Politik

Gute Nachricht für die Pendler: Die DB investiert viel Geld, um in diesem Winter Zugausfälle zu verhindern. (Foto: dapd)

28.10.2011

Bahn verspricht Ende der Eiszeit

Die DB will mit einer riesigen Investitionsoffensive dem obligatorischen Winterchaos auf Bayerns Schienen ein Ende bereiten

Es war ein ganz schlimmer Tag für Klaus-Dieter Josel, damals im Februar 2010. Im Wirtschaftsausschuss des Landtags sollte Bayerns Bahn-Chef seinen lange vorher terminierten Bericht zur Erhöhung der Zuverlässigkeit im bayerischen Bahnverkehr vor allem während der Wintermonate geben – und dann das: Über Nacht war das Chaos in Form von Schnee, Eis und Wind über Bayern hereingebrochen. Zugausfälle, Verspätungen, teilweiser Stillstand bei der Münchner S-Bahn, und zu allem Überfluss streikte auch noch der Computer, der die Versorgung der Fahrgäste auf den Bahnsteigen mit aktuellen Informationen regelt. Josel hätte sich wohl am liebsten in der nächstbesten Schneewehe verkrochen.
So etwas wollte der DB-Konzernbeauftragte für Bayern nicht mehr erleben. Zusammen mit den zuständigen Bahn-Töchtern DB-Netz und DB-Regio Bayern schmiedete Josel ein Konzept, mit dem man fortan dem Winter die Zähne zeigen wollte. Nur war das dem Winter 2010/11 egal, er schlug vor allem im Nordosten Bayerns noch grimmiger zu, mit zum Teil tagelangen Streckensperrungen wegen unter der Schneelast umgestürzter Bäume in den Gleisen. Deshalb hat man bei der Bahn für die nun bevorstehende Kälteperiode noch einmal nachgerüstet.


„Schwachstellen identifiziert“


Um Zugausfälle oder große Verspätungen wegen Schnee und Eis zu vermeiden, stellt die Bahn nach eigenen Angaben sowohl im Fern- wie im Nahverkehr mehr Personal ein und halte zusätzliche Reservezüge vor. Die im vergangenen Winter klemmenden Kupplungen der Triebwagen beim Fugger-Express nach Augsburg und dem Donau-Isar-Express nach Passau habe man mit Heizungen ausgestattet. Außerdem seien für die erfahrungsgemäß besonders betroffenen Regionen in Oberfranken und im Allgäu weitere Schneepflüge und Enteisungsanlagen angeschafft worden. Letztere verkürzen die Auftauzeit vereister Züge von bis zu 14 auf maximal vier Stunden. Und für die Räumung der 2100 Bahnsteige in Bayern stünden 3500 Einsatzkräfte mit 400 Traktoren und 700 Schneefräsen bereit.
Auch auf den Strecken hat man nach Angaben des zuständigen Produktionsleiters von DB-Netz in Bayern, Volker Hentschel, das Möglichste getan, um die Schienenstränge befahrbar zu halten. Der Schneebruchproblematik sei man entgegengetreten, indem man die Bäume in den besonders gefährdeten Abschnitten in Absprache mit den Waldbesitzern auf einer Breite von bis zu 30 Metern beidseits der Gleise entfernt habe. Bayernweit sollen die Trassen künftig jeweils mindestens sechs Meter neben den Schienen von größerem Bewuchs freigehalten werden.
Um Behinderungen durch vereiste Weichen zu minimieren, habe man 111 Weichenheizungen neu eingebaut und 41 aufgerüstet, zudem seien an 101 Weichen Abdeckungen angebracht worden, um die sensible Mechanik vor zu großen Schneemassen zu schützen. Auf Wunsch der Fahrgäste habe man den Lokführern die Erlaubnis erteilt, blockierte Weichen im Notfall per Hand von Schnee und Eis zu befreien. Dies solle, so Hentschel, aber die Ausnahme bleiben. Grundsätzlich sollen die Fahrwege vom Räumpersonal schneefrei gemacht werden. Die Zahl der Einsatzkräfte sei um zehn Prozent erhöht worden. Dabei setze die Bahn wieder mehr auf eigenes Personal und weniger auf beauftragte Subunternehmen.
Durch die bessere Auswertung meteorologischer Daten erhofft sich die Bahn zusätzliche Verbesserungen bei extremen Wetterlagen. Dank der detaillierten Prognosen sollen die Vorbereitungen künftig bereits zwei Tage vor dem erwarteten Wintereinbruch anlaufen, kündigte Hentschel an. Räumkommandos und Schneepflugbesatzungen sollen bis spätestens 15 Uhr am Vortag möglichst streckengenau alarmiert sein. Trotzdem betonte Hentschel, könnten bei extremen Wetterlagen Behinderungen nicht völlig ausgeschlossen werden, zumal dann aus Sicherheitsgründen vor allem die ICE nur mit niedrigeren Geschwindigkeiten fahren könnten. „Wir wollen unsere Fahrgäste sicher ans Ziel bringen, auch wenn es manchmal etwas länger dauern wird“, ergänzte Josel. Zudem will die Bahn ihre Kunden bei Störungen künftig besser informieren.
Der Fahrgastverband Pro Bahn nimmt die Ankündigungen mit „vorsichtigem Optimismus“ zur Kenntnis. „Man hat uns schon öfter versprochen, dass man gut gerüstet ist. Überzeugt bin ich erst, wenn es wirklich funktioniert“, erklärte der bayerische “Pro Bahn“-Sprecher Andreas Barth. Grundsätzlich scheine man man bei der Bahn die Schwachstellen im System aber richtig identifiziert zu haben. Wenig Hoffnung hat er jedoch bezüglich der Fahrgastinfos. „Das klappt doch schon im Normalbetrieb nicht immer“, so Barth. (Jürgen Umlauft)

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