Politik

12.10.2012

Der Rentenzynismus

Ein Kommentar von Roswin Finkenzeller

Schön, dass unsere Politiker Hellseher sind. Noch schöner, dass sie unsere ferne Zukunft zwar als nicht ganz unproblematisch, aber doch als einigermaßen geordnet einschätzen. Franz Münteferings Rente mit 67 soll stufenweise verwirklicht werden, mit einer letzten Stufe im Jahr 2029. Ursula von der Leyens Altersarmut ist bis ins Detail beschrieben, für das Jahr 2030 sogar tabellarisch. Auch Horst Seehofers Anrechnung der Pflegezeiten auf die Rente geht von der Annahme aus, die Zeiten würden ruhig bleiben. Inflation? Ach was, sagt zu dieser Frage der politische Routinier.
Der Versuchung, Entwicklungslinien der Vergangenheit einfach zu verlängern und das für eine Beschreibung der Zukunft zu halten, könnte auch der kommende Parteitag der CSU erliegen. Die CSU wird ihrem S gerecht, wenn sie fordert, bei der Berechnung der Rente neben den Kindererziehungszeiten auch gewisse Pflegezeiten zu berücksichtigen. Schön für die Senioren, noch schöner aber für die Bürokraten, weil die angestrebte Wohltat die Sache wieder ein bisschen komplizierter macht. Schon heute kann kaum ein Rentner überprüfen, ob die Rechner, die menschlichen wie die elektronischen, den richtigen Euro-Cent- Betrag ermittelt haben. Nun wäre es gar nicht einmal schlecht, wenn über diese Erwägung ein CSU-Parteitagsdelegierter mit einer Handbewegung hinwegginge. Es wäre aber nur dann ganz gut, wenn er das Thema Rente in seiner ganzen Bedeutungsfülle aufgriffe.

Was helfen würde: Reichtum mit 67


Die Bundeskanzlerin hat einmal die Neuregelung der Altersversorgung als eine ihrer allerwichtigsten Aufgaben hingestellt. Richtig. Geschehen jedoch ist wenig. Dabei geben so gut wie alle Sozialpolitiker zu, dass hohe Lebenserwartungen plus niedere Geburtenraten das herkömmliche Umverteilungssystem zuschanden machen. Daher die Begeisterung der Politiker für Betriebsrenten. Sind jedoch, verehrte Delegierte von der CSU, die Betriebsrentensicherungsfonds genügend geschützt im Zeitalter der Finanzkrisen? Bleibt die dritte „Säule“, die berühmte private Vorsorge. Da kann es passieren, dass einer sich die offiziellen Ermahnungen zu Herzen nimmt, privat mustergültig vorsorgt und dann plötzlich als „Reicher“ dasteht, als Besitzer „starker Schultern“, und entsprechend geschröpft wird. Dabei schützt vor Altersarmut am besten Reichtum mit 67.

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