aufwand. Um sich entsprechend zu munitionieren, ackert er in der Freizeit schon mal den 177 Seiten dicken rot-rot-grünen Koalitionsvertrag von Berlin mit Blick auf die Sicherheit durch.
Welche Herausforderungen kommen auf ihn zu?
Der Rechtsanwalt ist ein ambitionierter Sicherheitspolitiker, zuletzt leitete er den Innenausschuss im Landtag. Als Staatskanzleichef muss er sich nun zum Generalisten mausern. Umweltminister Marcel Huber: Der Unaufgeregte
Was qualifiziert ihn für das Amt?
Bevor er Staatskanzleichef wurde, hatte der Tierarzt den Posten des Umweltministers bereits einmal inne. Kennt also das Haus und die Aufgaben. Gilt als klug und kompetent.
Was ist er für ein Mensch?
Äußerst umgänglich, diplomatisch und loyal.
Welche Herausforderungen kommen auf ihn zu?
Der Bayern-Ei-Skandal, der im Jahr 2014 zu einem europaweiten Salmonellenausbruch führte, klebt nach wie vor am Umweltministerium. Die geschasste Ministerin Ulrike Scharf legte ein katastrophales Krisenmanagement an den Tag. Huber war von 2011 bis 2014 selbst Umweltminister und hat es bislang geschafft, beim Thema Bayern-Ei ungeschoren davonzukommen. Der Untersuchungsausschuss im Landtag läuft noch. Agrarministerin Michaela Kaniber: Die Fesche
Was qualifiziert sie für das Amt?

Gute Frage. Mit Landwirtschaft hatte die Steuerfachangestellte bisher nichts zu tun. Sieht aber im Dirndl super aus, was, so hofft die CSU, bei den Bauern Eindruck macht.
Was ist sie für ein Mensch?
Couragiert. Hat ein gewinnendes Wesen.
Welche Herausforderungen kommen auf sie zu?
Muss die für die CSU wichtige Landwirtschaftsklientel zufriedenstellen, dabei heikle Themen wie den Glyphosateinsatz meistern. Wissenschaftsministerin Marion Kiechle: Die Kompetente
Was qualifiziert sie für das Amt?
Die 57-jährige Gynäkologin war bundesweit die erste Ordinaria ihres – extrem männerdominierten – Fachgebietes. Kennt sich also aus mit Macho- und Machtgehabe und kann sich durchsetzen. In Wissenschaftskreisen ist sie gut vernetzt.
Was ist sie für ein Mensch?
Unprätentiös, charmant, offen, direkt. Sehr telegen. Weiß, was sie will und wie sie es erreichen kann.
Welche Herausforderungen kommen auf sie zu?
Bislang parteilos, hat Kiechle von CSU-internen Ränkespielen noch nichts mitbekommen. Externe Besetzungen im bayerischen Kabinett hatten es meist schwer, sich durchzusetzen und verzweifelten oft an internen Machtkämpfen und den schwerfälligen Politprozessen. Wirtschaftsminister Franz Pschierer: Der Solide
Was qualifiziert ihn für das Amt?

Er war Wirtschaftssprecher der CSU-Fraktion, dann Staatssekretär im Wirtschaftsministerium.
Was ist er für ein Mensch?
Ein umgänglicher Typ, dem der Schalk im Nacken sitzt. Kann Menschen führen und begeistern.
Welche Herausforderungen kommen auf ihn zu?
Die Unternehmer erwarten, dass die Politik mehr Akzente setzt, als das die bisherige Ministerin Aigner getan hat. Als noch nicht abgeschlossene Aufgabe muss Pschierer die Energiewende in Bayern bewältigen. Sozialministerin Kerstin Schreyer: Die Engagierte
Was qualifiziert sie für das Amt?

Die Sozialpädagogin hat sich in das schwierige Amt der Integrationsbeauftragten rasch eingearbeitet und gute Akzente gesetzt. Kennt sich im Sozialbereich aus.
Was ist sie für ein Mensch?
Unprätentiös, burschikos. Ihr geht’s um die Sache.
Welche Herausforderungen kommen auf sie zu?
Sie ist für das Riesenthema Kinderbetreuung zuständig – vor allem in Ballungsräumen hakt es da noch gewaltig. Die auch in Bayern wachsende Kluft zwischen Arm und Reich zählt ebenfalls zu Schreyers Aufgaben. Kultusminister Bernd Sibler: Der Unscheinbare
Was qualifiziert ihn für das Amt?
Seit 20 Jahren macht der 47-jährige Straubinger Bildungspolitik, zuletzt als Staatssekretär unter Ex-Kultusminister Ludwig Spaenle. Und: Sibler ist Niederbayer. Nach dem Ausscheiden von Agrarminister Helmut Brunner eine Spezies, die Söder im Kabinett dringend braucht.
Was ist er für ein Mensch?
Nett, fleißig, umgänglich, uneitel. Und unauffällig. Er ist keiner, der bisher groß aufgefallen wäre – als Charismatiker ist er nicht verschrien.
Welche Herausforderungen kommen auf ihn zu?
Sibler muss die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium vollenden – als Gymnasiallehrer und Ex-Staatssekretär ist er da aber voll im Thema. Weitere große Baustellen: Digitalisierung an Schulen und Lehrermangel. (Angelika Kahl, Waltraud Taschner, Jürgen Umlauft)

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