Politik

10.02.2012

Betreuungsgeld: Falsches Signal

Ein Kommentar von Anke Sauter

Was alle außer der CSU schon immer wussten, bestätigt nun die EU-Kommission: Das Betreuungsgeld wäre ein Rückschlag für eine moderne Familien- und Arbeitsmarktpolitik. Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer reagiert erwartbar missgelaunt: Immerhin war das Betreuungsgeld so ziemlich der einzige Punkt im Koalitionsvertrag, der die Handschrift der CSU trägt. Doch wagen sich die Betreuungsgeld-Kritikerinnen innerhalb der CSU, die es schon immer gegeben hat, wieder hervor, aktuell angeführt von der Europa-Abgeordneten Monika Hohlmeier. Zu Recht: An der Befürchtung, das Geld würde oft nicht zum Wohl des Kindes ausgegeben, ist leider was dran.
Um es einmal klarzustellen: Wer das Betreuungsgeld nicht mag, will Familien keineswegs verbieten, ihre Kinder in den ersten drei Lebensjahren bei sich zu behalten. Es sollte jedem freistehen, Krippen zu meiden. Vieles spricht dafür, es den Familien selbst zu überlassen, wie sie sich mit ihren Kleinkindern organisieren.

Eine Geldspar-Aktion?


Wenn der Staat aber Geld in großem Stil ausgibt, sollte die Signalwirkung stimmen. Es war ein verständlicher Wunsch der CSU, die eigenen Wähler zu hofieren, indem man angesichts des Krippenausbaus auch diejenigen beglücken wollte, die ein traditionelles Familienmodell leben. Doch einmal abgesehen davon, dass zur CSU-Klientel auch gut ausgebildete junge Frauen gehören, die eben nicht jahrelang auf ihren Arbeitsplatz verzichten können und wollen: Kinder aus sozial schwachen Familien bekämen in einer Kita nun mal die Förderung, die ihnen die Eltern nicht bieten können, die aber ihre Chancen im Leben verbessern würde. Lediglich 14 Prozent der unter Dreijährigen aus Migrantenfamilien besuchen eine Kita, meldete das Statistische Bundesamt vorige Woche. Muss man da noch zusätzliche finanzielle Fernbleibe-Anreize setzen?
Gewiss, der Ausbau der Betreuungsangebote für unter Dreijährige kostet Geld. Pro Platz schlägt eine deutlich höhere Summe zu Buche, als sie für das geplante Betreuungsgeld von 100 beziehungsweise 150 Euro monatlich vorgesehen ist. Sollte das Betreuungsgeld in Wirklichkeit eine Sparmaßnahme des Staates sein, so wäre das zynisch. Und wenn man schon am Rechnen ist: Langfristig kommen verpasste Bildungschancen die Gesellschaft erheblich teurer als genügend Krippenplätze.

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