Politik

Im Jahr 2001 konnten erstmals Homosexuelle in Deutschland heiraten. (Foto: dpa)

27.10.2016

Bayerns erstes offizielles Schwulenpaar feiert 15. Hochzeitstag

Bei ihrer Trauung durften Lesben und Schwule im Freistaat nur zum Notar, nicht zum Standesamt - Das hat sich geändert

Vor 15 Jahren wollten die Bundesländer Bayern und Sachsen Volkmar Sandmair und Bernd Junghans noch auf den letzten Metern stoppen. Doch die beiden Freistaaten blitzten im Sommer 2001 mit einem Eilantrag gegen die Homo-Ehe vor dem Bundesverfassungsgericht ab. Als Karlsruhe den Weg für das Gesetz der damaligen rot-grünen Bundesregierung freigemacht hatte, gab es für die beiden Schwaben kein Halten mehr. Sie wollten das erste Schwulenpaar sein, das sich in Bayern das Ja-Wort gibt. Am 2. November 2001 war es für Sandmair und Junghans soweit.

Bayern hatte sich damals bei der Umsetzung des Gesetzes mehr Zeit gelassen als die anderen Länder, in denen die Homosexuellen-Ehe schon ab August 2001 besiegelt werden konnte. Im Freistaat war das erst ab November möglich - zudem gab es in Bayern einen weiteren Sonderweg. So mussten Sandmair und Junghans in Augsburg zum Notar, um das erste bayerische Schwulenpaar mit Brief und Siegel zu werden. Denn das Standesamt war in Bayern für eingetragene Lebenspartnerschaften lange tabu. Bei ihrer Hochzeit waren die beiden bereits zehn Jahre ein Paar. Mit rund 80 Gästen wollen sie die zwei Jahrestage nun groß feiern: "Am 12.11.2016 feiern wir unser 25-jähriges gemeinsames Leben und unseren 15. Hochzeitstag", steht auf den Einladungskarten. "Wir feiern Silberhochzeit", freut sich Volkmar Junghans, der den Namen seines Partners angenommen hat. Die beiden hatten sich vor einem Vierteljahrhundert in einer Augsburger Kneipe kennengelernt. "Dann ging es ganz schnell", sagt Bernd Junghans. "Drei Tage später haben wir zusammen gewohnt."

Die beiden leben heute gemeinsam in einem dörflichen Stadtteil des Vorortes Bobingen. Schwierigkeiten wegen ihrer Homosexualität hätten sie dort nicht. "Wir sind von Anfang an ganz offen damit umgegangen", betont der 66-Jährige. "Wir fühlen uns hier sehr wohl."

Sein Partner Volkmar Junghans ist Koch in einem Altenheim und stößt auch dort nicht auf Ablehnung, obwohl alle Kollegen und Bewohner von seiner Homosexualität wüssten. "Ich habe überhaupt kein Problem", sagt der 57-Jährige.

Keine echte "Ehe für alle"

Dass es keine echte "Ehe für alle" in Deutschland gibt, stört die beiden allerdings nach wie vor. Letztlich dürfe man sich nicht offiziell als verheiratet ausgeben, sondern müsse "verpartnert" sagen. "Du musst jedem auf die Nase binden, dass du schwul bist", kritisiert Bernd Junghans.

Die Angabe dieses Familienstandes sieht auch der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) als besonders ärgerlich an. "Lesben und Schwule müssen sich immer outen, zum Beispiel beim Arbeitgeber", erklärt der Sprecher des LSVD-Bundesverbandes in Berlin, Markus Ulrich. Auch beim gemeinsamen Adoptionsrecht und beim Abstammungsrecht gebe es noch Nachholbedarf, damit Homosexuelle gleichgestellt seien.

Ablehnung im Alltag

Daneben gebe es auch im Alltag weiterhin Ablehnung. "Die meisten können von Diskriminierungserfahrungen berichten", sagt Ulrich. Viele Homosexuelle bauten vor und gingen nicht unbedingt Hand in Hand durch die Stadt. Und wenn ein Mann bei der Blumenhändlerin einen Strauß kaufe und die Verkäuferin bemerke, dass sich die Ehefrau über die Blumen aber freuen werde, dann werden laut Ulrich viele Schwule eben nicht antworten: "Nee, die sind für meinen Mann!"

Eine Diskriminierung ist in Bayern allerdings inzwischen abgeschafft. Als die FDP zwischenzeitlich im Freistaat mitregierte, setzte sie 2009 durch, dass der bayerische Sonderweg der Homo-Ehe nicht mehr gilt. Volkmar und Bernd Junghans hätten daher heutzutage die Wahl: Sie könnten ihre Liebe wie damals beim Notar bezeugen - oder jetzt auch zum Standesamt gehen. (Ulf Vogler, dpa)

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