Politik

Gemeinsamer Wahlkampftermin Ende August: Emmi Zeulner und Karl-Theodor zu Guttenberg. (Foto: Matthias Merz/dpa)

19.09.2017

Aus dem Schatten Guttenbergs

Gerade 26 Jahre alt war Emmi Zeulner, als sie vor vier Jahren als jüngste Abgeordnete in den Bundestag gewählt wurde. Vier Jahre später kämpft sie erneut um das Direktmandat im ehemaligen Guttenberg-Wahlkreis - und setzt auf besonderes Schuhwerk

Am Nachmittag ist der Bundestagspräsident zu Gast, am Abend kommt der CSU-Spitzenkandidat. Und mittendrin: Emmi Zeulner, seit vier Jahren für die CSU Mitglied des Bundestags. Mit damals 26 Jahren war sie die jüngste Abgeordnete, die ins Parlament einzog.

Sie schüttelt Hände, hält Begrüßungsreden - und will, das merkt man ihr an, für jeden ein offenes Ohr haben. Beim Empfang mit Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) auf Kloster Banz im Landkreis Lichtenfels sind auch Ehrenamtliche geladen. Wasserwachtler, Feuerwehrleute, Rot-Kreuz-Helfer. Zeulner kennt viele von ihnen persönlich: "Schön, dass Ihr da seid."

30 Jahre alt ist Zeulner inzwischen. Für bundespolitische Verhältnisse ist das immer noch jugendlich-frisch. Sie will für den Wahlkreis Kulmbach erneut als Direktkandidatin nach Berlin. Nach knapp 57 Prozent der Erststimmen vor vier Jahren dürfte das auch diesmal gelingen. Doch Zeulner nimmt das Wahlkämpfen ernst. "Es gibt viele Projekte, die ich weiter voranbringen möchte. Und ich möchte weiter Verantwortung tragen."

Komplett anderer Stil als Guttenberg

2013 erregte ihr Wahlkampf bundesweit Interesse - und das nicht wegen ihres Alters, sondern wegen ihres Vorgängers. Der heißt Karl-Theodor zu Guttenberg. Der einstige Polit-Star war über seine in Teilen abgekupferte Doktorarbeit gestolpert, hatte sich aus der Bundespolitik zurückgezogen und in den USA niedergelassen. Junge Korbstadtkönigin statt alter Adel - das waren die Schlagzeilen. Denn Gastwirtstochter Zeulner repräsentierte mal ihre Heimatstadt Lichtenfels als Korbstadtkönigin.

Den Guttenberg'schen Schatten hat Zeulner abstreifen können in den vier Jahren in Berlin. Denn ihr Stil ist ein komplett anderer. Sie sucht nicht die große Glamour-Bühne, stattdessen setzt die gelernte Krankenschwester auf Sacharbeit. Die Gesundheitspolitik ist ihr Thema - dazu der Kampf um gute Lebensbedingungen in ländlichen Regionen. "Ich bin auf dem Land aufgewachsen und weiß um den Wert und die Qualität meiner Heimat." Stimme die Infrastruktur, könne das Land sogar attraktiver sein als die Stadt - gerade für junge Familien, die sich hier noch ein Eigenheim leisten könnten

Und dann, im Wahljahr 2017, ist er plötzlich wieder da. Zwar nicht als Kandidat, aber Guttenberg absolviert mit Reden über Außen- und Sicherheitspolitik eine Reihe von Wahlkampfterminen für die CSU, begonnen hat er in Kulmbach. Dort hat er "Emmi" als "junge, bezaubernde Dame" bezeichnet. Und Zeulner kontert die zigfach gestellte Frage nach den Fußstapfen Guttenbergs, dass sie ja hier Highheels trage und daher ganz andere Fußabdrücke hinterlasse.

Zeulers Spezialgebiet: Die Gesundheispolitik

Bei den Terminen mit Lammert in Lichtenfels und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) im Kreis Bamberg muss sich Zeulner sowieso keine Sorgen machen, dass Guttenberg Thema sein könnte. Es ist ihre Stammregion, sie saß im Lichtenfelser Kreisrat, als sie sich um das Direktmandat für den Bundestag beworben hatte. Das Guttenberg-Familienschloss im Landkreis Kulmbach scheint weit weg. "Tadellos" sei Zeulners Arbeit als Abgeordnete, findet der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner (CSU). Sie setze sich ein für die Belange der Region.

Zeulner selbst sagt, es sei wichtig, immer wieder den Spagat zwischen Berlin und dem Heimatwahlkreis zu schaffen. "Die Menschen hier haben mich gewählt, das ist meine Basis." Sie wolle keine Politikerin sein, die sich nur zur Wahl blicken lasse.

Emmi Zeulner sei im Wahlkreis "unglaublich präsent", findet denn auch Monika Hohlmeier. Die erfahrene CSU-Politikerin und Ex-Kultusministerin sitzt für Oberfranken im EU-Parlament und lebt in Bad Staffelstein. "Sie hört zu, ist enorm engagiert", lobt sie ihre junge Parteifreundin.

Tochter Frieda kam Ende 2016 auf die Welt

Zeulners Spezialgebiet ist die Gesundheitspolitik. In der Pflege will sie sich dafür einsetzen, dass es weniger Dokumentationspflicht gibt - und dafür mehr Zeit für den Patienten bleibt. Insgesamt findet sie: "Wir haben so viel Geld im System, es muss nur möglich sein, es zielgerichtet einzusetzen - und zwar so, dass es den Patienten und dem Personal dient und direkt bei den Betroffenen ankommt."

Und auch privat hat sich in den vier Jahren als Abgeordnete für Emmi Zeulner viel getan. Ende 2016 ist sie Mutter geworden. Bei der Betreuung ihrer Tochter Frieda bekomme sie Hilfe von ihren Geschwistern. Ihre ältere Schwester sei auch mit in Berlin dabei, um sie zu unterstützen, sagt Zeulner. Ein Netzwerk sei wichtig. Das war es dann auch schon mit dem Einblick ins Private. Die Selbstdarstellung überlässt sie anderen. Der nächste Termin im Wahlkreis ruft. (Kathrin Zeilmann, dpa)

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