Politik

Manche Lehrer machen die Klassensprecherwahl regelrecht nieder, klagen Schüler. (Foto: dpa)

11.05.2018

Demokratieerziehung light

Viele Jugendliche wollen sich an Schulen politisch mehr einbringen – nicht allen Lehrern gefällt das

Demokratie soll nicht nur im Unterricht, sondern auch im Schulalltag erlernt werden. Doch viele Lehrer haben daran angeblich kein Interesse. „Manche machen die Klassensprecherwahl regelrecht nieder“, erzählt Joshua Grasmüller, erster Bezirksschülersprecher Oberbayern West, beim Expertengespräch „Demokratiepädagogik stärken“ des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Generell mangele es im Schulalltag an Verständnis für ehrenamtliche Ämter inner- oder außerhalb der Schule.

Selbst das Kultusministerium fördert in den Augen der Jugendlichen nicht gerade die Lust an demokratischer Teilhabe. In den zehn Jahren, die es den Landesschülerrat gibt, seien nur drei von rund 300 Anträgen der Landesschülerkonferenz angenommen worden. „Frustrierend“, findet Grasmüller.

Eine Studie der Universität Bielefeld gibt den Schülern Recht: Bei der Demokratiepädagogik belege der Freistaat den letzten Platz. „Bayern ist bei der politischen Bildung weit von den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz entfernt“, erläutert Bildungspolitikexperte Markus Gloe von der Uni München das schlechte Abschneiden. Das Kultusministerium verweist darauf, dass Sozialkunde und Geschichte im neuen G9 zusätzliche Stunden bekommen.

"Man kann Politik unterrichten, ohne Ahnung von Politik zu haben"

Gloe sorgt sich aber nicht nur um Quantität, sondern auch um Qualität. Viele Lehrer seien selbst nicht firm in Demokratiekunde, Studierende oder Referendare erhielten höchstens eine Einführung „light“ in das politische System. „Das heißt, man kann Politik unterrichten, ohne Ahnung von Politik zu haben“, resümiert der Politikwissenschaftler.

Fritz Schäffer, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik beim BLLV, sieht Partizipation als wesentlichen Bestandteil einer demokratischen Schule. Er fordert daher insbesondere bessere demokratiepädagogische Aus- und Weiterbildungen, mehr Demokratieprojekte wie Schülerparlamente an Schulen sowie eine bessere Feedbackkultur zwischen Lehrern und Schülern. Außerdem Koordinatoren für Demokratiepädagogik an jeder Schule, mehr Geld für die Schülermitverwaltung sowie Sozialkunde in Realschulen und Gymnasien spätestens ab Klasse 8.

Schäffer wünscht sich auch, dass sich die Medienpädagogik weniger auf den Umgang mit der Technik, sondern in Zeiten von Fake News stärker auf demokratische Meinungsbildungsprozesse konzentriert. „Eine demokratische Schule braucht auch mehr Rechte für Eltern“, ergänzt Schäffer.

Bayerns neuer Kultusminister Bernd Sibler (CSU) signalisiert Entgegenkommen: Er verspricht, Eltern und vor allem den Landesschülerrat künftig häufiger einzubeziehen. (David Lohmann)

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