Politik

18.03.2011

Das Risiko ist zu groß

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Die dramatischen Ereignisse in Japans Atomkraftwerk Fukushima zwingen weltweit alle Befürworter der Kernenergie zum Umdenken. Nicht das Erdbeben, nicht der Tsunami, sondern ein simpler Stromausfall und das dadurch verursachte Versagen des Kühlsystems in Folge der Naturkatastrophe hat zu Explosionen in drei Kraftwerksblöcken geführt. So ein Stromausfall ist hierzulande genauso möglich. Dann gerät auch das noch so sicherste deutsche Kernkraftwerk außer Kontrolle.
Insofern ist es richtig, wenn Atomkraftgegner jetzt einen raschen und nachhaltigen Ausstieg fordern. Zwar kann man nicht morgen die Meiler abschalten, weil es dann zu Versorgungsproblemen kommt. Doch die Reaktoren noch 35 Jahre am Netz zu lassen, ist angesichts der Katastrophe in Japan unverantwortlich. Atomkraft als Brückentechnologie kann man akzeptieren, aber nicht in diesem zeitlichen Ausmaß. Denn je kürzer eine Brücke ist, umso sicherer ist sie auch.
Die Mär vom billigen Atomstrom glaubt sowieso keiner. So stieg in den vergangenen Jahren der Preis für die Kilowattstunde nicht nur wegen Steuern und Abgaben, sondern auch wegen der Gier der deutschen Stromriesen und der Spekulationsaufschläge durch das Handeln des Energieträgers an der Leipziger Strombörse.
Wenn jetzt der Bürgerwille umgesetzt und der Ausbau der erneuerbaren Energien forciert wird, müssen die Menschen aber auch mehr Stromleitungen, mehr Windenergie-, mehr Photovoltaik- und mehr Biogasanlagen akzeptieren. Das Sankt-Florians-Prinzip zählt dann nicht mehr. Hier ist vor allem eine kluge Gesetzgebung gefragt.
Die von vielen als risikolose Alternative gepriesene Kernfusion ist bei näherer Betrachtung leider kein vernünftiger Ausweg. Denn auch hier droht massive Strahlenbelastung, wenn etwas schiefgeht.
Unterm Strich behalten die Besonnenen in der CSU – wie Niederbayerns Bezirkstagspräsident Manfred Hölzlein, der in unmittelbarer Nähe von Isar 1 wohnt, oder Josef Göppel, der mittelfränkische Unions-Obmann im Umweltausschuss des Bundestags – Recht. Sie haben schon lange eine kritische Haltung zur Kernenergie. An ihnen sollten sich die Ideologieverbrämten in der Partei orientieren und eine sinnvolle Ausstiegsstrategie entwickeln.
Das jetzige Moratorium der Laufzeitverlängerung darf jedenfalls nicht zum taktischen Manöver angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt (20. März), Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen (alle drei am 27. März) verkommen.

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