Politik

Markus Söder in "Dahoam is dahoam". (Foto: BR)

22.01.2015

Aufregung um Söder in der Seifenoper

Grüne poltern über den Gastauftritt des CSU-Politikers in "Dahoan is dahoam": "Dreistes Politiker-Placement im BR"

Am Dienstag war Finanzminister Markus Söder in einer Gastrolle der BR-Soap "Dahoam is dahoam" zu sehen. Die Episode erzählt von einer Autopanne des CSU-Politikers, die ihn zwingt, im roten Metzgereibus von Veronika Brunner zu einem Termin zu fahren. "Da bleibt einem die Luft weg!", schimpft Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Landtags-Grünen, nun. Was ihm die Schnappatmung einbrachte? Die Landmetzgerin agiere dort wiederholt als Stichwortgeberin für den Minister, der breit für die Programme der CSU-Staatsregierung werben dürfe, heißt es in der Erklärung Hartmanns. 
"Das ist dreistestes Politiker-Placement! Die Aufzählung der vermeintlichen Glanzleistungen der CSU-Staatsregierung hat in dieser Serie nichts verloren – und steht auch in keinerlei Zusammenhang mit Inhalt und Handlung", poltert Hartmann. "Ich kann nicht verstehen, wie sich der Bayerische Rundfunk hierzu herablassen konnte!“

Söder: "Ich habe nur die Wahrheit gesagt"

Die Landtags-Grünen wollen die Angelegenheit nun über ihr Rundfunkratsmitglied Verena Osgyan in diesem Gremium zur Sprache bringen und verlangen zudem eine Stellungnahme des Intendanten. "Diese billige Werbung für die Seehofer-Administration kann nicht folgenlos bleiben", unterstreicht Hartmann, "der BR ist kein Regierungs-Funk – das muss allen Beteiligten klar sein."
Söder reagierte am Rande der CSU-Klausur in Wildbad Kreuth auf Hartmanns Kritik: "Ich habe nur die Wahrheit gesagt." Es seien Tatsachen, dass Bayern den höchsten Beitrag zum Länderfinanzausgleich zahle und beim Ausbau des schnellen Internets führend sei. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder und der frühere Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (beide SPD) hätten ebenfalls Gastauftritte in Fernsehserien absolviert, ohne dass die Grünen das damals kritisiert hätten. Hartmanns Äußerungen seien kleinkariert.
Und auch beim BR mag man die Aufregung um den Auftritt nicht verstehen: Er sei eine Gemeinschaftsidee der Autoren, der Produktionsfirma und der Redaktion von "Dahoam is Dahoam" gewesen, teilt der Sender mit. "Den Dialog von Minister Söder mit der Bürgermeisterin hat ein sechsköpfiges Autorenteam geschrieben. Der Text entstand im Autorenteam ohne jeglichen Einfluss von außen und wurde von der zuständigen Serienredakteurin abgenommen." Söder habe sich in seinem Dialog inhaltlich an das Drehbuch gehalten, "in dem Bürgermeisterin Brunner im Übrigen seine Aussagen wiederholt kritisch hinterfragt", heißt es in der Mitteilung weiter.
Und auch zukünftig seien für "Dahoam is Dahoam" Episoden mit Bezug zu politischen und gesellschaftlichen Themen geplant. "Kurze Gastauftritte von Politikern anderer Parteien sind bereits in Entwicklung", so der BR. Ob wohl auch eine Einladung an Ludwig Hartmann geht? (aka) Der Söder-Auftritt in "Dahoam is dahoam" (ab Minute 13:40): http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/dahoam-is-dahoam/1449-did-politische-wurst-phobie-100.html (Anmerkung der Redaktion: Der BR hat die Folge "Politische Wurst-Phobie" inzwischen bis zur Klärung der Diskussion in der Mediathek des Senders gesperrt.)

Die Landtags-Grünen haben sich die Mühe gemacht, ein Transskript der betreffenden Szene zu erstellen: Vroni: Dass ihr Politiker immer so geschwollen daherreden müsst. Schafft doch lieber mal Fakten! (…) Was machen Sie jetzt zum Beispiel gegen die Abwanderung vom Land? Die jungen Leute wollen doch alle in die Stadt. Söder: Stimmt, da machen wir ne ganze Menge, mehr als jedes andere Bundesland. Bayern ist in der Beziehung Vorbild in ganz Deutschland. Vroni: Werden Sie doch mal konkret. Wie genau schaffen wir das, dass unsere Dörfer nicht aussterben?  Söder: Erstens bin ich immer konkret. Und zweitens machen wir beispielsweise ein Programm, damit die Leute da bleiben können, indem wir schnelles Internet schaffen. Vroni: Das ist ja schön. Aber was hilft das, wenn man eine Arbeit hat, aber nicht weiß, wie man seine Kinder unterbringen soll. Söder: Sie haben recht, aber da muss man was tun.  Vroni: Habt ihr schon eine Lösung dafür? Söder: Naja klar. Es gibt einmal ein Programm für mehr Kinderbetreuung. Zweitens gibt’s eines, das sehr wichtig ist, für den Erhalt der kleinen Mittelschulen, auch bei weniger Schülerzahlen, dass die Klassen erhalten bleiben. Und, für die älteren Leute sehr wichtig: Wir machen auch die medizinische Versorgung, mit vielen Ärzten. Vroni: Das Förderprogramm zur Niederlassung von Hausärzten im ländlichen Raum. Söder: Wow, Sie kennen sich aus.

Kommentare (2)

  1. Guido Langenstück am 26.01.2015
    Der BR eine öffentlich-rechtliche Medienanstalt. Und von daher zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet. Gut, dass wenigstens BR-Intendant Ulrich Wilhelm dies mittlerweile erkannt hat.
    Es ist m.E. ein Skandal, dass die Programmmacher von "Dahoam is dahoam" des BR sich von der CSU und insbesondere Markus Söder haben instrumentalisieren lassen: In einer Soap des BR hat selbstbeweihräuchernde Parteipolitik nichts zu suchen. Egal, von welcher politischen Partei.
    Da hat der BR eine hervorragende Plattform für den Möchtegern-Ministerpräsidenten Markus Söder geschaffen. Einfach nur unanständig. Und dumm.
    Aber warum sperrt der BR Söders "Glanzauftritt" jetzt in seiner Mediathek? Die Reihe 1449 wurde bereits ausgestraht und da sollte m.E. jeder die Möglichkeit haben, diesen Beitrag nochmals anzusehn.
    Oder bekommt da jetzt irgendjemand "kalte Füße"
    Bleibt nur zu hoffen, dass die Leute, die regelmäßig "Dahoam is dahoam" sehen, auf die Sprüche von M. S. nicht hereinfallen (was ich befürchte und was wohl auch die Intention des amtierenden bayrischen Finanz- und Heimatministers war).

    Mein Vorschlag zur Abrundung des medialen Bildes: Zur Abwechslung könnte Markus Söders uneheliche Tochter Gloria Sophie (stammt aus einer Liaison in einem Nürnberger Sonnenstudio kurz vor der Ehe mit Karin Baumüller; siehe http://www.sueddeutsche.de/panorama/markus-soeder-und-seine-kinder-eine-ganz-bunte-geschichte-1.923934 http://www.welt.de/politik/article1480032/Markus-Soeder-und-seine-uneheliche-Tochter.html" doch auch mal bei "Dahoam is dahoam"mitspielen. ;-)
  2. Roland am 22.01.2015
    Moment!
    Ein Ministerpräsident kann sich das Erlauben.
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